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Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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ließ.
    »Oohh, aahh, jaaa, mach weiter so, bitte mach weiter,
oohh, tut das gut …«
    Die Stimme … diese Stimme … war das nicht …? Oh Gott,
das musste ein Irrtum sein. Aber es war kein Irrtum! Je länger er zuhörte,
desto sicherer wurde er: Was da aus dem Hörer drang, war seine Stimme! Blitzartig hatte er jene Szene in der Kajüte vor seinen Augen,
bei der er, auf dem Gipfel der Lust, diese Worte hervorgestoßen hatte.
    »Lass dir Zeit, Herwig«, rief einer der Besucher und
schlug ihm kollegial auf die Schulter. »Wir gehen mal diskret weiter, wir
kennen ja den Weg.« Also war sein Verhalten nicht unbemerkt geblieben, einige
der Umstehenden lachten bereits.
    »Ja, geht schon mal vor, ich komm gleich nach. Nur
eine kleine Reklamation, dauert auch nicht lange.« Mit diesen Worten entschwand
er ins Treppenhaus, das Handy noch immer am Ohr. Das seltsame und doch
vertraute Hintergrundgeräusch, vor allem aber seine eigene Stimme, war
inzwischen verstummt. Am anderen Ende der Leitung herrschte Ruhe.
    Oder hörte er da jemand atmen?
    »Wer ist denn dran? So melden Sie sich doch! … Hören
Sie, wir können über alles reden …«
    »Sie werden nicht reden«, antwortete eine gedämpfte
Stimme. »Sie werden bezahlen.« Ein diabolisches Kichern folgte, dann war die
Leitung tot.
    Wie in Trance klappte Trost sein Handy zusammen. Seine
Finger zitterten, mit Gewalt versuchte er, sich zur Ruhe zu zwingen und
konzentriert zu überlegen.
    Der Anruf, so viel war klar, konnte nur mit der
Erpressung zusammenhängen. Diese verdammten Arschlöcher waren überhaupt nicht
verunsichert, Pohls Plan, den Leuten mit dem Abfackeln des Schiffes die Suppe
zu versalzen, war offenbar gründlich danebengegangen. Das belastende Material
existierte noch immer, einen Teil davon hatte er ja soeben zu hören bekommen.
Verfluchte Scheiße aber auch! Noch heute Morgen hätte er sein letztes Hemd
darauf verwettet, dass ihr Plan funktioniert hatte.
    Nervös wählte er die erstbeste Nummer in seinem
Telefonbuch. Höflich meldete sich. »Sag mal, hast du auch so einen Anruf
bekommen?«, überfiel er ihn ohne lange Vorrede.
    Weil Höflich nicht antwortete, dachte Trost für einen
Moment, die Verbindung wäre unterbrochen. Doch dann bestätigte eine gepresste
Stimme seine Befürchtung: »Vor einer halben Stunde … diese Schweine!«
    ***
    Wolf
schloss die Tür zu seinem Büro und setzte sich an den Schreibtisch. Er wollte
versuchen, alles, was sie über die beiden laufenden Fälle zusammengetragen
hatten, stichwortartig zu Papier zu bringen – einerseits, um die teilweise sich
widersprechenden Fakten zu ordnen, andererseits, um daraus ihre weitere
Vorgehensweise abzuleiten. Das war zugegebenermaßen eine recht konservative
Methode, die sich jedoch in der Vergangenheit noch immer bewährt hatte. In
Vorbereitung darauf hatte er vor dem Mittagessen seine Notizen zurate gezogen,
dann Marsberg und dessen Leute konsultiert und kurz in das Z i A reingeschaut. Da ihn aber
recht schnell die Geduld verließ, hatte er diese Recherchen kurzerhand Jo
übertragen und war in die Kantine gegangen, um eine Kleinigkeit zu essen.
    Jetzt zog er genau in der Mitte des Blattes einen
senkrechten Strich. Über die linke Hälfte schrieb er »Fall Pyromane«, über die
rechte »Fall Tammy/Weselowski/Hohnisch/Züngli«. In die Felder trug er die
jeweiligen Tathergänge in ihrer zeitlichen Abfolge ein. Dann folgte die
Ernüchterung: Weder bei dem einen noch bei dem anderen Fall wollten ihm klare
Motive oder gar Täterhinweise einfallen. Sie wussten noch immer viel zu wenig.
    Als er sich gerade etwas anderem zuwenden wollte,
läutete sein Telefon. Offenbar hatte Jo seine Anweisung ignoriert, jegliche
Störung von ihm fernzuhalten. Aufseufzend und doch irgendwie erleichtert nahm
er den Hörer ab.
    »Hanno hier …«, meldete sich eine belegte Stimme.
    »Welcher Hanno?«
    »Wissen Sie nicht mehr? Vögelein! Hanno Vögelein …«
    »Entschuldige. Leg los.«
    »Ich bin auf dem Burgberg, im Internat. Sie sollten
unbedingt heraufkommen. Ist das machbar?«
    »Keine Zeit. Um was geht’s denn?«
    »Hab da etwas entdeckt, was uns ein ganzes Stück
weiterbringen könnte.«
    »Also gut, gib mir zwanzig Minuten … nein, dreißig,
ich muss noch einen Dienstwagen organisieren, und du kennst ja diese
Bürokratenheinis.«
    Kaum hatte er aufgelegt, klingelte es erneut. Diesmal
war es Jo.
    »Chef, was soll ich machen: Die Winter will unbedingt
vorbeikommen, sagt, sie habe etwas Wichtiges für

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