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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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auch schon den Kopf zerbrochen.
Nirgends ein Hinweis auf das Bauwerk oder wenigstens den Standort. Da bringen
uns auch Detailvergrößerungen nicht weiter.«
    Karin reagierte nicht. Ihr Blick wurde von etwas
Undefinierbarem angezogen, und sie beugte sich über den Ausdruck, um genauer
sehen zu können. Dann kramte sie eine Lupe aus ihrer Schreibtischschublade und
hielt sie über das Bild.
    »Hier, diese Schrift … was könnte das heißen?«
    De Boer nahm die Lupe und führte sie zusammen mit dem
Bild dicht vor die Augen. Mehrere Sekunden lang herrschte Stille. »Ich weiß
nicht … könnte ›Saal‹ heißen … ja, ›Saal‹, würde ich sagen … darunter steht eine
Zahl … 150 … und dahinter zeigt ein kleiner Pfeil nach links …«
    »Zeig mal her … ja, du könntest recht haben … oder
nein, nicht ganz. Der zweite Buchstabe ist eher ein ›e‹.«
    »Dann hieße das Wort ›Seal‹ … sagt mir ebenso wenig.«
    »Ich hatte mal einen Mantel mit einem Sealkragen …«
    »Sealkragen?«
    »Seal, so nennt man das Fell der Pelzrobbe.«
    De Boers Gesicht drückte gewisse Zweifel aus. »Hat
wohl kaum was mit unserem Fall zu tun, oder?«
    »Stimmt.« Karin überlegte. »Halt … ich habs!«, rief
sie plötzlich schrill und blickte den Fotografen triumphierend an. »Ich brauche
den Stadtplan von Konstanz.«
    Sie stand auf, ging zu dem Regal hinter ihrem
Schreibtisch und suchte die Karte heraus. Nachdem sie sie auseinandergefaltet
hatte, fuhr sie mit dem Finger die Uferregion entlang. »Hier!« Sie tippte auf
einen Punkt dicht neben der eingezeichneten Schweizer Grenze. »Was steht da?«
    Charles de Boer kniff die Augen zusammen:
»Sealife-Center … klar, das ist es! Unser Bildausschnitt zeigt nur die ersten
vier Buchstaben. Das muss es sein.«
    »So, und was wird direkt daneben gerade gebaut?«
    In de Boers Augen flackerte Verständnis auf. »Das neue
Tourismuscenter ›Corso‹, direkt an der Grenze zu Kreuzlingen.«
    »Jetzt wird mir einiges klar: Hier geht’s nicht nur um
Peanuts, hier geht’s um richtig viel Geld! Ich möchte gar zu gerne wissen, wie
viel in diesem Augenblick in welche Taschen geschoben wurde …«
    ***
    Wolf
gehörte nicht unbedingt zu den eingefleischten Biertrinkern, jetzt aber war ihm
nach einem frischen Pils. Er saß im Garten des Wirtshauses am Gehrenberg, einer
Anhöhe unweit von Markdorf. Sie galt alsderschönste Aussichtsbalkon des Obersees und bot einen
hinreißenden Fernblick bis weit hinein ins Schweizerische. Früher, als seine
Frau noch lebte, waren sie öfter hergekommen, hatten die vorzügliche Küche
genossen und sich mehr als einmal in dem angeschlossenen Theaterstadel
amüsiert. Doch er machte sich nichts vor: Was ihn heute hierherauf trieb, war
nicht Nostalgie, sondern viel eher das zwanghafte Bemühen, endlich den Kopf
freizubekommen und seine Gedanken neu zu ordnen.
    Nicht mal eine halbe Stunde war er bei Hohmann
gewesen. Der Bauunternehmer schien seinen Ärger über Kalfass’ bohrende Fragen
völlig vergessen zu haben. Er hatte beschäftigt getan, sich dabei jedoch
bemerkenswert zuvorkommend und kooperativ gezeigt.
    Zu kooperativ? Er hatte Wolf den Werdegang eines
Projektes von der Ausschreibung bis zur Abrechnung erläutert, war ausführlich
auf die Ausschreibungsprozedur eingegangen und hatte hervorgehoben, dass sie
stets verdeckt erfolge und jeder Bieter die gleichen Chancen habe.
    »Ich weiß, dass andere schwer gegen uns ankommen. Wir
sind personell und organisatorisch gut aufgestellt und verfügen über einen
exzellenten Maschinenpark.«
    »Wer sind diese ›anderen‹? Wer hat in letzter Zeit
häufiger Ausschreibungen gegen Ihr Unternehmen verloren? Können Sie mir ein
paar Namen nennen?«, hatte Wolf gedrängt.
    »Ungern. Sie müssen das verstehen: Wenn ich Ihnen
Namen nenne, wäre das, als äußerte ich einen Verdacht. Im Übrigen habe ich
keinen – absolut keinen!«
    »Herr Hohmann, es geht hier nicht um ein
Kavaliersdelikt, sondern um zweifachen Mord!« Bei diesem Wort war Hohmann
sichtlich zusammengezuckt. »Tatsache ist, dass Ihre Mitbewerber ins Fadenkreuz
unserer Ermittlungen geraten sind. Sie selbst haben glaubhaft diesen Gedanken
geäußert und müssten eigentlich das größte Interesse daran haben, dass
eventuelle kriminelle Machenschaften in Ihrer Branche aufgedeckt werden. Ich
versichere Ihnen, wer kein Motiv hat, ist uns ganz schnell wieder los. Und ich
werde den Teufel tun, Sie als Quelle zu nennen. Also?«
    Nach längerem Herumdrucksen hatte

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