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Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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einer von Wolf getroffenen
Schlussfolgerung an.
    »Philip hat Schönwald das Video geklaut? Das darf doch
nicht wahr sein!« Jo kam aus dem Staunen nicht heraus. »Der liebe Junge hat es
ja faustdick hinter den Ohren. Wann ist der Termin beim Haftrichter?«
    »Acht Uhr dreißig. Sommer wollte das übernehmen, hab
ihn gestern Abend noch telefonisch informiert. Als Kripochef hat er beim
Haftrichter einen Bonus, und mir liegt viel daran, Philip noch etwas in
Gewahrsam zu behalten. Ach ja, eines noch zu Pohl: Karin Winter hat gestern
eine interessante Feststellung gemacht.« Er gab die Beobachtungen der
»Seekurier«-Reporterin im Konstanzer Delphi wieder, im Besonderen ging er auf
seinen alten Kunden Kalaschnikow ein.
    »Wer hätte das gedacht?«, sagte Jo beeindruckt. »Pohl,
die graue Eminenz, macht Geschäfte mit zwielichtigen Elementen!«
    »Was soll daran erstaunlich sein?«, brummte Marsberg.
»Wer sich kleine Mädchen mit Drogen gefügig macht, dem sind noch ganz andere
Sauereien zuzutrauen.«
    Wolf ging unruhig im Raum auf und ab. »So wie’s
aussieht, drängen sich uns im Augenblick zwei Stoßrichtungen auf. Die erste:
Wir brauchen Hajek. Er muss uns die Hintergründe des Lotus-Diebstahls erklären.
Und natürlich interessiert uns brennend sein Alibi für die Tatzeit im Mordfall
Trost. Nicht minder ergiebig dürfte auch Kandidat Nummer zwei sein, nämlich
Pohl. Dass er zu den Teilnehmern des ›Rosaroten Balletts‹ vom vergangenen
Donnerstag zählt, können wir als gesichert betrachten, insbesondere nach der
Aussage von Philip. Folglich ist er in irgendeiner Weise auch in den Tod von
Tammy Reich involviert. Dafür sprechen seine enge Verbindung mit Weselowski und
die Lügengeschichte vom angeblichen Opernbesuch in Luzern. Nun bin ich gespannt
darauf, wie er uns seine Verbindung zu Kalaschnikow erklärt – sie ist das
Tüpfelchen auf dem i.«
    Jo hatte die Stirn in Falten gelegt. »Ich habe das
Gefühl, wir drehen uns im Kreis. Wer klaut sich eine fremde Karre und fährt
damit Leute zu Tode? Pohl hat damit jedenfalls nichts zu tun, er hat seine drei
Kumpane nicht umgelegt. Im Gegenteil, ich wundere mich, dass es ihn selbst noch
nicht erwischt hat.«
    Marsberg nickte zustimmend. »Die Frage, die wir uns
stellen müssen, ist doch: Wem nützt der Tod von Weselowski, Hohnisch und Trost?
Da fällt mir im Augenblick nur Philip Reich ein. Philip – oder allenfalls die
Drogenmafia. Vielleicht fühlen sich diese Leute aus Gründen, die wir noch nicht
kennen, betrogen, gefährdet, verraten, das hatten wir ja alles schon. An eine
wie auch immer geartete Verbindung zwischen Hajek und der ehrenwerten
Männergesellschaft der ›Crown of St. Gallen‹ glaube ich jedenfalls nicht. Wenn
ich ehrlich sein soll, habe ich einen derart verworrenen Fall in meiner ganzen
Praxis noch nicht erlebt. Vier Tote und so gut wie keine Spur. Das gibt’s doch
nicht!«
    »Herrschaften, lasst uns jetzt mal Nägel mit Köpfen
machen«, drängte Wolf. »Vorschlag: Jo und ich kümmern uns um Hajek. Du, Rolf,
schaffst Pohl herbei. Einverstanden?«
    »Alles klar.« Marsberg erhob sich. »Ich nehme Preuss
mit, bei Pohl möchte ich kein Risiko eingehen.« Da hatte er sicher recht.
Hartmut Preuss war nicht nur eine imposante Erscheinung, sondern galt in
Marsbergs Dezernat als erfahrener und gleichzeitig besonnener
Kriminalkommissar. Und Besonnenheit war bei Pohl angebracht, wollten sie
späterem Ärger mit der Anwaltskammer oder der Staatsanwaltschaft von vornherein
aus dem Wege gehen.
    ***
    Jo
hatte Wolf ihren Beetle angeboten. Wolf jedoch wollte die Fahrt nutzen, um eine
Gitanes zu rauchen, also besorgten sie sich einen Dienstwagen.
    So trafen sie in unterschiedlicher Verfassung am
Bodensee-Internat ein: Wolf ob seines Glimmstängels angenehm aufgekratzt, Jo
aus dem gleichen Grund leicht benommen. Diesmal führte sie die Sekretärin zu
einem distinguiert tuenden Glatzkopf in dunklen Nadelstreifen. Er stellte sich
als Direktor Dr. Hertweck vor, wobei er nach Wolfs Geschmack den Titel etwas zu
sehr betonte.
    »Entschuldigen Sie den Überfall, Herr Dr. Hertweck.
Wir müssten mit Gregor Hajek sprechen. Geht das?«
    »Leider nein. Er hat sich heute früh entschuldigt.
Darf ich fragen, in welcher Angelegenheit?«
    »Es geht um eine wichtige Ermittlung«, antwortete Wolf
vage. »Womit hat sich Herr Hajek denn entschuldigt, und seit wann fehlt er?«
    »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen das sagen darf …«, wand
sich der Schulleiter.
    »Sie dürfen nicht

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