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Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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sein
könnte, es gehört ja nicht viel dazu, schließlich wissen Sie, dass Alkohol und
Drogen im Spiel waren – und wohl auch Geld, denn die Kunden der Mädchen
scheinen durchweg vermögende Geschäftsleute gewesen zu sein, die im Alter noch
einen Kick suchen und es sich leisten können, kleine Mädchen zu verführen. Aber
ein kleiner Zweifel bleibt. Noch existiert das alles nur in Ihrer Fantasie,
noch können Sie nicht sicher sein, dass Ihre schlimmen Befürchtungen Realität
waren. Und dann, ganz plötzlich, hören Sie von jemand, der dabei war, der
Details zum Besten gibt, plastisch und authentisch, der vielleicht sogar über
Bilder verfügt oder ein Video …«
    »Hören Sie auf!« Ohne Anzeichen war Philip
aufgesprungen und stampfte, beide Hände in den Taschen vergraben, mit zornrotem
Gesicht vor dem Tisch auf und ab. »Was wissen Sie denn schon? Nichts wissen
Sie! Sie schwafeln über ein Thema, von dem Sie keine Ahnung haben. Sie müssen sich schließlich nicht die zweideutigen
Bemerkungen, das mehr oder weniger versteckte Tuscheln, die hämischen Fragen
anhören. Sie wissen nicht, wie es ist, Leuten zu
begegnen, die mit der eigenen Schwester geschlafen haben. Gegen Geld! Was
würden denn Sie tun, wenn sich Ihnen urplötzlich eine
Möglichkeit bietet, sich Gewissheit zu verschaffen?«
    »Ich würde zupacken.«
    Für einen kurzen Moment schien es, als hätte es Philip
die Sprache verschlagen. Doch schnell hatte er sich wieder in der Gewalt.
»Warum auch nicht?«, antwortete er höhnisch. »Ich hätte nach jedem Strohhalm
gegriffen! Es war überhaupt nicht schwer, herauszukriegen, dass die Partys auf
der ›Crown of St. Gallen‹ stattfanden, und noch weniger, den Besitzer des
Schiffes in Erfahrung zu bringen. Aber ehe sich Gelegenheit bot, den Kahn
genauer unter die Lupe zu nehmen, löste er sich buchstäblich in Rauch auf. Bestens,
hab ich gedacht, geschieht den Schweinen recht. Nur schade, dass sie nicht
mitverbrannt sind!«
    Jetzt nur keine Pause, ihn nicht zur Besinnung kommen
lassen, dachte Wolf; wer konnte wissen, ob sie Philip jemals wieder zum
Sprechen bringen würden? Marsberg schien ähnlich empfunden zu haben, denn seine
Frage schloss sich nahtlos an: »Sie sprachen eben von einer Möglichkeit, sich
Gewissheit zu verschaffen …«
    »Das mit dem Schiffsbrand war ganz große Kacke. Ich
war mir sicher, auf dem Kahn Informationen zu finden, Adressen, Telefonnummern,
Beweise! Und dann war plötzlich alles im Eimer. In diesem Moment hatte ich eine
Eingebung …« Ein zaghaftes Lächeln schlich sich in sein Gesicht. »Warum
versuchst du’s nicht bei der Feuerwehr?, dachte ich. Alles, was die Flammen
verschont haben, haben die sichergestellt. Vielleicht ist ja was Hübsches
dabei, du musst nur irgendwie drankommen.«
    Philip machte eine kleine Pause, als wolle er sich
sammeln. Dann setzte er erneut zum Sprechen an. Wolf hatte das Gefühl, als wäre
er froh, sich endlich alles von der Seele reden zu können. Er konnte sich
lebhaft ausmalen, welchem Druck der Schüler in den letzten Tagen ausgesetzt
war.
    »Ich hatte schnell raus, dass die Fäden bei dem Mann
zusammenliefen, der die Untersuchungen führte, Manfred Schönwald. Die Leute bei
der Feuerwehr arbeiten ja so stümperhaft! Bei denen kann jeder rein- und
rausspazieren, ohne dass sich einer dran stört, im Gegenteil, die freuen sich
wie die Schneekönige, wenn sich jemand für ihre Arbeit interessiert. Um es kurz
zu machen: Ich hab mich hinter diesen Schönwald geklemmt, hab ihn einen halben
Tag lang beschattet – und schnell gemerkt, dass er so gut wie nie sein Auto
abschließt. Also hab ich seine Unterlagen durchstöbert, während er auf der
Wache zu tun hatte. Als ich nichts fand, nahm ich mir seinen Laptop vor. In der
Transporttasche steckte eine CD . ›Crown, Kajüte 1‹,
stand drauf. Ich wusste: Das muss es sein!«
    »Sie haben das Ding mitgehen lassen und sich auf Ihrem
eigenen PC die Szene aus der Kajüte angesehen.
Mit einem Mann, der Weselowski gewesen sein könnte. Da sind Sie ausgerastet und
haben …«
    »… Weselowski umgelegt? Der war zu diesem
Zeitpunkt längst tot, Mann. Das können Sie mir nicht anhängen.«
    »Da gab es ja noch andere Männer. Hohnisch zum
Beispiel, oder Trost.«
    »Wenn wir schon bei Hohnisch sind«, brachte sich
Marsberg in Erinnerung, »da gibt es auch eine Ungereimtheit. Sie haben doch am
Montagabend das Triathlontraining mitgemacht, Sie und Ihre beiden Freunde. An
diesem Abend wurde Hohnisch

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