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See der Schatten - Kriminalroman (German Edition)

See der Schatten - Kriminalroman (German Edition)

Titel: See der Schatten - Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Aaron
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anderen. Abgesehen davon passte auch Millie Walls mit ihren schwarzen Haaren und den Piercings überhaupt nicht ins Bild.
    Eine Weile überlegte sie noch hin und her und versuchte, irgendeine sinnvolle Verbindung zwischen den vier Frauen herzustellen, kam aber zu keinem schlüssigen Ergebnis. Die einzige Möglichkeit war wohl, noch mehr über die beiden herauszufinden. Ihre Vermutung fiel ihr wieder ein, dass Claire vielleicht bei Justin Ciprati zu Besuch gewesen war.
    Das war zumindest ein Punkt, an dem sie ansetzen konnte. Allerdings war ihr klar, dass sie nicht einfach in Shadow Lake herumlaufen und allen Einwohnern Fragen stellen konnte. Sie hatte damals bei Ellen erlebt, wie schnell die Leute misstrauisch geworden waren. Und wenn sie erst einmal den Ruf hatte, in den Angelegenheiten anderer herumzuschnüffeln, würde niemand ihr mehr etwas erzählen. Dazu kam, dass sie als Ellens Nichte ohnehin bei vielen auf Ablehnung stoßen würde.
    Dann hatte sie eine Idee. Shannon, eine Schulfreundin von ihr und Kate, war lange Zeit mit Justin zusammen gewesen, vielleicht war sie es sogar immer noch. Auf jeden Fall müsste sie wissen, ob Claire eine Freundin von Justin gewesen war. Tess hatte vor einiger Zeit von Kate erfahren, dass Shannon den Frisiersalon in Shadow Lake übernehmen wollte. Wenn das der Wahrheit entsprach, war ein Besuch bei ihr die ideale Möglichkeit, sie unauffällig auszuhorchen.
    Tess blickte in den Spiegel und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Ich glaube, ich brauche ganz dringend eine neue Frisur«, grinste sie.

14. Kapitel
     
    Zur gleichen Zeit erreichte Ryan MacIntyre Shadow Lake. Alle Flüge direkt nach Medford waren ausgebucht gewesen, weshalb Cathy ihm einen Flug nach Portland gebucht hatte. Den Rest der Strecke hatte er mit dem Auto zurücklegen müssen. Immerhin hatte er so die Gelegenheit bekommen, sich die Landschaft Oregons anzusehen. Sie war kärger, als er erwartet hatte – und als echtem Großstädter kam ihm das dünn besiedelte Gebiet außerhalb Portlands fast wie Niemandsland vor. Selbst Medford, die einzige größere Stadt in der Nähe von Shadow Lake, war nicht viel mehr als ein größer gewordenes Dorf. Noch immer herrschte dort der typische Kleinstadtcharakter vor.
    Jetzt hatte er mehr als fünf Stunden Fahrt hinter sich und war froh, endlich in dem kleinen Ort angekommen zu sein. Während er mit seinem Mietwagen die Hauptstraße entlangfuhr, fragte er sich zum wiederholten Mal, warum Susannah hierher gekommen war.
    Shadow Lake war ein für diese Region charakteristisches, verschlafenes Nest. Die Häuser waren rustikal, aber sehr gepflegt. Sie standen weit auseinander. Die großen Grundstücke dazwischen zeigten, dass Land in dieser Gegend nicht viel kostete. In den Gärten blühten bunte Blumen neben rechtwinklig angelegten Gemüsebeeten. Rechts und links der Hauptstraße lagen die üblichen Geschäfte: ein kleiner Lebensmittelladen, einer für Anglerbedarf, eine Tankstelle mit angeschlossener Werkstatt, ein Friseursalon. Alles wirkte sehr nett – und sehr spießig. Es war überhaupt kein Ort, an dem Susannah sich hätte wohlfühlen können, da war er sich absolut sicher. Was also hatte sie hier gewollt?
    Noch immer quälten Ryan Gewissensbisse. Er dachte an die Wochen vor Susannahs Tod. Warum hatte er nicht mehr Zeit für seine kleine Schwester gehabt, als sie nach Oregon gezogen war? Es wäre überhaupt kein Problem für ihn gewesen, sie wenigstens ab und zu anzurufen oder einen Kurzbesuch über das Wochenende zu organisieren. Wenn er sich mehr um sie gekümmert hätte, wäre ihm vielleicht rechtzeitig aufgefallen, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Aber stattdessen hatte er seine ganze Energie in seinen Beruf gesteckt. Bauzeichnungen und Kundenbesuche waren ihm wichtiger gewesen als die eigene Familie. Viel mehr als kurze, oberflächliche E-Mails hatte er für Susannah nicht übrig gehabt. Er verzog verbittert das Gesicht.
    Außerdem warf er sich vor, dass er nach Susannahs Tod ihre Leiche einfach nach Boston hatte überführen lassen, anstatt selbst nach Shadow Lake zu kommen. Sicher, er war durch die Nachricht vom Selbstmord seiner Schwester geschockt gewesen – und völlig überrascht. Von Anfang an hatte er das Gefühl gehabt, dass da irgendetwas nicht zusammenpasste. Susannah hatte eine sehr stabile Persönlichkeit gehabt, es musste schon etwas wirklich Gravierendes passiert sein, das sie so aus der Bahn geworfen hatte. Aber er hatte die Ergebnisse der

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