Seehaie
zitronengelber
Beetle. Ringsum herrschte eine Art Feierabendstimmung, nichts deutete auf
außergewöhnliche Aktivitäten hin – außer vielleicht die Gruppe behelmter
Bauarbeiter, die lautstark mit dem Entladen eines Pritschenwagens beschäftigt
war.
Sie
gingen über die Rampe in die Tiefgarage und betraten den Ort des Geschehens.
Die untere Ebene der Tiefgarage war in gleißendes Licht getaucht. Kalfass
begrüßte die Kommissare bei ihrem Eintreffen und machte sie mit Kronberger
bekannt. Dann wies er auf eine Reihe farbiger Markierungen auf dem Boden.
»Sie kommen im richtigen Augenblick. Wir müssen den
Betonboden öffnen, der Kompressor wird gleich hier sein. Aber das kann Ihnen
Herr Kronberger besser erklären.«
»Moment, nicht so schnell. Wieso müsst ihr den Boden
aufreißen?«, wollte Wolf wissen.
»Weil dort unsere Beweise liegen: Der Giftmüll muss im
Boden sein. Sie erinnern sich noch an die Maßabweichungen, die von den Planern
immer wieder reklamiert wurden? Es sieht so aus, als wären sie durch Einbringen
großer Fremdstoffmengen in die Bodenplatte entstanden.« Kalfass war ganz in
seinem Element. »Übrigens, eh ich’s vergesse: Jo ist zum Container der
Bauleitung gegangen, um einige Schnittzeichnungen für uns pausen zu lassen.«
Nun winkte Wolf Kronberger nach vorne. Der Architekt
schien froh zu sein, dem wichtigtuerischen Kalfass zu entkommen. »Also, wie ich
Ihrem Kollegen bereits erklärte, haben wir hier, so nahe am Seeufer, einen
außerordentlich hohen Grundwasserspiegel. Das hat zur Folge, dass die
Gebäudefundamente als Betonwannen ausgebildet sein müssen. Dabei wird vor allem
die Stärke der Bodenplatte auf das Grundwasser abgestimmt. Mit anderen Worten:
Das Gewicht des Fundaments muss statisch so berechnet sein, dass es auf dem
Grundwasser nicht aufschwimmt.«
»Wie dick ist diese Bodenplatte hier – nur ungefähr?«
»Ich würde mal schätzen, einen bis eineinhalb Meter,
vielleicht mehr. Dazu müsste ich einen Blick in die Pläne werfen, wenn Ihre
Kollegin zurück ist.«
»Donnerwetter«, sagte Wolf nachdenklich, »da lässt
sich eine Menge Müll drin verstecken.«
»Ja«, mischte sich Kalfass ein, »und damit die Statik
bei weniger Gewicht im Füllraum trotzdem stimmt, wird die Bodenplatte unter
Umständen eben ein bisschen dicker gemacht …«
»… genauer gesagt: Die Oberkante des Fundaments
liegt dann entsprechend höher. Und genau das ist es, was uns immer wieder
aufgefallen ist«, erläuterte Kronberger.
Jo kehrte mit den Plänen zurück. Sie brachte einen
Karton Coladosen mit und verteilte sie. Inzwischen hatten die Bauarbeiter den
Kompressor hergebracht und waren dabei, ihn betriebsbereit zu machen.
»Der Beton enthält doch sicher eine Stahlbewehrung?«,
erkundigte sich Wolf.
»Richtig. Wenn tatsächlich etwas, in welcher Form auch
immer, in der Bodenplatte steckt, muss es in Abstimmung mit der Bewehrung dort
eingebracht worden sein.«
»Wird die Statik während des Baus nicht
kontrolliert?«, wollte Jo wissen.
»Doch. Aber für Hohmann war es sicher kein Problem,
die Prüfunterschrift zu bekommen. Auch unter Statikern gibt es schwarze Schafe,
und je abhängiger einer von seinem Auftraggeber ist, desto eher drückt er auch
mal ein Auge zu.« Kronberger nahm einen Schluck von seiner Cola. »Normalerweise
macht man in Fällen wie diesem eine Kernbohrung, wenn man die Betonplatte
prüfen will. Wir haben es hier jedoch mit einer besonders hohen Betongüte mit
hohem Wassereindringwiderstand zu tun, dazu die Bewehrung, da hilft nur eine
sogenannte ›Zerstörungsprobe‹.«
»Herr Kronberger hat im Ausschlussverfahren die auf
dem Boden markierten Flächen als mögliche Fundstellen ermittelt, dort fangen
wir an«, erklärte Kalfass eifrig und wies auf mehrere Kreidelinien.
Er gab dem Vorarbeiter ein Zeichen. Einer der Männer
verteilte Hörschutz an die Umstehenden. Dann wurde der Kompressor angeworfen.
Es wurde höllisch laut. Mit unendlicher Präzision,
Millimeter um Millimeter, fraß sich der Hammer in den Beton, brach kleine
Brocken heraus und wirbelte dabei jede Menge Staub auf. Nach einer halben
Stunde war auf diese Weise ein etwa zwanzig Zentimeter tiefes Loch von gerade
mal einem Viertelquadratmeter entstanden, ohne dass sie auf etwas gestoßen
wären. Der Vorarbeiter am Kompressor, ein Betonspezialist, sah zu Wolf herüber.
Der nickte ihm zu. Weitermachen!
Kronberger hatte aus den Zeichnungen eine Betondicke
von 135 Zentimetern herausgelesen. Sie waren
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