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Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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hatte die Fähigkeit irgendwo verloren und schien nicht herausfinden zu können, wo das gewesen war. Marquoz, etwa – er hatte sie immer noch, hatte sie immer besessen. Der Chugach hatte nicht nur sich selbst fest in der Hand, sondern auch diejenigen um sich herum, so, wie sie das früher auch gekonnt hatte. Und Zigeuner – wer und wo er auch sein mochte –, auch er hatte das. Wo hatten sie es her? Auf jeden Fall waren sie nicht damit geboren worden. Das war etwas, das man erwarb, wenn man aufwuchs – etwas Angenommenes. Und wie verlor man es? Indem man es nicht ständig gebrauchte, so, wie Marquoz und Zigeuner es stets gebraucht hatten.
    Sie glich dem großen, bahnbrechenden Kämpfer, dachte sie, der sich mit Gewalt und Tücke an die Spitze gebracht hatte, um dann in einem großen Herrenhaus zu landen, mit allem, was er sich wünschte, versehen. Wenn man ihm das nach vielen Jahren wegnahm, war er verloren. Seine Fähigkeiten waren eingerostet, überholt oder, schlimmer noch, durch lange Jahre des Nichtgebrauchs verkümmert.
    Verkümmert. Das beunruhigte sie. Das wilde, raubkatzenartige Wesen Mavra war gezähmt worden, häuslich, dick und faul. Jetzt, da es wieder in die Wildnis geschleudert worden war, entdeckte das verzärtelte Geschöpf, daß diese Wildnis etwas Fremdes war, durchaus nicht mehr sein Element.
    Daran war nicht vorbeizukommen, obwohl es ihr schwerfiel, das selbst vor sich allein zuzugeben. Sie brauchte andere Leute nicht nur, sie brauchte Leute, auf die sie sich verlassen, denen sie im Notfall sogar ihr Leben anvertrauen konnte. Vielleicht, wenn sie mehr Zeit gehabt oder die Dinge stärker in der Hand gehabt hätte, wenn sie in der Lage gewesen wäre, den Plan oder den zeitlichen Ablauf nach ihren Bedürfnissen zu verändern, hätte sie mehr von ihren alten Fähigkeiten wiederfinden und in die Wildnis zurücktauchen können, aus der sie gekommen war. Aber das gelang ihr nicht, und die Zeit verrann unwiederbringlich. Ereignisse, auf die sie keinen Einfluß hatte, würden bald Maßnahmen und Gegenmaßnahmen erzwingen, über die sie ein Vorauswissen besaß – ihre stärkste Waffe –, ohne sie aber ändern zu können.
    Am Spätnachmittag ging sie am Flußufer entlang und dachte darüber nach, als ein sonderbares, hasenartiges Wesen auftauchte. Seine riesigen Ohren und übertrieben vorstehenden Zähne verliehen ihm ein beinahe komisches, karikaturhaftes Aussehen, das durch einen Blick auf die kraftvollen Beine ausgeglichen wurde. Es war überdies mehr als eineinhalb Meter groß, selbst ohne die Ohren – eine sehr beachtliche Größe –, obwohl die Art harmlos war. Es starrte sie eher neugierig als furchtsam an, und sie starrte zurück. Irgendwo in den Winkeln ihres Gehirns regte sich ein Gedanke und erzwang sich den Weg nach vorn. Das Tier hatte etwas entschieden Seltsames an sich, etwas, das sie nicht ganz unterbrachte, das aber auf irgendeine Weise wichtig zu sein schien. Kurz danach begriff sie, daß das Tier vom Gesicht bis zu den kürzeren Vorderbeinen braun war, darunter das Haar aber langsam schneeweißem Pelz Platz machte. Sie schaute genauer hin und konnte Spuren von vereinzelten weißen Stellen sogar im hellen Braun erkennen.
    Sie hatte solche Wesen schon früher gesehen, aber sie waren zumeist ganz weiß oder ganz braun gewesen. Nun wußte sie plötzlich, warum. Weiß war die Winterfarbe. Im Schnee wurden die Tiere dadurch fast unsichtbar. Jetzt, da der Frühling begann und jeder neue Tag ein bißchen wärmer wurde, nahm das Tier eine braune Färbung an, um in dem erblühenden Wald besser getarnt zu sein. Langsam wurde das Weiß verdrängt, während die Jahreszeiten wechselten – und das bedeutete, daß bei der einen von zwei Gelegenheiten im Jahr das Tier sich auf seine Färbung als Schutz nicht verlassen konnte. Jetzt, beim Frühlingsanfang wie später im Herbst, war es eine Zielscheibe. Jagdgruppen kamen inzwischen schon zum See herauf; sie hatte sie gesehen und ärgerte sich darüber, daß ihr der Zusammenhang nicht gleich aufgegangen war.
    Die Jagd war bei den Dillianern ein wichtiger Erwerbszweig; die Einheimischen verwendeten Häute und Felle auf vielerlei Art und verkauften das Fleisch an benachbarte Hexagons. Jagdgruppen – zumeist Berufsjäger – bestanden aus harten Leuten, die sich auskannten. Aber die Jagd wurde nicht in Dillia betrieben – sie war nur seeauf möglich, und das Wild dort war reserviert für die Dauerbewohner, damit sie es hegten. Nein, die Jagd von

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