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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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lehnte
sich entspannt zurück. »Wenn Sie meine Meinung dazu hören wollen: Hohmann hat
seine eigenen Container angezündet.«
    »Ich nehme an, Sie können diese Vermutung begründen.«
    »Natürlich. Aber dafür erwarte ich von Ihnen eine
Gegenleistung.«
    »Sie wollen mir einen Deal vorschlagen?«, fragte Wolf
stirnrunzelnd.
    »Ich kann auch in Druck geben, was ich bereits in der
Schublade habe, wenn Ihnen das lieber ist. Über den Mordverdacht an Ploc und
Juratovic zum Beispiel oder über dubiose Absprachen bei Bauprojekten in der
Region …«
    »Absprachen? Von was reden Sie?«
    Karin Winter grinste spitzbübisch, was ihrem etwas
herben, vielleicht aber gerade deswegen so anziehenden Gesicht gut stand. »Ich
sehe, wir verstehen uns, Herr Hauptkommissar.«
    »Ich habe noch nicht Ja gesagt.«
    »Sie werden es, sobald Sie mein Bildmaterial sehen.
Dafür möchte ich exklusiv alle Informationen über den Fall, sobald er
abgeschlossen ist – einen Tag früher als meine Kollegen.«
    Wolf kannte die Reporterin gut genug, um zu wissen,
dass sie nicht flunkerte. Zwar konnte er es nicht ausstehen, wenn ihm
Presseleute in die Arbeit pfuschten. Brachte es die Ermittlungen jedoch
entscheidend voran, dann war das schon ein kleines Entgegenkommen wert.
Außerdem musste er Karin Winter zugestehen, dass sie ihr Handwerk verstand und
sich wohltuend vom weitverbreiteten Sensationsjournalismus abhob.
    »Okay. Legen Sie los!«, seufzte er.
    »Danke. Dann darf ich Ihre geschätzte Aufmerksamkeit
auf diese Bilder hier lenken.«
    Wolf beugte sich vor. Ein Hauch von Parfüm stieg ihm
in die Nase. Er fand es außerordentlich angenehm – bis etwas anderes seine
Aufmerksamkeit erregte. Er nahm einen der Ausdrucke in die Hand.
    »Sieh mal an: der smarte Siebeck. Interessant!«
    »Sie kennen Siebeck?«
    »Klar doch. Hier, der neben Hohmann. Ein reichlich
zwielichtiger Typ, wenn Sie mich fragen, ungeheuer umtriebig. Wie kommen Sie an
diese Bilder?«
    »Haben wir gestern aufgenommen. In Zürich, im ›Baur au
Lac‹. Es gibt noch weitere. Hier … und hier … und hier …« Sie breitete den
ganzen Stapel vor ihm aus. »Beachten Sie vor allem die Pläne, die hier zwischen
den beiden Männern auf dem Tisch liegen und ganz offensichtlich der Anlass des
Treffens waren. Und damit Sie sie nicht, wie ich, lange studieren müssen, sage
ich es Ihnen gleich: Es handelt sich um das Corso drüben in Konstanz. Und zwar
zweifelsfrei.«
    Minuten verstrichen, während sich Wolf in das Studium
der Bilder vertiefte. Geduldig lehnte sich die Journalistin zurück. Endlich
richtete er sich wieder auf.
    »Der Inhaber des größten Bauunternehmens in der Gegend
trifft sich mit einem einflussreichen Baudezernenten, der über die Vergabe von
Aufträgen der öffentlichen Hand entscheidet, zum geheimen Techtelmechtel in
einem Züricher Hotel!« Nachdenklich wiegte er den Kopf hin und her. »Das könnte
einen gewissen Zündstoff enthalten. Zumal zu vermuten ist, dass es sich bei
Siebeck nicht um Hohmanns einzigen Förderer handelt.«
    Karin Winter wirkte empört: »Was heißt hier ›einen
gewissen Zündstoff‹? Das ist doch wohl die Untertreibung des Jahres! Wie viele
Beweise brauchen Sie denn noch für einen handfesten Korruptionsvorwurf? Meine
Bilder werden dem zwielichtigen Baulöwen das Genick brechen! So würde ich das sehen, Herr Wolf.«
    »Entschuldigen Sie mal, meine Liebe. Es wird bei
diesem Treffen wohl kaum um das Zuschanzen eines Großauftrags gegangen sein, zu
welchem Preis auch immer. Hohmann hat den Auftrag ja bereits.«
    »Stimmt. Aber sehen Sie mal da: Auf diesem Bild sind
eindeutig Aufstellungen mit Kosten- und Mengenangaben zu erkennen. Ich fresse
einen Besen oder sonst was Haariges, wenn es bei dem Gespräch nicht um die
Abrechnung tatsächlich erbrachter oder auch fiktiver Bauleistungen ging. Und
dass dabei auch Siebeck seinen Schnitt macht, ist jawohl sonnenklar.«
    »Darf ich fragen, woher Sie von dem Treffen wussten?«
    »Lieber nicht, es würde Ihnen nicht gefallen. Ist auch
egal, schließlich heiligt der Zweck die Mittel, oder?«
    ***
    Als
Hohmanns Cayenne auf der Baustelle eintraf, lösten sich die Ansammlungen
diskutierender Bauarbeiter in Windeseile auf. Als wäre es nie anders gewesen,
bestimmten wieder Lärm und geschäftiges Treiben die Szenerie – wenigstens
vorübergehend. Hohmann wies seinen Fahrer an, im Wagen auf ihn zu warten. Dann
stieg er aus und sah sich um. Sein Bauleiter, Peter Wiegand, kam auf ihn zu,
doch er winkte ab.

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