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Seejungfrauen kuesst man nicht

Seejungfrauen kuesst man nicht

Titel: Seejungfrauen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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ordnen, auf einen anderen Haufen, der, als sie die Tür zudrückte und verschloss, zu wanken begann. Von innen kam das Geratter von Sachen, die nach unten rutschten und an der Tür liegen blieben.
    »Das wäre aufgeräumt«, sagte Frances, warf sich aufs Bett und streckte, um seine Breite zu testen, Arme und Beine von sich wie ein Seestern. »Oh, das ist klasse.«
    Insgeheim war ich schockiert darüber, wie ruhig sie die neuen Schlafarrangements im Hause hinnahm. Mir erschien es offensichtlich, dass der Umzug ihrer Eltern in Einzelbetten nur das Vorspiel zu einer Scheidung war. Sogar meine Eltern, die, das wusste der Himmel, die meiste Zeit relativ kühl miteinander umgingen, teilten sich noch ein Doppelbett.
    Aus einem weißen Spanplattenelement neben sich holte Frances ihr Tagebuch hervor und bot an, mir ein paar Auszüge vorzulesen.
    Liebe Beatrice , [Ich hatte zu meiner Erleichterung bereits erfahren, dass Beatrice in Wirklichkeit keine Cousine oder spezielle Freundin war, sondern ein Stilmittel, das sie von Anne Frank übernommen hatte, damit die Einträge persönlicher erschienen.]
    heute war ein gut aussehender Junge in Saint-Michaels-Uniform an der Bushaltestelle, deshalb beschloss ich, ihm nach Hause zu folgen. Ich stieg in seinen Bus, einen 194er, mit dem ich noch nie gefahren bin, und sehr bald wusste ich nicht mehr, wo wir waren. Er ist ewig nicht ausgestiegen, und ich dachte langsam, dass das wieder so eine dumme Idee von mir war, als er klingelte. Ich hatte viel Zeit, im Bus seinen Hals von hinten zu studieren, der irgendwie ein bisschen speckig war, sein Hals, nicht der Bus, deshalb bin ich nicht mehr ganz so scharf auf ihn, wie ich dachte. Jedenfalls bin ich ihm in kurzem Abstand gefolgt und weiß jetzt, wo er wohnt, obwohl ich nicht weiß, was ich damit anfangen soll. Nichts wahrscheinlich. Ich war wirklich spät zu Hause - glücklicherweise waren alle anderen noch weg. Fish stand nebenan auf einer Leiter und schmückte die Fenster. Er sah mich und sagte: »Du kommst spät, musstest wohl nachsitzen, heh heh?«, und stieg herunter, deshalb bin ich schnell rein. Growth drehte durch, als er mich sah, und fing an, sich gegen die Hintertür zu werfen, deshalb musste ich mit ihm raus, damit er Auslauf hatte. Ich wollte nicht noch mal an Fish vorbei, deshalb sind wir hinten raus und über den Zaun. Ich hatte einen Bärenhunger, als ich zurückkam, aber der Kühlschrank war leer, deshalb habe ich ein ganzes Paket kandierte Kirschen aus der Speisekammer gegessen. Ganz gut, obwohl sie schon ein paar Jahre alt gewesen sein müssen ich glaube nicht, dass hier irgendjemand einen Kuchen oder so was gemacht hat, solange ich lebe. Habe ein Bonio probiert, aber es war widerlich.
    Ich konnte sehen, dass Frances jetzt richtig in Schwung kam. Sie wälzte sich auf dem Bett und lachte und keuchte über ihre eigenen Heldentaten. Ihr Gelächter war so theatralisch, so absurd, dass ich einfach einstimmen musste, und bald hatten wir fast einen hysterischen Lachanfall. Durch diese erfreuliche Reaktion ermutigt, rasselte Frances noch ein paar Einträge herunter, wobei sie gelegentlich auf gefährliches Terrain kam und improvisieren musste.
    16. März
    Liebe Beatrice,
    heute hat Mum mich gezwungen, ihre neuen Wanderstiefel in die Schule anzuziehen, weil sie an diesem Wochenende mit Lawrence auf eine »Wanderung« geht und will, dass sie eingelaufen werden. Sie sind ganz schön unbequem. Dr. Peel hat mich erwischt, wie ich mit ihnen den Korridor entlangtrampelte, und sagte, wenn ich sie noch mal tragen würde, würde ich nach Hause geschickt, um mir andere anzuziehen. Also ehrlich? In der Schulordnung steht nichts davon, dass man keine Wanderstiefel tragen darf. Darin steht »vernünftige braune Schuhe«, was sie auch sind. Abigail trug ihr Haar heute in einem Knoten. Es sah nicht besonders ... ähm, bola bola bola ... Haben heute Zeugnisse bekommen. In Mathe hat Mrs. Taylor geschrieben: »Frances hat ihre Position ganz unten in der Klasse konsolidiert.« Ha ha. Das wird Dad gefallen. Abigails war wie immer glänzend ... ähm, bla bla bla.
    Bin den halben Weg nach Hause gehumpelt› habe dann die Stiefel ausgezogen und bin den Rest des Weges in Socken gelaufen - oder vielmehr in Rads Socken, wie sich bei genauerer Inspektion herausstellte.
    Das Abendessen gab es spät. Frances und ich mussten das Gemüse vorbereiten: Berge von Rosenkohl, Karotten und so viele Kartoffeln, dass sie eine ganze Bratform füllten und ich eine

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