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Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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ihre
Tochter ins Drogenmilieu abgerutscht sein, geschweige denn Prostitution auch
nur in Erwägung gezogen haben soll.«
    »War Philip dabei?«
    »Das ist auch so eine Sache, die ich nicht verstehe.
Seit er seine Schwester identifiziert hat, verhält sich der Junge regelrecht
feindselig gegen uns. Möglicherweise ist das abweisende Verhalten seiner Eltern
sogar auf ihn zurückzuführen. Würde mich jedenfalls nicht wundern. Wir sollten
ihn im Auge behalten. Vorhin, während der Löscharbeiten, habe ich kurz mit
Schönwald von der Feuerwehr gesprochen, da hab ich aus den Augenwinkeln Philip
bemerkt. Er kam direkt auf mich zu, doch plötzlich hat er sich umgedreht und
ist wieder weggelaufen.«
    »Hm. Gibt’s eigentlich schon erste Ergebnisse vom
Brandort?«
    »Die Frage ist hoffentlich nicht ernst gemeint, oder?
Die Trümmer schwelen ja noch! Na gut, Schönwald hat hinter vorgehaltener Hand
gewispert, die Sache stinke förmlich nach Brandstiftung. Ich muss anschließend
noch mal zum Brandort, vielleicht lässt sich dann schon mehr sagen. Hast du
inzwischen Tamaras Kalender ausgewertet?«
    »Bin fast durch. Habe einen unserer Spezialisten ins
Boot geholt.«
    »Ruf mich an, wenn’s was Neues gibt. Ich bin vor
Dienstschluss noch zu Sommer bestellt. Der wird langsam unruhig, kann die
Pressemeute kaum noch im Zaum halten.«
    ***
    Die
zweite Nachmittagsschulstunde war vorüber. Schwatzend drängte der Pulk der
Schüler aus dem Unterrichtsraum, mitten unter ihnen der hünenhafte Hape, in
seinem Fahrwasser Philip. Draußen wurden sie bereits von Doc erwartet. Mit
einer Kopfbewegung bedeutete dieser ihnen, ihm zu folgen. Sie stellten sich
etwas abseits von den anderen Schülern.
    »Was gibt’s so Wichtiges?«, fragte Philip, der
eigentlich in die Cafeteria wollte.
    »Wir müssen reden. Hat einer von euch heute schon den
›Seekurier‹ gelesen?«
    »Wann denn? Und weshalb sollten wir?«, fragte Hape
gleichgültig und schob sich ein Pfefferminz in den Mund.
    Doc zog eine zusammengefaltete Zeitungsseite aus der
Tasche und hielt sie den beiden hin. »Weselowski hat’s erwischt.«
    Hape, in höchstem Maße überrascht, riss ihm die Seite
aus der Hand und beugte sich mit Philip über den Artikel. Ein paar Minuten lang
wurde nicht gesprochen.
    »Ein dicker Hund«, stieß Hape schließlich hervor und
richtete sich auf. »Ob das mit unserem Brief an die Zeitung zu tun hat, was
meint ihr?«
    »Unwahrscheinlich, der ›Seekurier‹ hat ihn ja gar
nicht gebracht«, gab Doc zu bedenken.
    »Und wenn schon«, winkte Philip ab. »Der Kerl hat
seine gerechte Strafe erhalten!«
    Doc druckste unschlüssig herum. Dann sah er seinem
Freund offen ins Gesicht. »Entschuldige, Philip, du warst gestern die ersten
beiden Stunden nicht im Unterricht …«
    »Na und?«
    »Versteh mich bitte nicht falsch, ich bin voll auf
deiner Seite, was auch geschieht, ehrlich. Ich meine nur … ach, lass uns nicht
lange um den heißen Brei herumreden: Hast du etwas mit Weselowskis Unfall zu
tun? Verstehen könnt ich’s ja …« Den letzten Satz fügte er schnell hinzu, als
Philip ihn ungläubig anstarrte.
    »Bist du jetzt völlig neben der Kappe oder was? Ich
hatte mich entschuldigt, musste vor der Rückkehr meiner Eltern noch einiges
erledigen. Ist ja wohl klar, dass die völlig aus der Spur sind. Was soll
eigentlich die Fragerei, he?« Philips Gesicht lief bereits rot an.
    »Wir wollen dir ja nur helfen«, entgegnete Doc mit
einem schnellen Seitenblick auf Hape. »Weselowski wurde kurz nach acht vor
seiner Klinik überfahren …«
    »Ach, und weil ich um diese Zeit nicht im Unterricht
war, glaubst du, ich hätte es getan, ja? Und wenn schon, das Schwein hatte es
mehr als verdient!« Erregt blickte er einen nach dem anderen an. »Mann, was
seid ihr nur für Freunde …«, stieß er kopfschüttelnd hervor und ließ die beiden
stehen.
    »Musste das jetzt sein?«, fragte Hape vorwurfsvoll.
    »Und was wäre, wenn er wirklich etwas damit zu tun
hat? Dann können wir ihn doch nicht hängen lassen. Ich finde, man muss es
wenigstens ansprechen. Und wenn nicht jetzt, wann dann?«
    »Im Prinzip hast du ja recht«, erwiderte Hape nach
kurzem Überlegen. »Trotzdem, ein wenig mehr Diplomatie hätte nicht geschadet.«
    »Du weißt noch nicht alles.«
    Hape hob den Kopf. »Was ist denn noch?«
    »Philip war vorgestern Abend in Lindau.«
    »Ja, und?«
    »Weselowski wurde vorsätzlich über den Haufen
gefahren. Mit einem Audi, der vorgestern Abend in Lindau gestohlen

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