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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Handschuhe von den Fingern und stopfte sie
ebenfalls in den Beutel. Dann eilte er in Richtung Treppe. Nur weg von hier,
ehe er gesehen wurde. Mit unfreiwilligen Zeugen dieser Art hatte er nicht
gerechnet.
    Die Frau wähnte sich bereits in
Sicherheit, da ging ein Regen aus Funken und brennendem Gestrüpp über ihr
nieder, ausgelöst durch einen plötzlichen Windstoß. Im Nu standen Haare und
Rücken der Frau in Flammen. Ein markerschütternder Schrei gellte über den
Platz, vor Schmerzen wimmernd sank sie zu Boden, versuchte instinktiv, die
Flammen zu ersticken, indem sie sich auf der Erde hin und her wälzte, bis ihr
Begleiter bei ihr war und geistesgegenwärtig die Kleidungsstücke über sie warf.

11
    War der Fahrer des Monstrums eigentlich
besoffen? Ohne Vorwarnung war die gewaltige Planierraupe rückwärts aus dem Pulk
abgestellter Baufahrzeuge gestoßen, direkt vor Jos Beetle. Nur durch Wolfs
beherzten Griff ins Lenkrad konnten sie den drohenden Crash verhindern.
Schneller, als Jo es ihm zugetraut hätte, war Wolf draußen und brüllte zu dem
Raupenfahrer hoch. Der schrie zurück und gestikulierte dabei heftig mit den
Armen. Selbst schuld, sollte das heißen, schließlich befanden sie sich auf
Betriebsgelände, da mussten Fremde eben mit so was rechnen.
    Resigniert winkte Wolf ab und ging, noch immer erbost,
zum Wagen zurück. Sie fuhren zum nahen Bürogebäude hinüber, an dessen Fassade
unübersehbar die drei Buchstaben WBG prangten,
und standen kurze Zeit später an der Anmeldung. Sie wiesen sich aus und
verlangten, den Geschäftsführer zu sprechen.
    »Tut mir leid, der ist heute nicht im Haus. Möchten
Sie mit Herrn Roth, unserem Prokuristen, sprechen?« Die Angestellte gab sich
reserviert. Wolf akzeptierte ihren Vorschlag, worauf sie in ein
Besprechungszimmer geschoben wurden.
    Der Prokurist erschien wenige Minuten später. Er
erwies sich als freundlicher Mittvierziger, der ihnen bereits im Näherkommen die
Rechte entgegenstreckte. Anschließend überreichte er Wolf seine Visitenkarte.
    »Sie sind aber nicht mit unserem Chef, Herrn Wolff,
verwandt?«, fragte er nach einem flüchtigen Blick auf den Dienstausweis des
Hauptkommissars.
    »Weder verwandt noch verschwägert. Im Übrigen hat Ihr
Chef mir ein ›f‹ voraus.«
    »Bitte entschuldigen Sie unseren Überfall«, nahm Jo
nun das Wort. »Sie haben doch sicher von den beiden toten Hohmann-Leuten
gehört?«
    »Hier wird praktisch über nichts anderes gesprochen.«
    »Nun, wir haben Grund zu der Annahme, dass
möglicherweise jemand aus dem Kreis der Hohbau-Mitbewerber in die Tat
verwickelt sein könnte.« Roth sah sie an, als verstünde er nicht recht, worauf
Jo hinauswollte.
    »Die WBG steht doch im
Wettbewerb zur Hohbau G mb H ,
richtig?«, hakte Wolf nach.
    Roth zögerte kaum merklich. »Halten Sie etwa
Konkurrenzneid für das Mordmotiv? Ich bitte Sie! Was sollte sich durch den Tod
von zwei Fahrern ändern? Müsste der Neider, wenn überhaupt, nicht eher die
Führung … äh … eliminieren? Nein, im Ernst: Natürlich sind wir Konkurrenten.
Unser Leistungsspektrum ist praktisch identisch. Allerdings ist Hohmann in der
letzten Zeit deutlich erfolgreicher, das muss ich zugeben. Ich verrate Ihnen
sicher kein Geheimnis, wenn ich sage, dass wir bei vielen Ausschreibungen preislich
einfach nicht mehr mithalten können.«
    »Wo genau hat Ihr Konkurrent denn Preisvorteile –
Ihrer Meinung nach?«, fragte Jo.
    »Wissen wir nicht. Im Grunde kann er nicht anders
kalkulieren als wir. Vergleichbare Personal- und Maschinenressourcen, praktisch
dieselben Gemeinkosten und so weiter und so fort. Gut, ein paar Prozente hin
oder her sind immer drin … Aber nach allem, was wir wissen, liegen Welten
zwischen seinen und unseren Preisen!«
    »Könnte man sagen, dass Sie, vorsichtig ausgedrückt,
einen nicht unbeträchtlichen Schaden dadurch erleiden, dass die Hohbau G mb H erheblich günstiger
kalkuliert als Sie?«, bohrte Jo weiter.
    »Das könnte man. Die momentane Preispolitik ist nicht
gerade zu unserem Vorteil.«
    »Und wäre das, wenn sich die Fälle häufen und der
Schaden bedrohlich für das eigene Unternehmen wird, nicht ein starkes Motiv,
diesen gefährlichen Gegner schwächen zu wollen?«
    »Durch Mord?«
    »Wenn es nicht anders geht, auch durch Mord!«
    Roth blieb die Ruhe selbst. »Im Prinzip mögen Sie
recht haben. Doch bei uns läuft so was nicht. Das wäre gegen alle Prinzipien,
die wir seit der Gründung des Unternehmens verfolgen und auch

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