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Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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sein und einander regelmäßig abreiben, damit aus dem Schweiß keine Eiskügelchen werden. Und schwitzen tut man, täuscht euch da nicht. Manche von den alten Steigen gehen fast senkrecht hinauf, und man trägt ‘nen schweren Rucksack. Zuweilen verschwindet der Weg ganz – dann muß man auf Schnee und Eis hinaus, was um diese Zeit besonders gefährlich ist, weil der Schnee vom Boden aufwärts schmilzt und die Sonne von oben runtergleißt. Das gibt versteckte Spalten, die eine ganze Gesellschaft verschlingen können, ohne eine Spur zu hinterlassen, und übles Glatteis und weiche Stellen und Schneebrücken, wo der Boden fest zu sein scheint, unter denen aber nichts als Luft ist, wenn man’s ausprobiert.«
    Seine Aussprache war sonderbar; für sie wurde sie übersetzt wie Reden aus einem Piratenbuch für Kinder, farbig und einzigartig. Sie fragte sich, wieviel davon auf Wirkung angelegt war, oder ob er, wie sie das bei anderen erlebt hatte, das schon so oft vorgespielt hatte, daß er der geworden war, den er darstellte.
    Seine Zuhörer waren natürlich zumeist junge Leute, und sie überfielen ihn mit Fragen. Mavra schob sich an einen von ihnen heran und flüsterte: »Wer ist er überhaupt?«
    Der junge Mann sah sie fassungslos an.
    »Na, das ist Asam – der Colonel persönlich«, erwiderte er ehrfürchtig.
    Sie konnte sich an keine Rangordnung in Dillia erinnern.
    »Tut mir leid, ich bin neu hier«, sagte sie zu dem hingerissenen Jüngling. »Können Sie mir etwas über ihn sagen? Warum wird er Colonel genannt?«
    »Na, er hat die ganze Welt umrundet«, stieß der Informant hervor. »Er hat zu irgendeiner Zeit in über fünfzig Hexagons gedient. Alles mögliche – Schmuggeln, Forschungsreisen, Kurier –, was Sie sich denken können.«
    Ein Glücksritter, dachte sie erstaunt. Ein Glücksritter aus Dillia, ein Abenteurer, einer, der für Geld jedes Risiko einging – sie kannte den Typ. Um so alt geworden zu sein, mußte er wirklich verdammt gut sein, selbst wenn die Hälfte der Geschichten, die man sich über ihn erzählte, vermutlich nicht der Wahrheit entsprach. Wenn er wirklich um die ganze Sechseck-Welt herumgekommen war, gehörte er zu den ganz wenigen Leuten, die das geschafft hatten. Das allein sagte über ihn schon etwas aus – und war eine Leistung, die zur Legendenbildung führen mußte, also wohl der Wahrheit entsprach.
    »Und das mit dem Rang?« drängte sie.
    »Ach, er ist in allen möglichen Armeen alles mögliche gewesen. Als er gegen alle Dahbi-Versuche, ihn aufzuhalten, das Pestserum von Czill nach Morguhn brachte, na, da wurde er dort zum Ehren-Oberst ernannt. Weiß nicht, warum, aber das ist ihm geblieben. Die meisten reden ihn so an.«
    Sie nickte und blickte wieder auf den kraftvollen und legendären Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, der gerade eine Geschichte von kämpfenden Eisriesen vor langer Zeit in irgendeinem fernen Hex erzählte.
    »Wenn er so ein Mann ist, was macht er dann hier? Ist er nur auf der Jagd?« fragte sie den Jüngling nach einer Weile.
    Ein älterer Mann, der ihre Frage gehört hatte, schob sich heran.
    »Verzeihung, Miss, aber das ist seine Manie. Stellen Sie sich vor, daß Sie hier die ganze Welt gesehen und alles mögliche gemacht haben, und Gedemondas liegt gleich nebenan – er ist hier geboren, seeaufwärts. Für ihn ist das ein Rätsel. Er schwört ab und zu, daß er einen Gedemondaner einfangen will, um herauszubekommen, was mit ihnen ist, bevor er stirbt.«
    Ihre Brauen wölbten sich höher, und ein schwaches Lächeln spielte um ihren Mund.
    »Ach, hat er das, wie?« murmelte sie vor sich hin. Sie blieb eine Weile stehen, bis die Geschichte abgeschlossen war, dann stellte sie ihm durch das Gedränge eine Frage. »Haben Sie je einen Gedemondaner gesehen?« rief sie.
    Er lächelte und trank wieder einen Schluck, während sein Blick anerkennend über ihre Gestalt glitt.
    »Ja, schönes Kind, oft«, gab er zurück. »Ein paarmal versuchten einige von den Wesen sogar, mich umzubringen, und lösten Lawinen über mir aus. Bei anderen Gelegenheiten hab’ ich sie aus der Ferne gesehen, auf der anderen Seite eines Tales, oder wie sie ihre fremdartigen Laute von den Schneehängen widerhallen ließen.«
    Sie zweifelte daran, daß die Gedemondaner je den Wunsch gehabt hatten, ihn umzubringen. Wenn das der Fall gewesen wäre, hätte er sich längst nicht mehr am Leben befunden, wie sie wußte.
    Sie hatte Asam jetzt auf dem richtigen Gleis, und er schaute sich schließlich um

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