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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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sich.
    Bartenschlager blieb sitzen, während sich Kluftinger und Steinle von ihm verabschiedeten. Beim Hinausgehen fiel Kluf tingers Blick noch einmal auf die Blätter, die an der Wand hingen. Neben Zeitungsartikeln und Fotos hingen da auch seltsame Skizzen. An einer blieb Kluftingers Blick etwas länger haften. Sie schaute nur zum Teil unter ein paar anderen Zetteln heraus. Er wollte schon weitergehen, da erstarrte er. Auf einmal schoss ihm das Blut in den Kopf, seine Schläfen pochten. Er machte auf dem Absatz kehrt, rempelte Steinle an, der dicht hinter ihm ging, und schob aufgeregt die anderen Blätter beiseite. Tatsächlich! Der Kommissar riss die Zeichnung von der Wand und knallte sie vor Bartenschlager auf den Tisch.
    »Was ist das?«, rief er und deutete zitternd auf das Blatt. Es zeigte dasselbe Symbol, wie das, das der unbekannte Taucher in den Schnee gemalt hatte.
    Bartenschlager verstand die plötzliche Aufregung des Polizisten nicht. Ruhig nahm er die Bleistiftzeichnung und sagte: »Ja, das habe ich mich oft gefragt, Herr Kommissär. Ich kann Ihnen nicht genau sagen, was es ist. Im Laufe der Jahre bin ich immer wieder auf dieses Zeichen gestoßen. Immer dann, wenn ich wieder in einer Sackgasse gelandet bin. Die Mauer des Schweigens, auf die ich immer wieder gestoßen bin, die trägt dieses Zeichen, wenn Sie so wollen. Halten Sie die Augen auf, dann werden Sie es auch sehen.«
    »Ach komm, Martl! Kommt jetzt wieder deine Verschwörungstheorie?«, mischte sich Günther Steinle ein, Kluftinger aber legte ihm eine Hand auf den Arm. »Nein, Herr Steinle, lassen Sie ihn!«
    An Bartenschlager gewandt fragte Kluftinger: »Was meinen Sie mit ›Mauer des Schweigens‹?«
    »Was ich sage. So geben sie sich Zeichen …«
    »Sie?«
    Bartenschlager sah den Kommissar lange an, dann ließ er die Schultern hängen. »Ich habe Ihnen alles gesagt. Jetzt ist es an Ihnen.« Dann vergrub er sein Gesicht wieder in seinen Händen.

    23. November 1989

    Die Haushälterin hatte ihn geholt. Ein Mann sei gekommen, der angegeben habe, ihn zu kennen. Sie habe ihm gleich gesagt, dass der Besucher nicht vorgelassen werden könne, da der Hausherr Gäste habe, seine alten Freunde. Ihn da zu stören, daran sei gar nicht zu denken.
    Als er aber darauf beharrte und der Gastgeber den späten Besucher schließlich doch herein bat, verstummten die Gespräche schlagartig. Eine Eiseskälte schien sich im Zimmer auszubreiten. Ungläubig starrten die vier den unangemeldeten Besucher an. Ihre Augen formten sich zu engen Schlitzen. Einer, der in einem Rollstuhl saß, zündete sich eine Zigarre an.
    Besuch habe man, sagte der mit der Zigarre plötzlich zynisch, lieben Besuch aus dem Osten. Was er wolle, fragte ein anderer. Warum er denn nicht tot sei? Man habe gedacht, er sei in Russland gefallen. Eingebuddelt irgendwo im Gulag.
    Er wisse wohl, dass sie ihn nicht mehr auf der Rechnung gehabt hätten. Aber da hätten sie sich zu früh gefreut. Die ganze Zeit über habe er gewartet. Nie eine Ausreisegenehmigung bekommen, weil er Geheimnisträger gewesen sei. All die Jahre und Jahrzehnte an den See gedacht. Aus der Ferne verfolgt, was dort vor sich ging. Und nun sei er wieder da. Wolle mit dabei sein. Wieder mitmachen.
    Nichts sei da oben zu holen. Rein gar nichts, erwiderte der im Rollstuhl emotionslos. Das Spiel sei aus. Man müsse endlich mit der Vergangenheit abschließen.
    Der Besucher lachte kehlig und schüttelte den Kopf. Er lasse sich nicht so abspeisen.
    Er müsse jetzt gehen, sagte einer der vier zu dem Besucher. Für immer gehen, sonst … Wortlos gab der Rollstuhlfahrer einem der Männer ein Zeichen, worauf der zu dem dunklen Eichenschrank ging. Der ganze Raum war in ein gelbliches Licht getaucht, das die Gesichter der Männer wächsern wirken ließ. Auf einmal hielt der am Schrank etwas in der Hand. Der Besucher erkannte es zunächst nicht, dann schluckte er: Auf ihn war der glänzende Lauf eines alten Revolvers gerichtet. Er habe eine letzte Chance. Sofort dahin zurückzugehen, wo er hergekommen sei.
    Der Besucher nickte. Er hatte keine Wahl. Man habe sich bestimmt nicht zum letzten Mal gesehen, sagte er im Hinausgehen.

Halten Sie die Augen auf! Wie ein Echo hallte dieser Satz des alten Mannes in Kluftingers Kopf wider. Es war ein seltsames Treffen gewesen, das ihn weit zurück in eine Vergangenheit geführt hatte, die er bisher nur aus Büchern und Filmen kannte. Auch sein Vater hatte nie viel über den Krieg erzählt. »Alte Leichen

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