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Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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auf einen auffällig
verrußten Fleck. »Hier, sehen Sie: Da hatte der Brandstifter einen Zeitzünder
deponiert. Einen von insgesamt dreien.«
    »Wo sind die Überreste?«
    »Im Labor. Sind Sie dem Schneemann nicht mehr
begegnet?«
    Wolf hatte keinen der Spurensicherungsleute, die wegen
ihrer weißen Einweg-Overalls so genannt wurden, gesehen. »Der ist immer noch
hier?«
    »Schon wieder. Wollte sich einige Details noch mal
ansehen.«
    »Da können wir lange auf den Bericht warten. Hat er
sich zur Art der Zeitzünder geäußert?«
    Vögelein schniefte. »Chemisch.«
    »Das wundert mich nicht.« Wolf holte eine Gitanes aus
der Jackentasche und zündete sie an. »Alle Brände der laufenden Serie wurden
mit chemischen Zündern ausgelöst – außer einem, dem Schiffsbrand. Und alle
Brände waren ohne Personenschaden, bis auf den Schiffsbrand.«
    »Sie wollen sagen, wir haben es mit zwei Täterkreisen
zu tun?«
    »Sieht ganz so aus.« Wolf fiel noch etwas anderes ein:
»Was hatten wir vorletzte Nacht für ein Wetter?«
    »Äh … ich verstehe nicht ganz …«
    »Es war mondhell, trocken, aber windig, richtig?«
    »Korrekt.«
    Wolf nickte gedankenverloren. »Noch eine Abweichung!
Passt voll ins Bild!«
    »Darf man an Ihren Überlegungen teilhaben, Chef?«
    »Jo fiel irgendwann auf, dass die ersten drei Brände
in trockenen, windigen, aber mond losen Nächten gelegt
worden waren, genau wie hier. Verstehst du jetzt, was ich meine?«
    »Verstehe! Auch in diesem Punkt weicht der
Schiffsbrand von der Serie ab.«
    »Exakt. War’s das, weshalb ich hier antanzen sollte?«
    »Nein. Bitte folgen Sie mir.« Vögelein lief mit
kleinen Trippelschritten in den Park hinein, weg von den Schulgebäuden. Anfangs
hatte Wolf Mühe, ihm zu folgen, zumal der verschlungen angelegte Weg
hangaufwärts verlief. Bald schon drosselte Vögelein jedoch sein Tempo, wenige
Schritte später blieb er schwer atmend stehen und kramte eine Pillenschachtel
aus seiner Jackentasche.
    »Ist nur vorsorglich«, erklärte er schnaufend, während
er eines der grün-weiß gestreiften Dinger einwarf. »Man sollte seinen Körper nicht
überfordern, wissen Sie.«
    So hat jeder seinen Spleen, dachte Wolf und ging
weiter.
    Endlich waren sie am Ziel. Vögelein wies auf das
undurchdringlich scheinende Gebüsch vor ihnen, hinter dem mehr schlecht als
recht ein Zaun zu erkennen war.
    »Und?«, fragte Wolf, nun seinerseits etwas außer Atem.
    »Können Sie’s nicht sehen? An dieser Stelle ist der
Täter in das Grundstück eingedrungen.«
    Tatsächlich erkannte jetzt auch Wolf den schmalen
Durchgang im Gebüsch. Er zog den Bauch ein und zwängte sich durch die Lücke.
Nach wenigen Schritten erreichte er den Zaun aus Maschendraht, der den
Schlosspark eingrenzte.
    »Sehen Sie sich die Stelle mal genauer an.« Vögeleins
Stimme drang durch das dichte Gebüsch gedämpft zu ihm herüber.
    Es gehörte nicht viel dazu, das Loch im Zaun zu
entdecken, auch wenn die Drähte notdürftig wieder zusammengesteckt worden
waren. Offensichtlich hatte der Eindringling die untere Hälfte des Zauns
fachmännisch mit einer Zange durchschnitten. Wolf löste die Drahtenden, ging in
die Knie und schlüpfte hindurch. Der Park grenzte an einen Wiesenstreifen, der
mit Forsythien- und Ginsterbüschen durchsetzt war und sich ein paar Meter hangaufwärts
hinzog. Keine Frage: Diese Stelle bot einen praktisch uneinsehbaren Zugang zum
Schlosspark – und gleichzeitig einen sicheren Fluchtweg.
    Wolf kletterte den Hang hinauf. Vor ihm lag, durch
einen etwa fünfzehn Meter breiten Grünstreifen getrennt, der ruhige
Werner-Haberland-Weg mit seinen hübschen Einfamilienhäuschen. Dahinter,
hangabwärts, erstreckte sich das weitläufige Wohngebiet des Schlossbergs, das
direkt in den See abzufallen schien. Von seinem Standpunkt aus überblickte Wolf
die in der Nachmittagssonne glänzende Wasserfläche von Sipplingen zu seiner
Rechten bis weit nach links hinüber zum schweizerischen Romanshorn.
    Wenig später stand er wieder vor Vögelein. »Gut
gemacht, Hanno! Könnte uns weiterhelfen.« Er deutete auf den Schal, den sich
sein Mitarbeiter fest um den Hals geschlungen hatte. »Vorsorglich, nehme ich
an?«
    »Man muss seinen Körper schützen. Schließlich hat man
nur den einen. Was machen wir nun?«
    Wolf sah auf seine Uhr. »Das passt! Die Klassen haben
jetzt Pause. Ich wollte Philip Reich, dem Bruder der toten Taucherin, einen
Besuch abstatten. Du kommst mit.«
    ***
    Die
Schulsekretärin hatte Wolf und Vögelein

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