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See der Schatten - Kriminalroman (German Edition)

See der Schatten - Kriminalroman (German Edition)

Titel: See der Schatten - Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Aaron
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sie in der Großstadt wohnte und arbeitete, wo immer die verschiedensten Geräusche zu hören waren, kam ihr die Stille ungewöhnlich vor.
    Plötzlich stutzte sie. Ein Stück hinter ihr hatte ein Zweig geknackt. Sie drehte sich um und suchte die Gegend mit den Augen ab. Doch sie konnte niemanden entdecken. Schlagartig fühlte sie sich an den Abend vor sieben Jahren zurückversetzt. Da hatte sie auch verdächtige Geräusche gehört, aber niemanden gesehen.
    Unsinn, das war bestimmt nur ein Vogel oder eine Maus, versuchte sie sich selbst zu beruhigen. Langsam wurde sie wirklich paranoid. Sie atmete tief aus und lief weiter. Aber trotzdem wurde sie das Gefühl nicht los, dass jemand ihr folgte.
    Sie wurde etwas schneller. Auf dieser Seite des Shadow Lake fiel das Gelände sehr steil zum Wasser hin ab. Der Weg, der den Shadow Lake umrundete, führte jetzt ein Stück vom Ufer weg und steil bergauf. Zwischen ihm und dem See lag eine kleine Baumgruppe unterhalb einer steilen Felswand. Um zur Landzunge zu gelangen, musste man den Weg verlassen und zwischen den Bäumen durchlaufen.
    Obwohl Tess seit sieben Jahren nicht mehr hier gewesen war, hatte sie keine Schwierigkeiten, sich zu orientieren. Sie wusste genau, welche Richtung sie einschlagen musste, um auf dem kürzesten Weg zu ihrem Ziel zu kommen. Allerdings waren die Sträucher beträchtlich gewachsen, und auch das Unterholz war wesentlich dichter als früher, sodass sie Mühe hatte, sich durchzukämpfen. Immer wieder blieb sie an langen Ranken und hervorstehenden Zweigen hängen. Sie stieß einen leisen Fluch aus, als sie mit dem Ärmel ihrer Jacke an einem dornigen Busch hängen blieb. Mit leisem Knirschen riss der Stoff ein Stück ein.
    An einigen Stellen war überhaupt kein Durchkommen mehr möglich, sodass sie immer wieder kleine Umwege in Kauf nehmen musste.
    Trotzdem ließ sie sich nicht beirren und ging entschlossen weiter. Sie wusste genau, wenn sie ihr Vorhaben, an die Landzunge zurückzukehren, jetzt nicht durchzog, würde sie es niemals tun.
    Doch mit einem Mal blieb sie stehen. Irgendetwas stimmte nicht. Sie hatte wieder ein Geräusch gehört. Diesmal war es allerdings von oben gekommen, von der Steilkante direkt oberhalb der Felswand. Sie reckte den Hals, um besser sehen zu können. Für den Bruchteil einer Sekunde meinte sie, weiter oben einen dunklen Schatten erkannt zu haben, aber sicher war sie sich nicht. Ihre Nerven waren inzwischen dermaßen angespannt, dass sie sich alles Mögliche einbilden konnte.
    »Hallo? Ist da oben jemand?«, rief sie beunruhigt. Während sie auf eine Antwort lauschte, ertönte wieder ein Geräusch. Aber es war keine Stimme, sondern ein merkwürdiges Knirschen und Schaben. Tess runzelte sie Stirn. Sie versuchte zu verstehen, was oberhalb der Felswand vor sich ging. Doch sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Als sie es endlich begriff, war es schon zu spät.
    Tess war wie gelähmt, als die Felsbrocken auf sie zustürzten. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf das graue Gestein, war jedoch unfähig, sich zu bewegen. Sie öffnete den Mund, konnte aber nicht einmal schreien. Der Schreck drückte ihr die Kehle zu.
    Plötzlich packten sie zwei Hände von hinten an der Jacke und rissen sie brutal zurück. Sie schrie auf, während sie das Gleichgewicht verlor, nach hinten kippte und unsanft auf dem Boden zwischen den Bäumen landete.
    Sie schlug die Arme vor das Gesicht, um sich vor den umherfliegenden kleineren Steinen zu schützen, konnte aber nicht verhindern, dass sie Staub einatmete. Ein etwas größerer Felsbrocken traf sie schmerzhaft am linken Bein, kurz oberhalb des Knies. Sie stöhnte auf, wagte es aber nicht, die Arme vom Gesicht zu nehmen und nachzusehen, wie schwer er sie verletzt hatte.
    Stattdessen blieb sie reglos liegen. Sie wartete ab, bis es wieder absolut ruhig war. Erst als der aufgewirbelte Staub sich langsam legte, traute sie sich, die Arme wegzuziehen und die Augen zu öffnen. Der eingeatmete Staub kratzte in ihrer Kehle und sie musste husten.
    Dann starrte sie entsetzt auf die Stelle, an der sie Sekunden vorher gestanden hatte. Dort lag ein dicker Felsbrocken von fast einem Meter Durchmesser. Er war gegen den Stamm eines Baumes geprallt. Die Wucht des Steins hatte den Stamm in der Mitte gespalten.
    Tess schluckte schwer und bemerkte, dass ihre Knie weich wurden, obwohl sie immer noch am Boden lag. Sie wollte sich lieber nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn sie anstelle des Baumes den

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