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Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Hand. »Ganz grob mal vorweg: Hajek besitzt ein Girokonto bei
der hiesigen Volksbank, über das seine Bezüge als Lehrer und die allgemeinen
Geldbewegungen seines Haushalts laufen, Versicherungen, Gebühren, Einkäufe und
so weiter, alles ganz unauffällig. Durch eine Überweisung an die Sparkasse
Friedrichshafen – die einzige an diese Bank, da hat Hajek wohl nicht aufgepasst – bin ich aber auf ein weiteres Konto gestoßen, auf dem ganz andere Beträge
liegen. Monatlich wurden Summen zwischen viereinhalb- und siebentausend Euro
einbezahlt – in bar, was für sich allein schon verdächtig ist. Darüber hinaus
gab es immer wieder Sondereinzahlungen, einmal vierzehntausend, einmal
dreiundzwanzigtausend Euro und so weiter. Der Knackpunkt ist aber wiederum eine
Überweisung von diesem Konto auf ein Konto bei der Schaffhauser Kantonalbank
über achtzigtausend Euro. Ich gehe jede Wette ein, dass Hajek dort die wirklich
interessanten Beträge hortet, aber da kommen wir nicht ran, das ist ein Fall
für die Steuerfahndung.«
    »Würdest du das bitte weiterleiten? Was haben wir
noch?«
    »Die bei Hajek gefundenen Drogen«, meldete sich
Hartmut Preuss, der vor seinen Ausführungen schnell noch einen Schluck Kaffee
nahm. »Also: Bei den Pillen handelt es sich um astreines Crystal, das nach der
chemischen Analyse des Labors vermutlich aus einer ganz bestimmten Giftküche im
Großraum Prag stammt. Interpol ist dran. Insgesamt haben wir sieben Beutel mit
je fünfhundert Pillen sichergestellt, was einem Verkaufswert von rund
dreißigtausend Euro entspricht.«
    »Nur?«, staunte Jo.
    »Das ist eben das Üble an diesem Zeug«, führte
Marsberg aus, »es ist extrem billig. Diese Pillen kann sich eigentlich jeder
leisten. Das BKA ist bis jetzt erst zweimal
darauf gestoßen: in Lindau und in Singen. Die Kollegen rechnen jedoch aus
vorgenannten Gründen mit einer schnellen Verbreitung in der Region. Das wird
uns noch große Scherereien machen, fürchte ich. Ach ja, der Mann, den wir bei
Hajek festgenommen haben, dieser Einbrecher: Es handelt sich um einen
Tschechen, Karel Lobeè, zweiunddreißig, stammt aus Prag. Hängt so gut wie
sicher an der Leine der Stofflieferanten. Er muss mit Hajeks Wohnung vertraut
gewesen sein, denn er hat laut Philips Aussage ohne Zögern den Verwahrort der
Pillen angesteuert und das geeignete Werkzeug zum Aufbrechen gleich
mitgebracht. Über den Grund für den Einbruch können wir nur spekulieren.
Vielleicht hat Hajek die Ware nicht fristgerecht bezahlt? Die Kollegen vom
Rauschgiftdezernat hatten Lobeè bereits zur Fahndung ausgeschrieben, nachdem er
in Lindau und Singen beim Dealen auffällig geworden war.«
    »Die Globalisierung lässt grüßen!«, seufzte Wolf.
»Sonst noch was?« Er blickte in die Runde. Als es keine weitere Wortmeldung
gab, versuchte er sich nach kurzer Absprache mit Marsberg an einer
Zusammenfassung. »Sieht so aus, liebe Kollegen – und natürlich liebe Kollegin! –, als ob wir damit der Aufklärung des ersten Todesfalles recht nahe wären. Ich
meine den von Tamara Reich. Wir wissen ungefähr, wie diese Schiffspartys
gelaufen sind, wir wissen, wer daran beteiligt war, und wir kennen, zumindest
teilweise, die Veranstalter. Einer davon, Züngli, erlag seinen Verletzungen,
die er sich bei dem Brandanschlag auf sein Schiff zugezogen hatte, der zweite,
Hajek, befindet sich in U-Haft. Wenn es weitere Mittäter gab, werden wir sie
binnen Kurzem ermitteln. Tammys Tod können wir ziemlich sicher als Unfall
bezeichnen: Einer der Organisatoren hat ihr wohl von diesen Pillen gegeben,
vermutlich Hajek, der über die Drogen verfügte und aus den Lustbarkeiten an
Bord seinen Profit zog. Dass das Zeug sich mit dem von Tammy getrunkenen
Alkohol potenzierte und schließlich zu ihrem Tod führte, war wohl nicht
beabsichtigt, die Verschleierung der wahren Todesursache hingegen schon. Dazu
hat man sie in einen Taucheranzug gesteckt und am Seeufer abgelegt. Auch dabei
dürfte Hajek zumindest die treibende Kraft gewesen sein.«
    Wolf atmete tief durch, ehe er fortfuhr. »So weit, so
klar. Leider fehlt uns noch immer das Allerwichtigste, nämlich klare Beweise
und Geständnisse der Beteiligten. Kein Staatsanwalt würde bei dieser dünnen
Faktenlage zu einem Richter marschieren, kein Gericht ein Verfahren eröffnen.
Damit ist klar, wo wir ansetzen müssen. Erstens: Hajek muss weichgekocht
werden. Zweitens: Wir brauchen alle eventuellen Mittäter. Drittens: Alle uns
bekannten Partyteilnehmer müssen so

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