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See der Schatten - Kriminalroman (German Edition)

See der Schatten - Kriminalroman (German Edition)

Titel: See der Schatten - Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Aaron
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davon gehört habe«, hatte Darren berichtet, ein alter Schulfreund von Susannah aus Boston. Die anderen hatten sich ähnlich geäußert.
    Ryan fuhr sich ratlos mit der Hand durch die Haare und blickte aus dem Fenster seines Hotelzimmers. Er hatte im Moment keinen blassen Schimmer, wo er als Nächstes ansetzen konnte. Durch das frühlingshelle Blattwerk der Bäume sah er das Wasser des Shadow Lake in der Sonne schimmern.
    Erst einmal brauchte er dringend frische Luft, entschied er. Ein kleiner Spaziergang würde ihm vielleicht ganz gut tun. Noch dämmerte es nicht. Er hatte daher genug Zeit, sich die Umgebung etwas genauer anzusehen. Also nahm er seine Jacke vom Garderobenhaken neben der Tür und verließ das Zimmer.
    Eigentlich hatte er noch einmal versuchen wollen, Susannahs beste Freundin Tamara anzurufen. Bisher hatte er sie nicht erreicht und ihr nur eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen, dass er sich später noch einmal melden würde. Aber das hatte auch noch bis morgen Zeit.
    Unter den neugierigen Blicken Hank Fridays und einiger Barbesucher verließ er das Lakeview Inn in Richtung des Shadow Lake. Er war sich sicher, dass Hank seinen Gästen schon mit verschwörerischer Stimme mitgeteilt hatte, wer da neuerdings Gast in seinem Hotel war, aber es interessierte ihn nicht weiter. Er hatte jetzt andere Probleme, über die er sich Gedanken machen musste.
    Schon nach ein paar Minuten gelangte er in die Nähe des Sees, aber das Ufer war schwieriger zu erreichen, als er gedacht hatte. Einige Stellen waren felsig und fielen steil ins Wasser ab. An den flacheren wuchs dichtes, kniehohes Gestrüpp zwischen hohen Sträuchern.
    Ryan versuchte sich einen Weg durch das Dickicht zu bahnen, gab aber schnell auf, weil er immer wieder mit den Hosenbeinen an spitzen Dornen hängen blieb. Stattdessen entschied er, auf dem Weg zu bleiben, der den Shadow Lake komplett umrundete, auch wenn dieser oft nicht direkt am Wasser entlangführte.
    Zum wiederholten Mal rief er sich die Karte des Sees in Erinnerung, die er bei den Ermittlungsakten zu Susannahs Tod gesehen hatte. Auf ihr war der Fundort ihrer Leiche mit einem roten Kreuz markiert gewesen. Absurderweise hatte dabei an die Schatzkarten denken müssen, mit der ihr Vater mit ihm und Susannah in den Schulferien regelmäßig Schnitzeljagden veranstaltet hatte, als sie noch klein gewesen waren.
    Susannahs Leiche hatte auf einer Landzunge am südwestlichen Seeufer gelegen, überlegte Ryan. Wenn er also den Weg nahm, der nach links führte, müsste er in relativ kurzer Zeit dorthin gelangen. Er warf einen schnellen Blick auf seine Armbanduhr. Es war kurz vor sechs. Er hatte also noch genug Zeit für seine Erkundungen. Trotzdem setzte er sich vorsichtshalber ein Zeitlimit. Sollte er die Landzunge nach einer Stunde noch nicht erreicht haben, wollte er umkehren und es am nächsten Tag noch einmal versuchen. Er hatte nicht das Bedürfnis, bei Dunkelheit in dem unbekannten, schwer zugänglichen Terrain herumzuirren.

18. Kapitel
     
    Ziellos fuhr Tess in ihrem Auto durch die Gegend. Die Begegnung mit den Millers hatte sie mehr aufgewühlt, als sie sich das vorher hätte vorstellen können. Sie war auf Kälte, vielleicht sogar auf eine gewisse Feindseligkeit vorbereitet gewesen, als sie den Laden betreten hatte. Doch der extreme Gefühlsausbruch von Wendy Miller war für sie immer noch unfassbar. Er hatte sie getroffen wie ein Fausthieb ins Gesicht. Was war aus der ruhigen, immer freundlichen Frau geworden, die Tess und den anderen Kindern immer Brausebonbons und Schokoriegel zugesteckt hatte, wenn sie in den Laden gekommen waren?
    Unwillkürlich schüttelte Tess den Kopf. Sie hatte ja keine Ahnung gehabt, wie sehr Joannas Eltern sich durch den Tod ihrer Tochter verändert hatten. Aber was hatte sie erwartet? Dass sie einfach weiterleben würden, als wäre nichts gewesen? Es war ja klar, dass ein solcher Schicksalsschlag ihnen quasi den Boden unter den Füßen wegziehen musste, zumal Joanna ihr einziges Kind gewesen war und ihr Mörder immer noch frei herumlief.
    Aber so sehr Tess auch versuchte, Erklärungen und Entschuldigungen für das Verhalten der Millers zu finden, konnte sie trotzdem das Gefühl nicht abschütteln, ungerecht behandelt worden zu sein. Natürlich verstand sie Joannas Eltern, aber wer hatte eigentlich Verständnis für sie? Der Mord hatte schließlich auch ihr Leben für immer verändert. Immer noch kamen nachts die Bilder von der blutüberströmten Leiche in ihren

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