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Seejungfrauen kuesst man nicht

Seejungfrauen kuesst man nicht

Titel: Seejungfrauen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Lexi.
    »Findest du das nicht schaurig - all diese Richter und Leute, die sehen, wie du aussiehst, wenn du nichts anhast?«, fragte Frances.
    »Nicht besonders«, sagte Lexi. »Es sieht mir nicht besonders ähnlich, wenn du dich erinnerst. Es ist das ›Blau und aufgedunsen‹ «
    »Oh.«
    »Lieber Himmel, ist es schon so spät?«, sagte Lexi, die auf die Uhr des Kellners sah, als er den Kaffee einschenkte. »Ich fürchte, das war‘s für heute mit Notre-Dame. Reicht dir stattdessen Sacré Cœur? Wir können heute Abend vom Hotel aus hinlaufen.«
    Neben uns hatten einige französische Teenager gerade fertig gegessen und verabschiedeten sich voneinander. Die Aufbrechenden umkreisten den Tisch, um zwei Küsse auf jede Wange auszuteilen und zu bekommen.
    »Diese Verabschiedungen auf dem Kontinent können den ganzen Tag dauern«, sagte Lawrence, als wir aufstanden, um zu gehen. »Seht euch als geküsst an.« Und er winkte uns nach, bevor er sich wieder hinsetzte und seine Zeitung aufschlug. Wir waren bereits in der Metro auf dem Weg zurück nach Montmartre, als Lexi bemerkte, dass sie ihre Sonnenbrille liegen gelassen hatte.
    »Ach verdammt«, sagte sie, nahm ihren roten Strohhut ab und kippte den Inhalt ihrer Handtasche hinein. »Das war meine beste.« Während sie Lippenstifte, Puderdosen, Brieftaschen, Kämme und Zettel durchwühlte, boten wir ihr an, zurück zum Café zu fahren, aber sie schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht fällt es Lawrence auf und er nimmt sie mit«, meinte Frances.
    Im Hotel legte sich Lexi, die Hände über der Brust gefaltet wie ein Ritter auf einem Grabmal, aufs Bett; Frances brachte ihr Tagebuch auf den neuesten Stand, und ich blätterte in meinem Louvrekatalog, nur um festzustellen, dass ich aus Versehen die holländische Version erwischt hatte.
    In den frühen Morgenstunden wachte ich auf, weil sich vor dem Fenster zwei Männer schlugen. Kundschaft des Kinos gegenüber, zweifellos entflammt durch die schweinischen Perversionen. Frances neben mir blieb komatös. Ich setzte mich auf die Bettkante, weil ich plötzlich dringend aufs Klo musste. Als meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten, sah ich, dass Lexis Bett leer war. Danach lag ich einige Zeit lauschend und wartend wach, aber meine Augen wurden bald schwer, und ich döste ein. Als ich schließlich um sieben aufwachte, war Lexi bereits beim Packen, die verlorene Sonnenbrille auf dem Scheitel.

23
    Liebe Mum, lieber Dad, liebe Granny,
    ich hoffe, dass zu Hause alles in Ordnung ist. Es gefällt mir gut, und Mrs. Radley passt sehr gut auf mich auf.
    Paris war toll - wir sind im Louvre gewesen und haben auf den Champs-Elysées mit einem Freund von Mrs. Radley Mittag gegessen. Er hat bezahlt. Ich lerne viele neue französische Worte. Die Fahrt nach Menton war sehr lang und sehr heiß. Wir haben eine Nacht an einem Ort namens Beaune verbracht. Das Hotelzimmer war so winzig und heiß, dass wir alle Fenster offen lassen mussten, und ich bin schlimm von Moskitos gestochen worden. Frances und ihre Mutter schienen sie in Ruhe zu lassen - ich schmecke offensichtlich besser. Ich habe viele interessante Sachen gegessen - Muscheln, Schnecken, Wachteln und ein Steak, von dem Frances behauptete, es sei cheval, aber ich glaube, das war ein Witz. Menton ist sehr hübsch. Zu unserer Villa führen 324 Stufen hinauf, und wir gehen anscheinend immer um die Mittagszeit hinauf und hinunter; wenn die Sonne gerade unerträglich ist. Die Kalaminlotion kann ich gut gebrauchen. Im ganzen Dorf hier ist kein Auto zu sehen. Alle scheinen mit diesen kleinen Motorrollern zu fahren, manchmal mit der ganzen Familie hinten drauf. Vom Balkon der Villa aus kann man in der Ferne gerade noch so Monte Carlo sehen. Gestern Abend war über der Bucht ein Feuerwerk. Das Meer ist erstaunlich blau. Überhaupt nicht wie in Bognor. Abends sitzen wir auf dem Balkon und lesen oder spielen Karten oder machen einen Spaziergang ins Dorf. Morgen begeben wir uns auf den Heimweg. Wir treffen uns mit Mr. Radley und Rad in Arras. Das wird bestimmt lustig. Ich habe von dem Geld, das ihr mir gegeben habt, erst 1 25 Francs ausgegeben - meist für Eiscreme. Bei all dem Essen sollte man meinen, ich hätte zugenommen, aber ich sehe immer noch aus wie ein Strich in der Landschaft - ein roter Strich.
    Alles Liebe von
    Abigail
    Menton, 12. August
    Liebe Beatrice,
    wir haben die letzte Nacht an einem Ort verbracht, der so ähnlich hieß wie Bone. Das Hotelzimmer war winzig und knallheiß - ich habe die

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