Seehaie
unseren
Mitarbeitern vorleben. Im Übrigen steht es noch lange nicht so schlecht um die WBG , dass wir zu so rabiaten Mitteln greifen müssten.«
Roths Handy klingelte. Er entschuldigte sich und nahm
das Gespräch an. Dann reichte er das Telefon an Wolf weiter und sagte: »Für
Sie.«
Wolf war perplex – bis ihm einfiel, dass sein eigenes
Handy in Jos Wagen lag. Es musste also Kalfass sein, denn nur er wusste, wo sie
waren. Wahrscheinlich hatte er, nachdem er ständig nur Wolfs Mailbox erreichte,
bei der WBG angerufen und war zu Roth
weiterverbunden worden. Er meldete sich.
»Chef, entschuldigen Sie, aber Kollege Marsberg vom D3
hat heute Morgen schon mehrmals nach Ihnen gefragt. Sagt, er muss Sie dringend
sprechen.« Leicht pikiert fügte er hinzu: »Ich genüge ihm anscheinend nicht.
Außerdem hat die Winter vom ›Seekurier‹ angerufen und dringend um einen Termin
gebeten.«
»Verstanden. Wir sind in einer Stunde zurück.«
Nachdem Wolf aufgelegt und Roth das Telefon
zurückgegeben hatte, setzte Jo ihre Befragung fort. »Tja, Herr Roth, wenn Sie
die bestehende Konkurrenzsituation nicht für ein mögliches Mordmotiv halten –
welcher andere Grund würde Ihnen denn einfallen?«
»Ich verstehe, dass Sie mich das alles fragen müssen,
und ich beneide Sie wahrlich nicht um Ihre Arbeit. Aber ich kann Ihnen beim
besten Willen nicht weiterhelfen.« Dann setzte er spöttisch hinzu: »Schließlich
kann ich ja schlecht behaupten, Hohmann sei mit dem Teufel im Bunde.«
»Mit anderen Worten: Sie vermuten, dass bei den
Niedrigpreisen der Hohbau G mb H nicht alles mit rechten Dingen zugeht?«
Roth stand auf. »Das haben Sie gesagt. Tut mir leid, aber mehr kann ich dazu wirklich nicht beitragen.«
Auch Wolf und Jo erhoben sich.
»Vielen Dank, Herr Roth. Nichts für ungut, Sie haben
uns sehr geholfen. Auf Wiedersehen.«
Auf der Rückfahrt brach Wolf als Erster das Schweigen.
»Nun sag schon, was du denkst.«
»War wohl nichts! Nach meiner Einschätzung haben die
nichts mit unserem Fall zu tun.«
»Wer dann?«, fragte Wolf zurück. Als Jo eine Antwort
schuldig blieb, fuhr er fort: »Vielleicht hast du ja recht. Wir drehen uns im
Kreis, greifen überall in Watte. Andererseits haben wir soeben allenfalls einen
ersten flüchtigen Eindruck der WBG gewonnen, und
der kann täuschen. Du erkundigst dich am besten gleich nach unserer Rückkehr
bei der Oberschwabenbank nach der finanziellen Situation der WBG . Notfalls musst du dir eine richterliche
Genehmigung zur Konteneinsicht beschaffen. Uns interessiert alles über die
finanzielle Lage des Unternehmens, einschließlich der Gesellschafter
natürlich.«
»Woher kennen Sie denn die Hausbank der WBG ?«
»Stand unten auf einem Rundschreiben, das im
Besprechungsraum herumlag.«
***
»Ich
hab eine Überraschung für dich, Leo.«
»Hoffentlich eine angenehme!«
»Wart’s ab.«
Gleich nach ihrer Rückkehr war Wolf zum D3 marschiert,
jetzt saß er seinem Kollegen Marsberg gegenüber, der in einem Stapel Papier auf
seinem Schreibtisch herumwühlte.
»Ihr seid doch an diesem Hohbau-Fall dran …«, begann
Marsberg, noch immer suchend.
»Wenn du die beiden ermordeten Lkw-Fahrer meinst – ja,
sind wir. Doch wie es scheint, ist Hohmann außen vor, im Gegenteil, er gehört
zu den Geschädigten.«
Endlich wurde Marsberg fündig. Er gab Wolf ein Blatt
mit sechs Abbildungen darauf. »Fängst du damit etwas an?«
Wolf starrte die Bilder an. »Du wirst mich sicher
gleich aufklären.«
»Was du hier siehst, sind die Folgen eines
Brandanschlags auf die Hohmann-Baustelle drüben in Konstanz.«
»Täter?«
»Unbekannt. Und eh du weiterfragst: Die Tat geschah
heute Nacht um 23.34 Uhr.«
»Wieso weißt du das so genau?«
»Es gibt Zeugen. Genauer gesagt: Opfer.«
»Jetzt bitte mal alles der Reihe nach.«
»Zwanzig Minuten vor Mitternacht ging drüben bei den
Konstanzer Kollegen ein Notruf ein. Ein Mann meldete einen Brand mit Verletzten
auf der Baustelle des neuen Tourismuscenters zwischen Konstanz und Kreuzlingen.
Da es sich um eine Baustelle der Hohbau G mb H mit Sitz in Markdorf handelt, wurden wir heute früh
ebenfalls verständigt, und da ihr unterwegs wart, hab ich jemand von meinen
Leuten rübergeschickt. Die Feuerwehr hatte die drei brennenden Bürocontainer
bereits gelöscht. Wie sich herausstellte, hatte sich in den beiden besonders
betroffenen Containern niemand aufgehalten. Im dritten allerdings hatte sich,
als das Feuer ausbrach, ein Liebespärchen
Weitere Kostenlose Bücher