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Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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nur, Sie müssen sogar«, nahm Wolf
den Mund etwas voll. »Also?«
    »Nun, Herr Hajek hatte gestern einen plötzlichen
Todesfall in der Familie. Die schriftliche Entschuldigung wurde uns heute früh
über den Kollegen Schubeck zugestellt.«
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, Herrn Schubeck kurz
herzubitten?« Als sich der Direktor erneut zieren wollte, schlug Wolf kurz
angebunden vor: »Natürlich können wir Herrn Schubeck auch in die
Polizeidirektion einbestellen, wenn Ihnen das lieber ist.« Er machte bereits
Anstalten, den Raum zu verlassen.
    »Nein, nein, so war das nicht gemeint. Warten Sie
bitte.« Dr. Hertweck ging zur Tür und gab der Sekretärin eine entsprechende
Anweisung.
    Als Harald Schubeck wenig später den Raum betrat,
hatte Wolf ein Déjà-vu. Diesem Mann, so schien ihm, war er vor Kurzem erst
begegnet. Aber wo, verdammt noch mal? Na, es würde ihm schon noch einfallen.
Jedenfalls hätte er bei dem vollschlanken Schubeck eher auf einen gesetzten
Ministerialbeamten denn auf einen engagierten Pädagogen getippt. Er schätzte
ihn auf Ende dreißig. Dem gepflegten Kinnbart schien vor allem die Aufgabe
zugedacht, den deutlich sichtbaren Ansatz zu einem Doppelkinn zu überdecken.
    Der Direktor stellte sie einander vor. Als Hertweck
sich anschließend in weitere Erläuterungen ergehen wollte, schnitt Wolf ihm
kurzerhand das Wort ab. »Herr Schubeck, eigentlich sind wir wegen Gregor Hajek
hier. Dr. Hertweck hat uns informiert, dass Sie ihn heute früh entschuldigt
haben. Wieso hat er das nicht selbst getan?«
    »Ganz einfach: Wir waren gestern Abend zusammen, als
er einen Anruf bekam. Irgendein naher Verwandter war gestorben, nähere
Einzelheiten sind mir nicht bekannt. Er hat gepackt und ist noch gestern Nacht
mit dem letzten Zug weggefahren. Sein Wagen wurde gestohlen, das wissen Sie
vielleicht. Vorher schrieb er eine schriftliche Entschuldigung und bat mich,
sie Dr. Hertweck auszuhändigen. Das ist alles.«
    »Sie sind befreundet?«, fragte Jo.
    »Lose, würde ich sagen. In erster Linie sind wir
Kollegen.«
    Ganz plötzlich machte es in Wolfs Kopf klick, und er
hatte die Szene wieder vor Augen: Die Reihe der Gaffer hinter dem Absperrband
am Tatort Trost … dazwischen dieser Kerl, der es ganz plötzlich sehr eilig
hatte, zu verschwinden. Oder täuschte er sich?
    »Wo waren Sie beide gestern Abend?«, fragte er
möglichst unverfänglich.
    »In der Birnau. Für die Oberstufe ist ein Workshop
über die Basilika geplant.« Dr. Hertweck nickte bestätigend mit dem Kopf. »Und
weil Sie mich sicher gleich nach der Uhrzeit fragen: Wir haben uns von etwa
sieben bis halb zehn dort aufgehalten. Das ist so ziemlich die einzige Zeit, in
der man in der Basilika nicht durch Touristen gestört wird. Allerdings kann ich
Ihnen aus ebendiesem Grunde auch keine Zeugen nennen.«
    Wolf tat zufrieden. Die Antwort des Mannes war ihm
aber entschieden zu glatt.
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie Herrn Hajeks
derzeitigen Aufenthaltsort nicht kennen?«, fragte Jo.
    »So ist es.«
    Dr. Hertweck zuckte ebenfalls mit den Schultern. »Auch
in seiner Entschuldigung hat er keine Adresse angegeben. Darf man erfahren,
warum Sie den Kollegen Hajek so dringend zu sprechen wünschen?«
    »Das würde mich jetzt aber auch interessieren«,
schloss sich Schubeck der Frage seines Chefs an.
    »Es geht um seinen gestohlenen Wagen. Sieht so aus,
als hätte er sich wieder eingefunden«, antwortete Jo.
    »Das war’s dann, meine Herren.« Um weiteren Fragen
zuvorzukommen, blies Wolf eilig zum Rückzug. »Bitte richten Sie Herrn Hajek
aus, er möchte sich so bald als möglich bei uns melden. Wir danken Ihnen. Einen
schönen Tag noch.«
    Auf dem Weg zu ihrem Wagen sah Wolf auf die Uhr. »Wir
könnten es bis Mittag nach Konstanz schaffen, was meinst du?«
    »Kalaschnikow?«
    »Genau. Möchte gar zu gerne wissen, was er und Pohl im
Schilde führen.«
    »Worauf warten wir noch?«, fragte Jo, die bereits hinter
dem Steuer saß.
    Während Jo den Burgberg hinunterpreschte, rief Wolf
bei Marsberg an. »Hajek hat sich vorerst selbst aus dem Verkehr gezogen«,
teilte er mit, als ihm Marsberg auch schon ins Wort fiel. »Jetzt halt dich
fest, Leo: Der Haftrichter hat Philip laufen lassen! Sommer war gerade bei mir.
Die Verdachtsmomente wurden als nicht so schwerwiegend eingestuft, dazu seine
Jugend, die geregelten Verhältnisse in Schule und Elternhaus und so weiter und
so fort. Der Richter sieht keine Verdunkelungsgefahr. Das war’s dann wohl

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