Seefeuer
Schaumlöscher erstickte und Pohl aus dem Wagen
half.«
»Seine Personalien?«
Wolf grinste. »Ein gewisser Peter Nikoff,
achtundzwanzig, wohnhaft in Konstanz.«
Ruckartig hob Jo den Kopf. »Doch nicht Piet,
Kalaschnikows Sohn?«, fragte sie verblüfft.
»Vermutlich verdankt Pohl Kalaschnikow sein Leben.
Andererseits – hätten dessen Leute besser aufgepasst, wär der Brandsatz erst
gar nicht geflogen …«
»… und wir hätten wahrscheinlich den Täter.«
»Lassen wir das mal so stehen. Kommen wir zu Pohls E-Mails.
Fasst du das mal zusammen, Rolf?«
»Die Sekretärin wollte ums Verrecken das Passwort
nicht herausrücken, hat sich ziemlich hysterisch angestellt, die Gute. Als ich
sie dann doch noch rumkriegte, war die Sache nach wenigen Minuten gegessen: Vor
drei Tagen erhielt Pohl eine E-Mail mit folgendem Inhalt.« Er verteilte einen
Ausdruck des Textes.
»Hast du dir das Video angesehen, das der E-Mail als
Anhang beigefügt war?«, fragte Preuss, als er zu Ende gelesen hatte.
»Hab ich. Ist praktisch identisch mit der Szene, die
Schönwald an Bord der ›Crown of St. Gallen‹ sichergestellt hat. Ich hab
übrigens den Brief inklusive Anhang an meine und deine E-Mail-Adresse
weitergeleitet, Leo.«
»Und seitdem keine weitere Nachricht? Hier steht etwas
von Zahlungsmodalitäten, die rechtzeitig genannt würden. Demnach müsste
inzwischen eine weitere E-Mail eingegangen sein, schließlich läuft die Frist
heute um Mitternacht aus.«
»Nein, nichts weiter.«
»Das deckt sich mit dem, was wir in Hajeks PC gefunden haben«, schaltete Jo sich ein. »Als wir
heute Morgen seinen Mailausgang prüften, sind wir genau auf diese eine
Nachricht gestoßen.«
»Wie oft wurde der Text verschickt?«, fragte Vögelein.
»Achtmal. Ich weiß, worauf du hinauswillst: Das Schiff
hatte acht Doppelkabinen, die Empfänger dieser acht gleichlautenden E-Mails
sind zweifelsfrei die Teilnehmer der Sexpartys. Übrigens stehen alle Namen auf
dieser inoffiziellen Liste von Karin Winter – neben einigen anderen
allerdings.«
»Eine einträgliche Unternehmung«, überlegte Marsberg.
»Wenn jeder der acht Männer zweihundertfünfzigtausend Euro blecht, kommen nach
Adam Riese zwei Millionen Euro zusammen. Da muss eine alte Frau lange für
stricken.«
»Langsam – wir können davon ausgehen, dass keiner der
acht Männer zahlen wird, nachdem wir Hajek aus dem Verkehr gezogen haben.«
»Wer sagt uns denn, dass er der Kopf der Bande ist? Da
muss es doch noch weitere Mittäter geben – ich meine, außer Züngli. Die beiden
können das schwerlich allein durchgezogen haben«, gab Jo zu bedenken.
»Du magst die Idee vielleicht für verrückt halten,
Leo, aber was ist mit Hajeks Kollegen, diesem … wie hieß er doch gleich?«
»Du meinst Schubeck?«
»Ja. Du warst dir ziemlich sicher, ihn nach dem
Anschlag auf Trost am Tatort gesehen zu haben.«
»Ich kann nicht beschwören, dass er es war. Die
Entfernung, das schummrige Licht, da kann man sich schon mal irren. Außerdem
hat er ein Alibi, er will sich zur fraglichen Zeit mit Hajek zusammen in der
Birnau aufgehalten haben, in Vorbereitung auf ein Seminar, wenn ich mich recht
erinnere. Der Direktor hat das bestätigt. Wie steht’s um die Überprüfung dieses
Alibis, Jo? Du wolltest dich darum kümmern.«
»Heute Abend. Bis jetzt war alles andere wichtiger.«
Marsberg wiegte den Kopf. »Trotzdem komisch – immer
wieder stößt man auf dieselben Namen!«
»Wenn es tatsächlich Schubeck war – nur mal angenommen –, weshalb sollte er dann dort gewesen sein? Um zuzugucken, wie sich sein
Partner in die Scheiße reitet – falls der den Wagen überhaupt gefahren hat? Und
wenn ein anderer am Steuer saß, ist Schubecks zufällige Anwesenheit noch
unwahrscheinlicher.«
»Äh, vielleicht hat ja Schubeck die Karre gesteuert?«
Vögeleins Einwurf löste Ratlosigkeit aus.
»Wieso sollte Schubeck das tun?«
»Was weiß ich? Vielleicht wollte er seinen Partner ans
Messer liefern, um nicht teilen zu müssen?«
»Wir sollten den Mann im Auge behalten. Auf jeden Fall
spricht die Tatsache, dass es keine weiteren E-Mails gibt, dafür, dass wir mit
der Verhaftung Hajeks zumindest die Befehlsstruktur der Partybande unterbrochen
haben. Weiter! Da wir gerade von Geld sprachen: Ergab die Überprüfung von
Hajeks Konten etwas, das uns weiterhilft?«
Vögelein, der gerade zwei verschiedenfarbige Pillen
zwischen die Lippen schob und mit einem Schluck Wasser hinunterspülte, nahm
seine Notizen zur
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