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See der Schatten - Kriminalroman (German Edition)

See der Schatten - Kriminalroman (German Edition)

Titel: See der Schatten - Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Aaron
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meisten Einwohnern von Shadow Lake traute sie Ryan zu, dass er Verständnis für ihre Situation aufbrachte.
    »Also, Susannah war nicht die Einzige, die auf dieser Landzunge zu Tode gekommen ist«, begann sie stockend. »Vor sieben Jahren wurde meine Freundin genau hier an dieser Stelle ermordet. Und ich habe damals ihre Leiche gefunden.«
    Ausführlich berichtete sie von dem Abend an dem Joanna auf so grausame Weise ermordet worden war. Obwohl es ihr schwerfiel, ließ sie kein Detail aus. Auch dass Jared, ihr Cousin, als Hauptverdächtiger galt und seit diesem Abend spurlos verschwunden war, ließ sie nicht unerwähnt.
    Ryan, der sich inzwischen neben sie gesetzt hatte, hörte ihr aufmerksam zu und unterbrach sie nicht ein einziges Mal. Als sie ihren Bericht beendet hatte, sah er sie erschüttert an.
    »Das ist wirklich kaum zu glauben«, meinte er und atmete hörbar aus. »Kein Wunder, dass die Stelle hier solche Erinnerungen bei Ihnen auslöst. Ich hoffe, Sie sind nicht wütend auf mich. Immerhin sind Sie ja meinetwegen hier.«
    Tess schüttelte den Kopf. »Das stimmt nicht. Ich wollte sowieso hierherkommen. Irgendwie muss ich mit der Vergangenheit fertig werden, und ich dachte, dazu muss ich mich meinen Ängsten stellen. Da geht es mir anscheinend ganz ähnlich wie Ihnen.« Sie lächelte ihn verlegen an. Ihr Gefühlsausbruch in seiner Anwesenheit war ihr ziemlich peinlich. »Allerdings hätte ich vielleicht besser allein herkommen sollen. Sie haben ja schon genug mit ihren eigenen Problemen zu tun.«
    Ryan lachte kurz auf. »Ach, machen Sie sich um mich mal keine Sorgen.« Mit etwas leiserer Stimme fügte er hinzu: »Die Trauer um meine Schwester ist wohl nichts im Vergleich zu dem, was Sie hinter sich haben.«
    Eine Weile sagten beide kein Wort. Gedankenverloren sahen sie hinaus auf den See, wo die Sonne am anderen Ufer langsam hinter den Bäumen verschwand.
    Ryan brach schließlich das Schweigen. »Es gibt da nur eine Sache, die mir absolut nicht in den Kopf gehen will.« Als Tess ihn fragend ansah, fuhr er fort: »Warum hier? Ich meine, warum ist Susannah hier gestorben? Soweit ich weiß, ist sie vorher noch nie in Shadow Lake gewesen. Ich glaube auch nicht, dass sie von dem Mord an Joanna etwas wusste. Warum also hat sie sich genau diese Stelle ausgesucht, um sich das Leben zu nehmen?«
    »Vielleicht war es einfach nur Zufall«, bemerkte Tess vorsichtig.
    »Das kann ich mir nicht vorstellen« Ryan schüttelte den Kopf. »Die Landzunge ist so abgelegen, dass man eine ganze Weile unterwegs ist, um überhaupt herzukommen. Außerdem ist sie ja auch nicht ganz einfach zu finden. Ohne Ihre Hilfe wäre ich selbst ja gar nicht hergekommen, obwohl ich ungefähr wusste, wohin ich wollte. Glauben Sie wirklich, dass jemand, der sich hier in der Gegend überhaupt nicht auskennt, durch Zufall auf diese Stelle stößt?«
    Einen Moment überlegte Tess. Sie stellte sich vor, wie das Gelände für jemanden aussehen musste, der es nie vorher betreten hatte. »Eigentlich nicht«, gab sie dann zu.
    Ryan sprang auf und begann, nachdenklich auf und ab zu gehen. »Irgendwie passt das alles nicht zusammen«, murmelte er vor sich hin.
    »Wie meinen Sie das?« Tess runzelte die Stirn.
    »Ich meine Susannahs Tod.« Ryan blieb direkt vor Tess, die immer noch auf dem Stein saß, stehen. Dann ging er wieder in die Hocke und sah ihr ins Gesicht. »Bitte halten Sie mich nicht für paranoid, aber je länger ich mich damit beschäftige, umso mehr Ungereimtheiten ergeben sich. Als ich damals erfahren habe, dass Susannah sich das Leben genommen hat, war ich natürlich bestürzt und schockiert, aber ich habe es akzeptiert. Schließlich waren die Ermittlungsergebnisse des Sheriffs in dem Fall eindeutig. Außerdem war ich zu der Zeit zuhause in Boston mit ganz anderen Problemen beschäftigt. Ich hatte den Kopf so voll mit meinem eigenen Kram, dass ich Susannahs Motive gar nicht weiter hinterfragt habe.«
    Tess hörte die Selbstvorwürfe deutlich heraus, doch sie unterbrach ihn nicht.
    »Aber inzwischen bin ich mir nicht mehr so sicher, dass sich alles wirklich genauso abgespielt hat, wie es im Polizeibericht steht«, fuhr er fort.
    »Wie meinen Sie das?«, wollte Tess wissen. Sie war von ihrem Weinkrampf noch so erschöpft, dass ihr das Denken schwerer fiel als gewöhnlich.
    »Es geht nicht nur um den seltsamen Ort ihres Selbstmords. Ich finde einfach, dass viel zu viele Fragen ungeklärt geblieben sind. Vor allem die nach ihrem Motiv. Sie müssen

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