Seehaie
vergnügt …«
»Das sind die Opfer, von denen du sprachst?«
»Richtig. Die Frau hat es schwer erwischt. Brandwunden
zweiten und dritten Grades. Inzwischen ist sie aber außer Lebensgefahr.«
»Was wisst ihr über den Tathergang?«
»Eindeutig Brandstiftung. In den Überresten der
Container wurde ein Brandsatz gefunden. Offenbar hat das Pärchen das Feuer erst
bemerkt, als es auf ihren Container übergriff.«
»Die Täter?«
»Noch nichts. Es gibt nicht mal einen Verdacht. Auf
dem Gelände konnten keine Spuren sichergestellt werden – vorerst jedenfalls.
Der Erkennungsdienst ist noch vor Ort. Ich dachte, das interessiert dich,
vielleicht besteht ja ein Zusammenhang zu eurem Fall.«
»Könnte sein. Jedenfalls danke ich dir.«
»So, jetzt kannst du dein Stinkestäbchen anzünden«,
grinste Marsberg. »Ich merke doch schon die ganze Zeit, das es dich in den
Fingern juckt. Aber tu mir einen Gefallen und mach es draußen.«
***
Zwei
der drei Container waren völlig verglüht, der dritte, in dem sich das Pärchen
aufgehalten hatte, stark in Mitleidenschaft gezogen. Überall standen
Bauarbeiter in Gruppen herum und diskutierten den Vorfall.
Während Kalfass mit einem Beamten vom Erkennungsdienst
sprach, hatte sich Wolf in den benachbarten Rohbau begeben, war in alle drei
Obergeschosse hochgestiegen und an jedes einzelne Fenster getreten, das direkt
über den Containern lag. Von hier war es kinderleicht, das Dach des Containers
zu treffen. Sorgfältig suchte er die Böden und Simse ab – nichts! Keine
Fußabdrücke, kein Kaugummipapier, keine Zigarettenasche. Abermals fand er
bestätigt, was er bereits mehrfach festgestellt hatte: Hier waren absolute
Profis am Werk!
Wolf hatte eine ziemlich klare Vorstellung vom
Tatverlauf. Der Zugang zu dem Gebäude befand sich an der von den Containern
abgewandten Straßenseite. Also konnten der oder die Täter unbemerkt den Rohbau
betreten, nach oben gehen, den Brandsatz hinunterschleudern und den Rohbau
ebenso unbemerkt wieder verlassen. Dass dabei Menschen zu Schaden kamen, war
vermutlich nicht beabsichtigt gewesen. Das Pärchen war spontan in den Container
eingedrungen, um sich zu vergnügen; es hatte keinerlei Verbindung zur Hohbau G mb H oder zum Baugewerbe
an sich.
Bei der Frage nach dem Tatmotiv konnte Wolf nur
spekulieren. Am wahrscheinlichsten schien ihm auch hier die Theorie, dass
irgendjemand aus noch unbekannten Gründen die Hohbau G mb H sabotierte. Wie hatte Hohmann gesagt, als die
Giftmorde an seinen beiden Fahrern bekannt geworden waren: »Da könnte man schon
auf die Idee kommen, dass jemand aus dem Kreis unserer Mitbewerber nachgeholfen
hat …« Die Frage war: Wer konnte das sein? Ihr Gespräch bei der WBG hatte sie nicht weitergebracht, und andere Namen
boten sich zurzeit nicht an.
Sollte Kalfass doch recht haben und Hohmann selbst
hinter allem stecken? Hatte der etwa seine eigene Baustelle angezündet, um die
ominöse Idee vom Konkurrenzneid zu untermauern? Wolf nahm sich vor, die Sache
auf der Rückfahrt noch einmal unter diesem Aspekt mit Kalfass zu besprechen.
Danach würde man weitersehen.
Gespannt war er auch, was die Winter ihm so Dringendes
zu sagen hatte. In einer halben Stunde waren sie in seinem Büro verabredet. Er
würde sich beeilen müssen, um nicht zu spät zu kommen.
***
Karin
Winter saß bereits vor seinem Schreibtisch, als Wolf das Büro betrat – zehn
Minuten zu spät, weil er in Konstanz eine Fähre verpasst hatte. Die
Journalistin trommelte nervös mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte.
»Schön, dass Sie sich doch noch an unseren Termin
erinnern, Herr Wolf«, empfing sie ihn spitz. »Hoffentlich haben Sie den
Brandanschlag auf die Container richtig eingeordnet.«
Er murmelte ein paar Worte der Entschuldigung. Dann
holte er zwei Tassen und eine Kaffeekanne. »Danke, für mich nicht«, wehrte
Karin Winter ab. »Könnten wir gleich zur Sache kommen?«
»Gern«, antwortete Wolf und goss sich nebenbei einen
Kaffee ein. »Wie darf ich Ihre Bemerkung über den Brandanschlag verstehen?«,
fragte er und nahm einen Schluck. Mit Mühe unterdrückte er einen Fluch, als er
sich die Lippen verbrannte. Misstrauisch fügte er hinzu: »Woher wissen Sie
überhaupt davon?«
»Was soll ich Ihnen sagen – ein Vöglein …«
»… hat es Ihnen zugezwitschert, ja, ich weiß,
Frau Winter.« Er atmete tief durch und nahm erneut seine Tasse hoch, um
vorsichtig daran zu nippen.
Karin Winter schlug ihre Beine übereinander und
Weitere Kostenlose Bücher