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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Hohmann ihm
schließlich einen Zettel gereicht, auf dem vier Namen standen.
    »Was bedeuten die Buchstaben WBG ?«,
hatte Wolf nach einem kurzen Blick auf das Papier gefragt.
    »Wolff Bau-Gesellschaft. Unser größter Konkurrent. Hat
in letzter Zeit meist den Kürzeren gezogen, obwohl die Leute gut sind. Aber im
Baugewerbe ist jede Leistung klar definiert, alles läuft über den Preis, und da
sind wir fast unschlagbar.« Wolf hatte sich die Frage verkniffen, auf welche
Weise die Hohbau G mb H es schaffte, permanent alle anderen Bewerber zu unterbieten.
    Kurz darauf waren sie auseinandergegangen. Wolf hatte
sein Minimalziel erreicht: Die Namen boten einen Ansatzpunkt für weitere
Nachforschungen – sobald sie mit denen abgeglichen waren, die Ludger und Jo
hoffentlich in der Zwischenzeit bekommen hatten.
    Warum nur hatte er auf dem Rückweg zu seinem Auto das
unangenehme Gefühl gehabt, irgendetwas übersehen zu haben? Für seinen Geschmack
war Hohmann einen Tick zu zuvorkommend gewesen. Wollte er ihre Aufmerksamkeit
dadurch womöglich auf eine ganz bestimmte Spur lenken?
    Im selben Moment war ihm das plötzlich völlig schnuppe
gewesen. Er hatte Heißhunger verspürt, und ganz gegen seine sonstige Gewohnheit
hatte ihn nach einem kühlen Bier verlangt, wohl eine Folge der wieder auf fast
dreißig Grad gestiegenen Temperaturen. Der nahe Gehrenberg war ihm eingefallen,
und nun saß er im Biergarten unter schattigen Kastanien, vor sich ein
»Dinnele«, die oberschwäbische Spielart des Flammkuchens, und in der Rechten
ein kühles Bier. Er leerte das Glas in zwei Zügen. Dabei beugte er sich so weit
nach hinten, dass ihm das Barett vom Kopf rutschte und auf die Erde fiel.
    Zwar waren Wolfs körperliche Bedürfnisse damit fürs
Erste befriedigt. Seine Zweifel jedoch fuhren mit ihm zurück nach Überlingen.
Punkt sechzehn Uhr dreißig traf er im »Aquarium« ein, wo Kalfass und Jo
verbissen auf ihre Monitore starrten. Auweia, dachte er, hier herrscht dicke
Luft. Er war es schon lange leid, ständig zwischen den beiden vermitteln zu
müssen. So ignorierte er im Allgemeinen ihre Auseinandersetzungen, solange die
Arbeit nicht darunter litt.
    Er steckte sich eine Gitanes an, darauf bauend, dass
die gemeinsame Abneigung gegen den beißenden Rauch seine Assistenten einander
wieder etwas näherbringen würde. Dann schilderte er ihnen sein Gespräch in
Markdorf, behielt die Namen auf Hohmanns Liste aber vorläufig für sich. Jo
hatte inzwischen demonstrativ das Fenster aufgerissen.
    Kalfass berichtete von diversen Telefonaten, die er
mit den für die Bauplanung Verantwortlichen in einem halben Dutzend Städten und
Landkreisen geführt hatte. Auch den Regionalverband Bodensee/Oberschwaben, die
Verwaltungen der beiden großen Kirchen und eine Reihe weiterer auf dem
Bausektor aktiver Verbände und Institutionen hatte er mit seinen Fragen
gelöchert.
    »Okay, Ludger, lassen wir die Details mal beiseite.
Hat man dir Namen genannt?«
    »Aber klar doch, das war ja wohl der Zweck der Übung.
Im Wesentlichen ging es um zwei namhafte Mitbewerber. Der am häufigsten
genannte war Phönix-Bau …«
    »Phönix-Bau?«, staunte Wolf. »Ich könnte schwören,
dass Hohmann dieser Name nicht über die Lippen kam.«
    »Klar. Lag wahrscheinlich daran, dass der Laden
inzwischen pleite ist …«, mischte Jo sich ein.
    Kalfass fuhr herum. »Ist das dein Bericht
oder meiner?«, giftete er sie an.
    »’tschuldigung! Fahren Sie fort, Euer Ehren«, lächelte
Jo unbeeindruckt zurück und deutete einen Knicks an, was Kalfass nur noch mehr
in Rage brachte. Energisch klopfte Wolf mit der flachen Hand auf den Tisch,
sodass sich Kalfass eine weitere Bemerkung verkniff.
    »Wie schon gesagt, Phönix ist pleite. Seit vier
Monaten. Wer jedoch weiterhin mitmischt, ist die WBG  …«, fuhr Kalfass fort.
    »… die Wolff Bau-Gesellschaft in Konstanz«, sagte
Wolf. Das deckte sich mit seinen von Hohmann erhaltenen Informationen. »Liegt
gegen die etwas vor?«
    »Äh … weiß ich nicht …«, stotterte Kalfass.
    Der Hauptkommissar griff zum Hörer und wählte eine
Nummer. »Wolf hier. Sag mal, Rolf, ist euch schon jemals die Baugesellschaft WBG untergekommen?« Rolf Marsberg war Leiter des
Betrugsdezernats, kurz D3, und saß eine Etage über ihnen. »Wie? … Also nichts …
Gut, das war’s dann schon. Ich danke dir. Tschau.« Wolf wandte sich wieder
seinen Mitarbeitern zu. »Die WBG ist sauber …
Bleibt noch das Ergebnis deines Besuches auf der Baustelle in

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