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Sechseckwelt 03 - Entscheidung in der Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 03 - Entscheidung in der Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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Durchbruch! Sie hätte ihn umarmen und küssen mögen, wenn das möglich gewesen wäre. »Wir gehen weiter«, sagte sie. Er stöhnte.
    »Was können wir jetzt tun?« fragte er. »Wir sind Schweine.«
    »Tschang-Schweine«, gab sie zurück. »Wir denken. Wir wissen. Wir sind immer noch wir. Wenn wir frei bleiben, können wir es trotzdem schaffen.« Er wirkte deprimiert.
    Sie erarbeiteten eine kurze Reihe von Lauten für wichtige Begriffe und übten sie ein. Die Mitteilungen waren einfacher Art, ein paar Grunz- und Quieklaute, aber sie konnten ›Halt‹, ›Los‹, ›Lauf‹, ›Gefahr‹ und andere Grundbegriffe wiedergeben. Schließlich signalisierte Joshi: »Ich habe Hunger.« Sie konnte es ihm nachfühlen. Sie hatten immer Hunger. Aber sie besaßen Vernunft, und die Vernunft sagte, daß sie warten mußten, bis das Risiko geringer wurde. Er akzeptierte ihre Logik und schlief statt dessen.
    Mavra Tschang konnte nicht sofort schlafen. Sie beobachtete Joshi und begriff, daß hier eine Spaltung, eine Dichotomie, bestand, die der Klärung bedurfte.
    Joshi sah normal aus. Sie empfand Hunger wie ein Schwein, fühlte all das, was ein Schwein fühlte. In gewisser Weise hatte diese letzte Verwandlung die letzten Bande zur Menschheit zerrissen, begriff sie. In den vergangenen Jahrzehnten hatte sie sich an ihr Menschsein geklammert; sie war immer noch ein Mensch gewesen, nur eine andere und einzigartige Abart. So fühlte sie nicht mehr. Eine Weile fragte sie sich, ob ihre neue Einstellung auf das zurückzuführen war, was man mit ihr gemacht hatte. Sie bezweifelte es; es war nicht wie die Hypnobeeinflussung, damit sie ihr neues Leben auf allen vieren akzeptierte. Nein, es war etwas anderes und doch Vertrautes. Es war vielmehr wie die Wandlung, als sie aufgehört hatte, darüber nachzudenken, wie sie eines Tages ihre Menschlichkeit wiedergewinnen würde, und sich als das akzeptiert hatte, was sie war.
    Schwein – alle Elemente, die das Tier zusammensetzten, mit dem sie nun verwandt war – rang mit menschlicher Persönlichkeit und Ansicht. Was schuldete sie den Menschen denn? Was hatten sie für sie getan? Selbst früher schon, als eine von ihnen, war sie für sich gewesen, anders, ein abgesondertes Element, das sich den ›normalen‹ Leuten ringsum überlegen gefühlt, sich als fremdartig empfunden hatte. Sie war unter ihnen, aber nicht eine von ihnen gewesen, solange sie sich erinnern konnte. Man hatte sie zu einem Tier gemacht; nun gut, sie würde eines sein. Ein Schwein, oder was immer das sein mochte. Ein sehr kluges Schwein, gewiß, aber trotzdem ein Schwein.
    Die widerstreitenden Elemente in ihrem Geist stellten den Kampf ein. Sie war ein Schwein und würde es immer bleiben, und es war richtig so.
     
     
    Als es dunkel wurde, fühlten sie sich beide dem Verhungern nahe. Vorsichtig liefen sie auf Lichter in der Ferne zu. Sie befanden sich in einem Hoch-tech-Hex; die Wuckl waren offenkundig Tagwesen, aber wie die Menschen konnten sie auch nachts existieren und aktiv ein.
    Es war eine kleine Stadt; nicht das Bevölkerungszentrum, nein, sondern ein Ort von einigen tausend Einwohnern. Man würde auf zwei entlaufene Tiere achtgeben, so daß Mavra und Joshi vorsichtig sein mußten. Sie liefen um die Stadt herum und forschten mit ihrer neuen, gesteigerten Witterung nach den Gerüchen, die vorhanden sein mußten. Es gab Abfalltonnen, aber sie zogen es vor, nicht darin zu wühlen, wenn sie es vermeiden konnten – zuviel Lärm und Geklapper. Aber Abfalltonnen ließen auf eine Abfallhalde schließen, und sie verbrachten eine halbe qualvolle Nacht auf der Suche danach.
    Endlich fanden sie eine große Grube mit Müll und Speiseabfällen. Sie schlugen sich mit Zeug voll, das sie in ihrem früheren Dasein abgestoßen hätte. Als Wildschweine störte es sie nicht.
    Leider war ihr Hunger unbezwingbar; selbst als er nachließ, fiel es ihnen schwer, eine sichere Nahrungsquelle zu verlassen, weil sie wußten, daß sie bald wieder darauf angewiesen sein würden. Aber sie mußten sehen, daß sie weiterkamen; hier in der Gegend zu bleiben, bedeutete sichere Gefangennahme und Unterbringung in einem viel strengeren Gefängnis, vielleicht in einem Käfig.
    Die Sonne hatte ihnen gezeigt, wo Osten lag, und sie machten sich auf den Weg. Das Gelände war sumpfig, doch das störte sie nicht; ihre Gattung konnte unermüdlich schwimmen, und weder Feuchtigkeit noch Schlamm behinderten sie.
    Alles schien nach Wunsch zu verlaufen. In der zweiten Nacht

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