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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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hätte er nun zwei Fälle zu lösen: Schließlich war der wirkliche Jochen Bühler ebenfalls verschwunden. Andererseits gehörte dies eigentlich in die Zuständigkeit der Regensburger Polizei. Das Einzige, was Bühler mit dem Allgäu zu verbinden schien, war, dass ein anderer unter seinem Namen in ein Forschungsteam am Alatsee aufgenommen worden war.
    Kluftinger zog ein gebrauchtes Stofftaschentuch aus der Tasche und schnäuzte hinein. Seine Nase war schon rot vom ständigen Putzen. Er fühlte sich fiebrig, sein heißer Kopf schmerzte und er hatte das Gefühl, dass sich sämtliche Hohlräume in seinem Schädel bereits mit Flüssigkeit gefüllt hatten. Binnen Stunden würde sich das alles zu einer veritablen Bronchitis ausgewachsen haben, fürchtete er. Die Verläufe seiner Erkältungen waren stets recht stereotyp. Er bat Sandy Henske, ihm einen Erkältungstee zuzubereiten, von dem immer ein paar Beutel in ihrem Schreibtisch lagerten.
    Kluftinger war zu erschöpft, um die Aufträge, die nun anstanden, selbst zu verteilen. Er nahm sich das Telefon und gab in Auftrag, dass die Regensburger Kollegen über die Fakten aufgeklärt werden sollten. Alles Weitere sollten dann ebenfalls die Oberpfälzer übernehmen. Schließlich hatten sie gerade andere Sorgen.
    Maier und die DVDs fielen dem Kommissar wieder ein. Es war ja unwahrscheinlich, dass man außer der einen Auffälligkeit nichts darauf sah. Das hatte Maier nämlich berichtet: Man sehe nur den Seegrund und ab und zu die rötliche Algenschicht. Er habe alles durchgesehen.
    In Kluftinger wuchsen nun aber die Zweifel. Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass der Schlüssel zum Geheimnis dieses Falles auf dem Seegrund zu suchen war. Und zwar nicht bei irgendwelchen Salober- oder Venedigermännlein, sondern in wirklich existierenden Fakten. Und darüber hinaus hatte er eine seltsame Ahnung, dass das, was bisher zu Tage getreten war, nur die Spitze eines Eisbergs mit erheblich größerem Tiefgang sein würde.
    Kluftinger beschloss, nach Hause zu gehen. Er konnte hier nicht mehr viel ausrichten und wollte lieber daheim etwas für seine Genesung tun. Sandy Henske ließ ihn das Büro aber nicht verlassen, bevor er nicht von ihrem Erkältungstee aus dem Reformhaus eine Tasse unter ihrer Aufsicht getrunken hatte.
    Ins Bett! Das war der einzige Gedanke, der den Kommissar auf seinem Nachhauseweg antrieb. Sein Kopf fühlte sich an, als wäre er mit Watte ausgestopft. Er hatte die Erkältung mit Tees und Vitaminpillen eigentlich ganz gut in den Griff bekommen, doch nach seinem Besuch im Krankenhaus war alles noch viel schlimmer geworden.
    »Ich glaub, du bleibst morgen besser mal daheim«, sagte Erika besorgt, als er nach Hause kam. Ihre Sorge um ihn war rührend, aber ebenso rührend war, wie wenig sie von seiner Polizeiarbeit wusste. Natürlich würde er morgen lieber zu Hause bleiben. Aber es ging nicht. Nicht nach dem, was heute vorgefallen war.
    »Machst mir noch einen Tee? Ich geh dann zeitig ins Bett«, sagte er mit brüchiger Stimme und ging ins Wohnzimmer.
    Während sie in der Küche werkelte, zappte er ziellos durchs Fernsehprogramm. Dabei nickte er ein und wachte erst auf, als laute Stimmen aus dem Hausgang ins Wohnzimmer drangen. Er rieb sich die Augen und war einen Augenblick wie benommen, so tief hatte er geschlafen. Doch innerhalb einer Sekunde schoss ihm das Blut in den Kopf und er setzte sich kerzengerade hin: diese Stimme! Er schaltete den Fernseher stumm.
    Seine Gedanken überschlugen sich. Es gab nur einen Weg aus dem Wohnzimmer heraus, und der führte durch den Hausgang. Er konnte sich jetzt also nicht mehr ins Schlafzimmer schleichen und so tun, als schliefe er bereits. Damit war er Doktor Martin Langhammer, dem ebenso unerwarteten wie unerwünschten Besucher, hilflos ausgeliefert. Jegliche Rückzugsmöglichkeit war blockiert. Früher, als Kind, hätte er sich in einer solchen Lage unter die Ofenbank gelegt und gewartet, bis der Besuch wieder weg war.
    Es klopfte an der offen stehenden Wohnzimmertür und eine Glatze zeigte sich im Türrahmen. Ihr folgten ein graumelierter Haarkranz, eine viel zu große Brille und schließlich der Rest des wie immer braun gebrannten Doktors.
    Kluftingers Magen krampfte sich zusammen. Hatte er denn heute nicht schon genug durchgemacht?
    »Schau mal, die Annegret und der Martin sind vorbeigekommen. Einfach so«, jubilierte seine Frau, die sich an Langhammer vorbei ins Wohnzimmer schob.
    »Ich sehe es«, sagte Kluftinger und es klang,

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