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Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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lange unter Druck gesetzt werden, bis sie
aussagen.«
    »Damit wäre eigentlich alles klar«, setzte nun
Marsberg Wolfs Ausführungen fort, »wenn … ja, wenn da draußen nicht ein Irrer
herumliefe, der den Teilnehmern der Sexpartys nach dem Leben trachtet. Dreimal
war er bereits erfolgreich. Den vierten Mord hat er uns freundlicherweise
angekündigt; hoffen wir, dass unser Plan gelingt und wir ihn bei seinem
Anschlag auf Höflich schnappen. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir uns
eingestehen, in den letzten drei Tagen kaum vorangekommen zu sein. Wir haben
zwar viele Puzzleteile in der Hand, die aber immer noch kein Gesamtbild
ergeben.« Wolf, der Marsberg aufmerksam zugehört hatte, war drauf und dran, an
dieser Stelle die denkbare Verbindung zu den Brandanschlägen einzuflechten,
ließ es dann aber sein; es würde die ohnehin verworrene Lage nur noch mehr
verkomplizieren.
    In der Pause, die nun folgte, hob Vögelein die rechte
Hand. Mit einem Nicken forderte Wolf ihn zum Reden auf.
    »Wir waren uns einig, dass es sich bei dem Täter um
eine Art Rächer handelt, und wir haben sogar einen Anlass für seine
Rachegelüste ausgemacht, nämlich Tammys Tod. Es hilft wohl nichts: Wir sollten
Tammys Umfeld noch einmal gründlich durchleuchten.«
    »Das ist sogar vordringlich«, stimmte Wolf ohne Zögern
zu. »Wir haben zwei Namenslisten von Tammys Freundinnen und Freunden erhalten:
eine von der Schulleitung, eine von ihrem Bruder. Nehmt euch beide noch einmal
gründlich vor, geht jeden Namen einzeln durch. Und sprecht darüber auch mit
Tammys Eltern.«
    »Was ist mit ihrem PC ?«
    »Ist nach dem Bericht der Spurensicherung sauber«,
erklärte Jo.
    »Für jeden von uns gilt ab sofort: Vorrang vor allem
anderen hat die Aktion heute Nacht. Sie muss klappen, sonst Gnade uns Gott!«
    ***
    Wolf
war der geborene Morgenmensch. Ihm reichten fünf bis sechs Stunden ungestörter
Schlaf, um in der Früh taufrisch und erholt aus den Federn zu steigen –
vorausgesetzt, er legte sich nicht erst nach Mitternacht hin. Wurde dieser
Rhythmus jedoch durchbrochen, dann war der folgende Vormittag für ihn gelaufen.
    In dieser Nacht hatte er gleich mit zwei Widrigkeiten
zu kämpfen. Zum einen hatte er bis weit nach Mitternacht in einem Auto in der
Nähe der Schiffslände Kontakt zu seinen Leuten draußen auf dem Boot gehalten
und gleichzeitig ein waches Auge auf die Uferpartie gehabt. Und kaum war er –
Marsberg hatte ihn eben erst abgelöst – in sein Bett gesunken, da riss ihn das
Schrillen des Telefons aus einem ersten, unruhigen Schlaf. Er zerdrückte einen
Fluch zwischen den Zähnen, eher er sich meldete.
    »Leo, kannst du zu Höflich kommen?«
    »Wieso zu Höflich?«, gab Wolf schlaftrunken zurück und
war nahe daran, aufzulegen.
    »Es hat ihn erwischt.«
    »Wie … was … Soll das heißen, ihr habt den Täter?«
    »Es ist etwas fürchterlich schiefgelaufen, Leo. Bitte
komm sofort hierher. Du hast doch einen Wagen?«
    »Ja, schon …« Wolf wollte noch nach Einzelheiten
fragen, aber Marsberg hatte bereits aufgelegt.
    Ächzend hievte sich Wolf aus dem Bett, schlüpfte in
seine Hose und zog ein Jackett über. Die Schuhe ersparte er sich; in Zeiten wie
diesen mussten sie ihn eben in Pantoffeln und Pyjamajacke akzeptieren. Nur das
Barett, das musste sein.
    Zehn Minuten später war klar: Der Täter hatte seine
Ankündigung wahr gemacht: Er hatte sich Höflich geholt.
    Im ersten Augenblick war Wolf außerstande gewesen,
einen klaren Gedanken zu fassen. Wie, um Himmels willen, hatte das passieren
können? – das war alles, was er dachte. Während er ausstieg und über eine
Treppe zum Haus hocheilte, fuhren mehrere Wagen mit rotierenden Blaulichtern
vor. Kollegen stiegen aus und entluden ihre Gerätschaften, verteilten sich im
Haus und im Garten, um die akribische Suche nach Spuren aufzunehmen.
    Marsberg, der sich gerade mit einer notdürftig
bekleideten Frau mittleren Alters unterhielt, gab Wolf einen Wink. »Leo, das
ist Frau Herbig, die Haushälterin. Sie hat den Toten gefunden.«
    Wolf wandte sich der Frau zu und gab ihr die Hand:
»Danke vorläufig, Frau Herbig. Wir sprechen uns später.«
    Dann nahm er Marsberg beiseite. »Was ist passiert,
Rolf?«
    »Höflich war draußen, als …«
    »Wieso draußen? Wir hatten ihm doch eingeschärft …«
    »Beruhige dich erst mal, Leo. Ganz ruhig! Ich versteh
dich ja, ging mir genauso, als ich vor einer Viertelstunde hier eintraf. Das
ist ein schwerer Rückschlag für uns, wahrhaftig, aber es

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