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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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der Kommissar merkte ihm deutlich an, dass er versuchte, möglichst hochdeutsch zu sprechen.
    Alle lauschten gespannt dem Interview, in dessen Verlauf Lodenbacher immer wieder betonte, welche herausragende Leistung seiner Abteilung es gewesen sei, bei den von ihm geleiteten Ermittlungen dem Projekt Seegrund und damit der verschollenen Geheimwaffe der Nazis auf die Spur zu kommen.
    »Wia weaden diesen einzigoartigen historischen Fund entsprechend behondeln und dia Eagebnisse notürlich donn dea Weltöffentlichkeit mitteilen!« Mit diesem Versprechen seines Vorgesetzten endete das Gespräch.
    Ein paar Sekunden sagte keiner etwas, dann presste Marlene Lahm ein »Dieser Idiot!« zwischen den Lippen hervor. Kluftinger widersprach ihr nicht.
    »Welcher Sender ist das?«, fragte unvermittelt Professor Timm.
    »Radio Ostallgäu«, antwortete Friedel Marx.
    »Ich schätze, dann haben wir bis morgen früh noch Ruhe.«
    »Ruhe?« Kluftinger verstand nicht.
    »Sehen Sie«, hob Timm an, »über die Wichtigkeit dieses Fundes hat Herr Lodenberger ja gerade ausführlich gesprochen. Er hat Recht, da gibt es keinen Zweifel. Genau deswegen hätte er es auch lieber für sich behalten sollen, fürs Erste. Nationalsozialismus verkauft sich in den Medien immer noch sehr gut. Denken Sie nur an den Film ›Der Untergang‹. Und wissen Sie, dass Hitlers Konterfei nach wie vor so oft wie kaum ein anderes als Titelbild auf Nachrichtenmagazinen auftaucht?«
    Das war Kluftinger zwar neu, doch er sagte nichts.
    »Ich erzähle Ihnen das, weil ich Ihnen begreiflich machen will, was Sie ab morgen hier erwartet. Die gesamte Medienlandschaft Deutschlands wird hier einfallen. Ach, was sage ich: Europas!
    Wir hatten einmal einen Verdacht, einen Teil des Bernsteinzimmers in einem kleinen polnischen Dorf gefunden zu haben. Glauben Sie mir, nachdem das bekannt geworden ist, war da der Ausnahmezustand.
    Als ein paar Tage später die Medienmeute wieder abgezogen ist, lag da kein Stein mehr auf dem anderen. Und das hier ist spektakulärer, glauben Sie mir. Wir haben noch Glück im Unglück, weil wir uns darauf vorbereiten können.
    Das war jetzt erst mal ein kleiner Lokalsender, es wird, denke ich, bis morgen früh dauern, bis die großen Stationen und Zeitungen davon Wind bekommen. Aber dann …« Der Professor brachte seinen Gedanken nicht zu Ende.
    Die kurze Ansprache verfehlte ihre Wirkung bei den Beamten nicht. Kluftinger schluckte, blickte zu seiner Kollegin und sagte dann seufzend: »Nur gut, dass sie noch nichts von dem Schatz wissen.«
    »Welcher Schatz?!« Wie aus der Pistole geschossen kam die Frage von Frau Lahm.
    Kluftinger biss sich auf die Unterlippe. Eigentlich hatte er es ihnen ja noch gar nicht erzählen wollen. Aber nun war es zu spät. Und irgendwann musste er ja doch mit der Sprache rausrücken. Also informierte er sie über die alten Männer, die Tauchgeräte, die Karte im Hotelzimmer und die Schatzlegende.
    »Ich werd verrückt!« Der Professor ließ sich in die Lehne des Autositzes fallen. In seinem Gesicht spiegelte sich eine Mischung aus Entsetzen und Faszination. »Sie sind auf Gold gestoßen, im wahrsten Sinne des Wortes.« Timm referierte noch einmal kurz über die Legenden um die Nazischätze ganz allgemein.
    Der Kommissar drehte sich wieder nach vorne. Ihm war schlecht, aber diesmal kam es nicht vom Rückwärtsfahren. Er hatte das Gefühl, dass ihm die ganze Sache über den Kopf wuchs. Nazis, Goldschätze, Waffensysteme – er hatte doch eigentlich nur einen fingierten Tauchunfall aufklären wollen. Und jetzt das. Er spürte, wie seine Knie weich wurden.
    »Wie spät ist es eigentlich?«, fragte er mit zittriger Stimme.
    »Kurz vor zehn«, antwortete der Professor. »Meinen Sie. wir könnten noch schnell irgendwo einen Happen essen? Ich hab seit heut früh nichts mehr in den Magen bekommen.«
    Sie hielten bei einer kleinen Wirtschaft am Ortsrand von Füssen. Es kostete sie einige Mühe, den Wirt zu überreden, noch etwas für sie zuzubereiten. Schließlich sei die Küche längst geschlossen. Doch nachdem die Beamtin aus Wiesbaden ihren Ausweis vorgezeigt hatte, war der Mann so eingeschüchtert, dass er sich verzog. Linsen mit Spätzle könne er warm machen, rief er aus der Küche zu ihnen, nachdem er bei seiner Frau nachgefragt hatte. Dazu habe er noch Wienerle. Und einen Apfelstrudel mit Vanillesoße als Nachspeise.
    Erst, als sie alle etwas zu essen und zu trinken bekommen hatten, kam wieder ein Gespräch in Gang.
    »Wir

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