Seefeuer
als Teilnehmer an den Schiffspartys
einzustufen. Also hab ich noch andere Quellen angezapft.«
»Quellen?«
»Nun ja, ich hab die Damen in Zünglis Büro etwas unter
Druck gesetzt, da haben sie meine Vermutung bestätigt.«
»Moment mal, soll das heißen, die Identität der
Partyteilnehmer war dort bekannt?«, staunte Wolf.
»Natürlich nicht.«
»Ja, was nun?«
Karin wand sich, ehe sie sich zu einer Antwort
entschloss. »Also gut, Sie kriegen’s ja doch raus: Züngli hatte insgeheim die
Namen der Partyteilnehmer notiert. Nur für sich. Er nannte das seine
Lebensversicherung, wie mir eine der Mitarbeiterinnen verriet, die Zugang zu
dieser Liste hatte. Ich musste versprechen, das für mich zu behalten.«
»Demnach kennen Sie alle Namen?«
»Leider nein, so weit wollten meine Informantinnen nun
doch nicht gehen. Immerhin haben Sie auf mein Drängen hin die Teilnahme der
vier von mir genannten bestätigt.«
»Also Weselowski, Pohl, Trost und Höflich. Das ist
alles, mehr haben Sie nicht?«, hakte Wolf noch einmal nach.
Ungläubig hob Karin die Brauen. »Denken Sie, ich halte
einen zurück, um mein eigenes Süppchen zu kochen?«
Nun lachte Wolf hell auf. »Kommt selten vor, dass ich
Sie ratlos sehe. Nun gut, weil Sie’s sind: Der Fünfte im Bunde könnte Hohnisch
sein, der Autohändler.«
»Wie kommen Sie auf den?«
»Er ist immerhin für die Sache gestorben. Wurde in der
vergangenen Nacht von der Straße geholt, auf der Heimfahrt nach Heiligenberg.«
Wolf schilderte ihr kurz den Stand der Ermittlungen.
»Ja, aber … wieso stand das nicht im Polizeibericht
von heute früh?«
»Wir haben die Meldung bewusst zurückgehalten – aus
ermittlungstaktischen Gründen. Und diese Zurückhaltung erwarte ich auch von
Ihnen, so schwer es Ihnen fallen mag. Übrigens: Darf man bei Ihnen rauchen?«
»Nein. Striktes Rauchverbot. Gilt auch für
Hauptkommissare.«
Wolf seufzte. »Haben Sie von Ihren Informanten etwas
über die technische Ausstattung der ›Crown of St. Gallen‹ gehört? Ich meine,
Computer, Video und so?«
»Nein. Wieso?«
Wolf gab kurz wieder, was sie von Schönwald erfahren
hatten.
»Hochinteressant. Ich kann mir jedoch nicht
vorstellen, dass das alles auf Zünglis Mist gewachsen sein soll. Soweit mir
bekannt ist, wurde der Mann mit zwei linken Händen geboren. Mit Technik hatte
der nichts am Hut, und mit Informationstechnologie schon dreimal nicht. Das ist
Fakt.«
»Wenn nicht er, wer dann? Wer steckt hinter der ganzen
Geschichte, ich meine, wer waren die Veranstalter? Irgendjemand muss die Partys
doch organisiert haben, muss die gut betuchten älteren Herren mit den
Schulmädchen zusammengeführt …«
»… und daran verdient haben.«
»Sie sagen es. Über diese Leute redet kein Mensch.
Haben Sie dazu bei Ihren Recherchen etwas erfahren?«
»Bin ich die Polizei?«, gab Karin grinsend zurück.
»Man wird doch noch fragen dürfen.«
»In den Unterlagen tauchen hin und wieder zwei Namen
auf, aber die sind nur ein Code. Die beiden Angestellten im Schiffsbüro kannten
die Klarnamen jedenfalls nicht; ich nehme an, die hat Züngli mit ins Grab
genommen. Vergessen Sie nicht: Wir reden hier über gewerbsmäßige Unzucht mit
Minderjährigen, da steht Zuchthaus drauf, wenn ich recht informiert bin.«
»Nun lassen Sie schon hören. Im polizeilichen
Erkennungsdienst arbeiten fähige Leute.«
»Sollen die sich die Zähne dran ausbeißen. Die beiden
Namen lauten: Unus und Duo.«
»Klingt lateinisch«, brummte Wolf. Er sah Karin
lauernd an: »Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie die Bedeutung der beiden
Wörter kennen?«
»Ja. Ist ganz einfach, wird Ihnen aber nicht helfen:
›unus‹ heißt eins, ›duo‹ heißt zwei.«
»Macht uns tatsächlich nicht schlauer. Na ja, ich muss
weiter. War wie immer schön, mit Ihnen zu plaudern, Frau Winter. Die Firma
steht ein weiteres Mal tief in Ihrer Schuld.«
»Die Firma könnte mich ja mal wieder zum Essen
einladen.«
»Warum nicht? Wie wär’s heute Abend? Um acht in der
›Krone‹?«
Karin Winter warf einen kurzen Blick in ihren
Kalender. »Schon gebongt!«, antwortete sie lächelnd.
Wolf hob zum Abschied grüßend die Hand und eilte
hinaus.
***
Hanno
Vögelein hatte den Kragen seiner Jacke hochgeschlagen und hielt ihn mit der
Hand zu. »Man muss vorbeugen«, sagte er entschuldigend. »Die Infekte fliegen
einem nur so zu.« Er ging ein paar Schritte an der Außenmauer der abgebrannten
Sporthalle entlang bis zu einer Fensternische und deutete
Weitere Kostenlose Bücher