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Seeherzen (German Edition)

Seeherzen (German Edition)

Titel: Seeherzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margo Lanagan
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schlafenden Neme einen Kuss, hob ihren Pelz auf, der die ganze Nacht zusammengefaltet auf der Truhe gelegen hatte, und verstaute ihn in meinem Mantel. Ich ging hinaus in die Welt, die mich nass und windig empfing, durchdrungen von einem bestialisch berauschenden Licht.
    Ich ging durch das Dorf bergauf zu Wholemans Pub und spähte durchs Fenster. Wholeman war drinnen damit beschäftigt, die Tische abzuwischen. Ich klopfte ans Fenster, und er kam an die Tür.
    Mit zusammengekniffenen Augen blickte er zu mir auf. «Dich kenn ich doch, ganz bestimmt», sagte er, «ist aber noch ziemlich früh für ’nen Willkommenstrunk in der alten Heimat.»
    «Deswegen bin ich auch gar nicht hier. Kann ich kurz mit Ihnen sprechen?»
    «Aber sicher! Du bist Malletts Junge, deine Mum hat dich vor Jahren nach Cordlin mitgenommen, stimmt’s?» Er trat einen Schritt beiseite, und ich ging hinein. Der leere Raum roch nach Männern, Pfeifenrauch und Bier; er war schmucklos, abgesehen von ein paar ausgestopften Fischen und einem Hirschkopf an den Wänden.
    «Ja, der bin ich: Dominic Mallett», sagte ich mit dem Lächeln eines Mannes, dem dieser Name die ganze Nacht über ins Ohr geflüstert worden war. Wir schüttelten uns die Hände. «Und ich bin auf einen Schatz gestoßen.»
    «Bist du? Dann bist du mehr als willkommen, ihn hier auszugeben», sagte er lachend. «Oh», entfuhr es ihm, als ich Nemes Pelz-Paket aus meinem Mantel hervorholte. «Das muss aber ein
großer
Schatz gewesen sein, wenn du Misskaella damit so spät in der Saison noch rauslocken konntest.»
    «Nein, nein», sagte ich. «Ich hab meine Dame gestern Abend am Strand gefunden, auf dieser Seite vom Forward Head. Sie saß dort auf den Felsen und hat gesungen.» Das war die Geschichte, die zu erzählen Misskaella mir empfohlen hatte.
Ich schulde Ihnen Geld
, hatte ich unüberlegterweise zu ihr gesagt und sie dabei nicht einmal angesehen, weil ich den Blick nicht von Neme abwenden konnte. Doch die Hexe hatte gegurrt:
Nein, ich mache dir ein Geschenk, nur damit ich weiß, wie sich das anfühlt.
    «Du hast sie
gefunden
?» Wholeman nahm mir den Pelz ab und sah mich mit großen Augen an. «Hat da auf den Felsen gesessen und gesungen? Wollte einfach so mitgenommen werden?»
    «Sie ist jetzt bei mir zu Hause. Sie ist einverstanden, eine Weile zu bleiben.»
    Wholeman schüttelte bedächtig den Kopf. «Ich hab von solchen Glücksfällen gehört, von Frauen, die von selbst raufgekommen sind», sagte er, «aber ich hab mein Lebtag noch keinen Mann kennengelernt, der so viel Glück hatte.»
    «Tja, jetzt kennen Sie einen, Wholeman», sagte ich. «Doch ich stecke im gleichen Dilemma wie jeder andere Mann auch – ich muss ihren Pelz irgendwo verstecken, wo sie ihn nicht finden kann. Sie sagt nämlich, dass sie nicht sicher ist, ob sie dem Lockruf des Meeres widerstehen kann, wenn sie weiß, wo der Pelz ist, oder ihn zufällig entdeckt. Erinnere ich mich richtig, dass Sie hinten einen verriegelten Raum hatten?»
    «Den hatte ich und hab ihn immer noch. Soll ich ihn dort zu den anderen hängen?»
    «Würden Sie das tun? Und was schulde ich Ihnen dafür?»
    «Schulden? Nun, ab und an ein kleines Getränk in meinem Lokal, das ist alles.»
    «Keine Gebühr fürs Aufbewahren? Sind Sie sicher?»
    «Es gibt genug Schulden in diesem Dorf, ohne dass ich den Männern für ein bisschen Lagerplatz, den ich sonst nicht benutze, auch noch ihre Pennys abknöpfe. Wenn du Misskaella nichts schuldest, gehörst du zu den ganz wenigen, die keine Schulden bei ihr haben. Du musst die doppelte Menge bei mir trinken, um dein großes Glück wieder wettzumachen.» Doch er lachte mich dabei an und klopfte mir auf den Arm. «Ich werd ihn sicher verstauen, Glückspilz.»
    Als Nächstes ging ich runter in Fishers Laden und kaufte Milch, Lebensmittel und ein Kleid für Neme, damit sie das Haus verlassen konnte, ohne sich zu schämen. Wie schon bei Wholeman hielt ich auch hier nicht mit meinem Glück und meiner Entscheidung hinterm Berg. Fisher war allerdings weit mehr aus dem Häuschen als Wholeman und holte seine Frau Darely, um ihr die Neuigkeiten sofort zu verkünden; er gratulierte mir herzlich und war schwer beeindruckt, wie gut sich die Dinge für mich entwickelt hatten und dass ich nicht wie die anderen Männer hatte zahlen müssen; Darely reagierte ruhiger und wollte wissen, ob ich den Pelz versteckt hätte, ob ich beabsichtige, Neme zu heiraten, und wann ich sie den anderen Frauen vorstellen würde. Sie half

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