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Sechselauten

Sechselauten

Titel: Sechselauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
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besser, dachte er. Als man auf der Trainerbank noch Kette rauchte.
    Zwischendurch rief Corina an. Sie erzählte ihm, dass es mit Kathrins Austauschjahr klappen werde. Danach war es zweimal Lenz, der sich meldete. So wie es schien, hatte der Alte tatsächlich einen Weg gefunden, wie sie an diese Lara Bischoff herankommen konnten. »Ich mach aus Eschenbach einen Graf Esterhazy«, sagte Ewald und kicherte.
    »Graf Dracula ist vielleicht besser«, konterte der Kommissar. Und als er wieder am PC saß, kam ihm Sandro Graf in den Sinn. Der Anwalt, den die Koleggers erwähnt hatten. Eschenbach sah sich nochmals das Organigramm der FIFA an. Graf figurierte nirgends. Und als er am nächsten Morgen bei der FIFA anrief, meinte die Telefonistin freundlich: »Nein. Ein Sandro Graf arbeitet nicht bei uns.«

6
    D ie Einladung zu diesem Vortrag ging an alle Patienten«, sagte Sir Jonathan Ellington Jr., administrativer Leiter der Princess-Grace -Klinik, und sein Nicken schien kein Ende zu finden. »Und diesmal wurde mit der University of Westminster sogar ein Ort gewählt, den man von der Klinik ohne weiteres auch zu Fuß erreichen kann.«
    »Okay«, sagte Paresh nachdenklich. »Dann ist es also ein Massenversand. Ich wollte das bei Ihnen direkt klären. Es geht um Sicherheitsaspekte, Sie wissen schon … Shakespeare könnte, was Mrs Bischoff betrifft, durchaus eine Falle sein.«
    Das Nicken von Sir Jonathan hatte sich ohne Unterbrechung auch auf die Beantwortung dieser Frage erstreckt. »Ich weiß«, sagte der bleiche, ältere Herr im Tweedanzug. »Und wenn Sie es wünschen, kann ich für Lady Bischoff einen der vorderen Plätze reservieren lassen.«
    Der Begriff Lady war für Lara Bischoff eigentlich eine Etage zu hoch gegriffen. Dies wusste der Chef für Sicherheit bei Goldmann Investments Ltd. genauso wie sein Gegenüber, Sir Jonathan, der gleichfalls keinem Adelsgeschlecht entstammte, sondern seinen Titel durch Ritterschlag (zum Knight of the British Empire ) für besondere Dienste am Königreich erhalten hatte.
    Seit geraumer Zeit munkelte man aber, dass Lara Bischoff für diesen Schlag (in ihrem Fall zur Dame und nicht zum Ritter) ebenfalls vorgesehen war, sobald die Königin, die das Schwert noch immer selbst führte, Zeit und Muße dafür finden würde.
    So gesehen war die Lady von Sir Jonathan eine höfliche Anspielung auf das bevorstehende Ereignis.
    Paresh hingegen empfand Ellingtons Lady als die Arschkriecherei vor einer jungen Frau, die viel zu viel Geld geerbt hatte. »Dann reservieren Sie bitte«, sagte er.
    »Für Sie beide?«
    »Nein«, sagte er nach einem kurzen Zögern. »Ich kann die Diskussion um den 17 . Graf von Oxford nicht mehr hören. Ein Platz ist völlig ausreichend.«
    Lara hatte sich zum dritten Mal umgezogen.
    Als Paresh nach kurzem Klopfen eintrat, trug sie ein pfirsichfarbenes Kleid aus Crêpe de Chine, helle Strümpfe, cremefarbene Schuhe und eine Perlenkette.
    »Es ist nicht das Glyndebourne-Picknick«, sagte Paresh mit einem Augenaufschlag.
    »Blödmann«, sagte sie. »Unter normalen Umständen wäre es ein halblanges Schwarzes … ist mir schon klar. Dezent und unauffällig.« Lara stand vor dem Spiegel und schnaufte. »Aber das hier ist nicht normal.« Sie deutete auf ihr Gesicht, das abgesehen von Augen, Nasenöffnungen und Mund fast gänzlich einbandagiert war.
    »Vielleicht solltest du’s dir noch mal überlegen.«
    »Wenn ich ein Schwarzes trage, dann springt allen dieser Kopfverband ins Auge wie das Licht eines Leuchtturms. Aber so … mit einem passenden Hut«, sie zuckte etwas hilflos mit den Schultern. »Alles Ton in Ton, vielleicht übersieht man’s dann.«
    »In diesem Aufzug bist du Gesprächsthema Nummer eins, das garantier ich dir. Phantom der Oper im Sommernachtstraum .«
    »Paresh, du bist ein Arschloch.«
    »Und wenn wir Pech haben, steht übermorgen alles in der Zeitung. Du musst mich erst entlassen, wenn du so auf die Straße willst.«
    »Ich entlasse dich.«
    »Weiße Bluse und dunkle Jeans«, sagte Paresh. Er betrachtete Lara abwägend. »Dazu am besten Turnschuhe. Dann siehst du aus wie eine Studentin, die es beim Rollschuhlaufen hingeknallt hat. Niemand wird dich erkennen. Und das ist es doch, was wir wollen, oder?« Zufrieden nickte er. »Und wenn’s geht, trag bitte keine Sonnenbrille. Auch wenn’s dir schwerfällt.«
    »Hau ab!«
    »Ich werd dich nach dem Vortrag abholen.« Bevor Paresh die Suite wieder verließ, fügte er noch hinzu: »Und wenn du Lust hast,

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