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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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wir dürften auf keinen Fall mehr zum See. Unter gar keinen Umständen.
    Der Mann im schwarzen Mantel hat gesagt, das wäre von nun an Sperrzone. Am Morgen haben sie riesige Apparaturen zum Ufer gebracht. Wie Stelzen oder Stützen für einen Lift, haben wir uns gedacht.«
    »Die Gestelle von der Kamerafahrt am Seegrund!«, sagte Kluftinger, Bartenschlager aber schien ihn gar nicht mehr wahrzunehmen. Wie in Trance redete er weiter: »In den Tagen danach haben wir immer wieder Explosionen gesehen, große Feuerbälle, und es hat so laut gekracht, dass einem fast das Trommelfell geplatzt war. Das hat uns Buben natürlich gefallen damals.
    Der David, mein Freund, hat unbedingt näher hin gewollt. Er war sich sicher, dass sie einem Buben nichts tun würden, falls sie ihn entdecken würden. Ich war zuerst zu feig damals und habe gesagt, ich bleibe in unserem Versteck im Wald. Aber er hat immer mehr gedrängelt und gesagt, einer muss gehen. Also haben wir Streichhölzer gezogen. Er hat verloren. Deshalb bin ich noch hier und am Leben. Ich hab dem David auf die Schulter geklopft und er ist in Richtung Seeufer verschwunden. Seitdem hat ihn niemand mehr gesehen.«
    Kluftinger nickte.
    »Ich habe es sofort dem Onkel und der Tante gebeichtet. Weil der David schon ein paar Mal versucht hat, abzuhauen, haben sie mir nicht geglaubt. Stattdessen hat mich der Onkel verdroschen und fünf Tage in der Tenne eingesperrt. Weil wir uns nicht an die Regeln gehalten haben.
    Heute denke ich mir, dass er vielleicht auch Angst hatte. Ich glaube, sie waren auch ganz froh, dass der David weg war. Bei dem Namen war es ja klar, was so geredet worden ist. Warum er nicht woanders hingekommen ist, hat uns im Nachhinein eh gewundert. Vermisst hat ihn jedenfalls keiner. Außer mir. Die Nazis haben ihn kurzerhand umgebracht, da bin ich mir sicher, Herr Oberkommissär!«
    »Schlimm, Herr Bartenschlager, schlimm. Aber machen können wir da auch nichts mehr, denke ich. Tut mir leid.«
    »Ja, ja, das Lied höre ich seit sechzig Jahren. Warum sollte sich das jetzt noch ändern?« Bartenschlager klang resigniert.
    »Ich müsste noch Genaueres wissen, dann könnte ich möglicherweise auch wegen Ihres Freundes noch einmal recher chieren.«
    »Was möchten Sie wissen?«
    »Was genau ging damals vor sich, was haben Sie beobachtet?«
    »Wie gesagt, Herr Kommissär, ich war ein kleiner Junge damals. Ich konnte mir das alles nicht erklären. Aber es ließ mir keine Ruhe – mein Leben lang. Und so habe ich einige Theorien aufgestellt. Und die habe ich gesammelt. Sehen Sie, es war schwer, nach dem Krieg etwas herauszufinden. Jeder hat den Mantel des Schweigens über die Nazizeit gebreitet. Zumal, wenn er Dreck am Stecken hatte. Aber ich habe drei Ordner, die können Sie sich durchsehen. Auf die stützen sich meine Theorien. Soll ich sie holen?«
    Kluftinger schüttelte energisch den Kopf. »Nein, erzählen Sie mir lieber, welche Mutmaßungen Sie aufgestellt haben.« Kluftinger graute davor, irgendwelche Zeitungsartikel zu durchforsten. Und Maier war ja auch nicht unbegrenzt belastbar …
    »Gut. Nummer eins ist eher auf Gerüchte gestützt und vielleicht auch nicht wahrscheinlich: Vielleicht sind Menschenver suche durchgeführt worden, was nicht nur die hohe Sicherheits stufe, sondern auch das Verschwinden von David erklären würde. Den Alatsee kann man leicht vollkommen abriegeln. Vielleicht hatten diese Versuche auch mit der komischen roten Flüssigkeit zu tun, die im See schwimmt. Wissen Sie, wie man den See hier auch genannt hat? Den blutenden See. Ja, da schauen Sie. Und da sind wir gleich bei der zweiten Möglichkeit.«
    Bartenschlager redete ohne Luft zu holen.
    »Die lautet nämlich, dass mit dieser rötlichen Flüssigkeit im See für biologische Massenvernichtungswaffen geforscht wor den ist. Es gibt auch noch andere Gerüchte, aber die kommen nicht von mir. Fest steht, dass der See ein Geheimnis hat.
    Haben Sie gewusst, dass, gleich nachdem der Krieg verloren war und die Nazis nichts mehr zu sagen hatten, die Amis wieder alles abgesperrt haben? Was haben die gesucht? Herr Oberkommissär, wenn Sie das aufklären, das wäre eine Sensation. Sie werden ernst genommen. Auf Sie wird man hören. Da werden einige das Zittern anfangen von denen, die noch leben, glauben Sie mir.« Am Schluss klang Martl fast prophetisch und erhob drohend seinen Zeigefinger.
    »Ich verspreche Ihnen, ich werde sehen, was ich in dieser Richtung tun kann.« Kluftinger erhob

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