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Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Bist du noch dran?«
    »Entschuldige, aber das muss ich erst verdauen. Hat
also nicht mal Sommer etwas ausrichten können. Was war mit dem Staatsanwalt?«
    »War voll auf unserer Linie, konnte aber auch nichts
ändern.«
    »Scheiße!«, rief Wolf aus vollem Herzen. »Und wie
sieht’s bei dir aus, Rolf, habt ihr Pohl einkassiert?«
    »Pustekuchen. Der Gute war auf Achse, will nach
Aussage seiner Sekretärin den Vormittag über in Konstanz zu tun haben. Er war
tatsächlich nicht in seinem Büro, wir haben uns davon überzeugt. Auch sein
Wagen war weg.«
    »In Konstanz, sagst du? Hat sie gesagt, wo genau er da
hinwollte?«
    »Nein. Wir wollten das Wild nicht unnötig
aufschrecken, deshalb sind wir ohne weitere Erklärung wieder abgezogen.«
    »Möglicherweise sacken wir ihn für euch ein.« Er
informierte Marsberg kurz über den eigenen Fehlschlag bei Hajek und den
geplanten Besuch bei Kalaschnikow. Nachdem er das Gespräch beendet hatte,
fluchte er erst mal ausgiebig, ehe er das Gehörte an Jo weitergab.
    Als sie die B31 erreicht hatten und in zügiger Fahrt
Richtung Meersburg fuhren, bemerkte Jo beiläufig: »Sie hatten so einen
komischen Unterton, Chef, als sie Schubeck nach seinem Alibi fragten.«
    Wolf hob sein Barett leicht an und strich sich die
Haare glatt. »Vermutlich hab ich mich getäuscht. Aber einen Moment lang war ich
mir sicher, ihn gestern Abend am Tatort unter den Gaffern gesehen zu haben.«
    »Schubeck? Was sollte der da gewollt haben?«
    »Weiß nicht. Ist auch egal, schließlich hat er für
diese Zeit ein Alibi. Vorausgesetzt, es hält einer Überprüfung stand.«
    »Ich kümmere mich darum.«
    Schweigend erreichten sie die Ausfahrt in Meersburg,
die zum Fährhafen hinunterführte. Dann griff Jo den Faden noch einmal auf. »Es
klingt verrückt, aber ich will’s trotzdem loswerden: Könnte es nicht sein, dass … nein, es ist zu blöd …«
    »Nicht nur gackern, auch legen, hat meine Oma immer
gesagt. Also, raus damit!«
    »Nur für den Fall, dass es wirklich Schubeck war, den
Sie gestern gesehen haben: Ist es dann nicht sonderbar, dass er, der Lehrer am
Bodensee-Internat, sich etwa um die Tatzeit an dem Ort aufhielt, an dem kurz
zuvor mit dem Wagen seines Kollegen, ebenfalls Lehrer am Bodensee-Internat,
Trost zu Tode kam, der wiederum zu den engsten Freunden Weselowskis zählte,
welcher in Tammys Todesnacht mit Selbiger im Bett war? Klingt fürchterlich
verzwickt, ich weiß, aber Sie verstehen, was ich damit sagen will.«
    »Du willst sagen, dass es in diesem Fall eine Menge
loser Fäden gibt, die auffällig häufig an dieser Schule zusammenlaufen. Ist es
so?«
    »Ich hätte es nicht treffender formulieren können.«
    Am Fährhafen hatten sie sich in die Schlange wartender
Fahrzeuge eingereiht. Nur noch wenige Minuten, und man würde sie auf die
nächste abgehende Fähre winken.
    »Was du sagst, ist nicht von der Hand zu weisen«,
stimmte Wolf zögernd zu, nachdem er eine Weile über Jos Theorie nachgedacht
hatte. »Vorausgesetzt, Schubeck war wirklich am Tatort.« Nach einer weiteren
Denkpause kurbelte er sein Fenster herunter und steckte sich eine Zigarette an.
»Warten wir ab, was wir von Kalaschnikow und Pohl erfahren, ehe wir diesen
Faden weiterspinnen.«
    ***
    »Sie
schon wieder?«, fragte Piet gedehnt, machte jedoch keine Anstalten, den
Durchgang freizugeben.
    »Muss dringend den Boss sprechen. Hab einen neuen Job
für euch.«
    Ohne darauf einzugehen, rief Piet über die Schulter
zurück: »Der Anwalt.«
    »Soll reinkommen«, röhrte Kalaschnikows Bass aus dem
Hintergrund. Widerwillig trat Piet zur Seite und ließ Pohl passieren.
    »Lass uns allein, Piet. Aber schenk dem Doktor zuvor
einen ein.« Kalaschnikow streckte Pohl seine Pratze entgegen.
    Für einen kurzen Moment ließ der Anwalt seine Augen
durch das fensterlose Kabuff schweifen. Mitten im Raum standen zwei
aneinandergestellte Tische, darauf eine Anzahl leerer Bierflaschen, die
unschwer auf den wichtigsten Zeitvertreib der Bewohner schließen ließen. Drum
herum ein halbes Dutzend einfachster, teils beschädigter Holzstühle. Den Gipfel
der Gemütlichkeit bildete zweifellos ein speckiges Ledersofa, wenngleich es im
Augenblick eher als Kleiderablage herhalten musste. Die Rückwand des Raumes
wurde von einem Regal eingenommen, das von einem Fernseher, einigen
Illustriertenstapeln sowie allerlei sonstigem Krimskrams förmlich überquoll.
Ein zweitüriger Schrank und ein Servierwagen, auf dem eine ansehnliche
Flaschenbatterie mit

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