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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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übereingekommen, maximal bis
zur halben Tiefe vorzudringen. Sollten sie nicht fündig werden, wollten sie es
an einer anderen Stelle versuchen.
    »Kann eine lange Nacht werden«, rief Wolf Marsberg zu,
indem er dessen Hörschutz etwas vom Ohr abhob. Marsberg hatte einen leidenden
Gesichtsausdruck, der Lärm demoralisierte ihn.
    Zehn
Minuten später war es soweit. Ganz plötzlich hatte sich der Ton des
Betonhammers verändert, ein metallisches Klingen mischte sich unter das bis zu
diesem Zeitpunkt gleichmäßige Stakkato des vordringenden Meißels. Sorgfältig
legte der Arbeiter einen runden blauen Metallring frei.
    Alle starrten auf den Fund, bis Marsberg ausrief: »Das
ist ein Fassdeckel!«
    »Fässer! Das macht Sinn!« Wolf klopfte gleichzeitig
Marsberg und dem Vorarbeiter auf die Schultern. »Gut, immerhin ein kleiner
Lichtstreif am Horizont. Holen Sie das verdammte Fass hier raus, ich brauch es
spätestens morgen früh. Und passen Sie um Gottes willen auf, dass Sie es nicht
beschädigen. Das Zeug ist vermutlich hochgiftig. Also, wie ein rohes Ei
behandeln, in Ihrem eigenen Interesse, ja?«
    »Sie können sich auf uns verlassen. Los, Leute, wir
machen weiter!«
    »Und du, Ludger«, dabei tippte er aufgeräumt Kalfass
auf die Brust, »stehst spätestens morgen früh um acht hier auf der Matte, und
zwar mit den Chemikern vom Untersuchungsamt Sigmaringen. Die sollen Proben
entnehmen und den Fassinhalt untersuchen. Informiere außerdem unsere
Kriminaltechnik und das LKA . Danach kannst du mir
erzählen, wass du über Stareks Finanzen herausgefunden hast.«
    »Ach, eines würde mich noch interessieren«, fragte
Marsberg den Architekten. »Wie ist es möglich, im laufenden Betrieb Fässer in den
Beton einzubringen, ohne dass die halbe Welt das mitbekommt?«
    »Ooch, das ist einfacher, als Sie denken. Die meisten
Gebäude hier sind Terminbaustellen, das heißt, es wird meist auch nachts
gearbeitet, allerdings mit weniger Personal, versteht sich. Wenn in einem
Neubau wie hier die unterste Betonschicht liegt, lassen sie einfach in der
Nacht die Fässer herankarren und mit Staplern zwischen die Bewehrung setzen.
Anschließend deckt eine Betonpumpe die Bescherung mit Fertigbeton zu, das war’s
dann. Aus den Augen, aus dem Sinn!«
    »Und wer vom Baupersonal weiß davon?«
    »Da reicht ein Mann. Das kann der Eisenbieger sein,
ein Betonwerker oder auch der Polier.«
    Wolf überlegte kurz, dann hob er den Kopf. »Zum
Beispiel Kupka?«
    Nun war es an Kronberger, erstaunt zu sein. »Klar,
auch der. Jetzt, wo Sie’s sagen … ja, Kupka könnte es gewesen sein … wir haben
uns noch gewundert, warum der Polier höchstselbst den Frischbeton einbringt.«
    Wolf tauschte einen Blick mit Kalfass und Jo. »Langsam
schließt sich der Kreis«, murmelte er vielsagend.

28
    Die vorläufigen Berichte der
Kriminaltechnik, Hohmanns Tod betreffend, enthielten nichts, was sie nicht
schon wussten. Zweimal schon hatte Wolf die Seiten vor- und rückwärts gelesen,
doch die einzig neue Information war, dass der Gehrenberg Hohmanns Jagdrevier
gewesen war. Wolf hatte also durchaus richtiggelegen mit seiner Vermutung, dass
Hohmann in voller Absicht die Flucht bergan gewählt hatte, wohl wissend um
seine ausweglose Situation. Von Anfang an war der Turm sein Ziel gewesen.
Möglicherweise hatte er sogar vorgehabt, dort seinem Leben selbst ein Ende zu
setzen – sie würden es nie erfahren.
    Wolf verscheuchte diese Gedanken. Wichtigere Dinge
standen heute an. So wichtig, dass er nach einer weitgehend schlaflosen Nacht
bereits um fünf das Bett verlassen und eine Stunde später sein Fahrrad hinter
dem »Aquarium« abgestellt hatte. Es tat gut, ungestört ein paar Dinge
abarbeiten zu können, ohne dass das Telefon oder Mitarbeiter und Kollegen
ständig nervten.
    Bis kurz nach sieben ging seine Rechnung auf. Dann
klingelte sein Handy.
    »Ich weiß, dass Sie mit allem gerechnet haben, nur
nicht mit mir, stimmt’s?«, schallte ihm eine fröhliche Frauenstimme entgegen.
    »Man muss die Widrigkeiten des Lebens nehmen, wie sie
kommen, Frau Winter. Was gibt’s um diese unchristliche Zeit?«
    »Haben Sie zehn Minuten für mich?«
    »Welche Frage! Bisher haben sich Ihre Besuche noch
stets gelohnt – wie könnte ich da Nein sagen! Wann soll’s denn sein?«
    »Sofort.«
    »Wie ich Sie kenne, stehen Sie bereits vor der Tür.
Wenn’s so ist, kommen Sie rein. Oder nein … ich hab einen besseren Vorschlag.
Treffen wir uns in Konstanz. Sie kennen doch die besagte

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