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Seejungfrauen kuesst man nicht

Seejungfrauen kuesst man nicht

Titel: Seejungfrauen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Growth geht. Und herausfinden, ob Dad ein Gemälde verkauft hat. Ich brauche nicht lang.« Und sie ging mit großen Schritten zur Telefonzelle. Lexi zuckte mit den Schultern und schob dann ihren Stuhl zurück. »Ich denke, ich sollte besser mitgehen und auch mit ihnen reden«, sagte sie. »Sonst fühlen sie sich vernachlässigt.«
    »Macht es dir was aus, wenn ich die Gelegenheit nutze?«, fragte Lawrence, als sie weg waren, und deutete auf seine Zigaretten. Er bot mir eine an, was ich ablehnte, steckte sich eine an, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und strahlte mich an, als wären wir verbündete alte Kumpel. Natürlich hatten wir wirklich etwas gemeinsam - wir waren keine Radleys.
    »Sie ist ein komisches Mädchen, Frances«, sagte er.
    »Inwiefern?«, fragte ich vorsichtig.
    »Sie ist eine seltsame Kombination - eigenwillig und trotzdem vernünftig. Man würde nicht denken, dass das zusammen geht. Als Kind war sie nicht zu halten - lief immer weg und übernachtete in Highbury Fields. Lexi war überzeugt, dass sie auf die schiefe Bahn geraten würde. Doch jetzt scheint die vernünftige Seite das Kommando zu übernehmen. Ich wette, dass sie einmal zu einer Stütze der Gesellschaft wird - Gemeindeschwester oder Friedensrichterin oder so was. Warte nur ab.«
    Ich war mir nicht sicher, ob ich Frances gegen den Vorwurf drohender Ehrbarkeit verteidigen sollte. Bei Lawrence war es schwer zu sagen, ob er es als Beleidigung gemeint hatte oder nicht. »Sie will Filmstar werden«, sagte ich. »Oder Hundeführerin.«
    »Nun«, fuhr Lawrence fort, »unter uns gesagt, die ganze Familie ist nicht gerade das, was man normal nennen würde. Abgesehen von Lexi. Rad ist ein komischer Kerl ganz sicher intelligent, aber er ist ein bisschen kalt, findest du nicht?«
    »Ich weiß nicht.« Es kam mir schockierend illoyal vor, hinter ihrem Rücken über die Radleys zu sprechen, doch ich war auch fasziniert. Normalerweise hatte ich nicht die Gelegenheit, sie mit den Augen eines anderen zu sehen. Und obwohl ich bereit gewesen war, Rad noch im selben Moment, als sein Name fiel, zu verteidigen, war Lawrences Kommentar nicht so einfach zu verwerfen. Rad hatte wirklich etwas Kühles. Es war mir aufgefallen, als er schauspielerte, und ich hatte mir gewünscht, dass er mehr wie die Figur wäre, die er gespielt hatte.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, wie er und Mr. Radley im Urlaub miteinander auskommen. Sie sind so unterschiedlich.«
    »Ach, Michael« , sagte Lawrence, als sei das ein ganz neues Thema, das man lange und gründlich betrachten musste. »Da besteht sicher eine Rivalität - von Michaels Seite aus natürlich. Sein Problem ist, dass er es grässlich findet, keine zwanzig mehr zu sein. Er hängt gern mit jungen Leuten rum, aber gleichzeitig ist er wahnsinnig eifersüchtig. Er hatte ja einmal eine anständige Arbeit, wusstest du das? Im Umweltministerium. Aber was ist er jetzt? Hausmeister in einer Schule? Hotelboy? Nachtwächter? Ich habe es vergessen.«
    »Pizzalieferant«, sagte ich.
    »Gott«, sagte Lawrence und schüttelte den Kopf.
    »Aber wirklich interessiert ist er doch an der Malerei, oder?« Ich weiß nicht, wieso ich mich verpflichtet fühlte, für ihn einzutreten.
    »Hast du seine Bilder schon mal gesehen?«, fragte Lawrence.
    Ich nickte. »Ein paar.«
    »Na ja, dann weißt du ja Bescheid. Ich habe ihm gesagt, sie sind ausgesprochen scheußlich, und er stimmte mir auch zu, aber er macht trotzdem weiter. Er denkt, es ist nur eine Frage der Ausdauer: Wenn er genug Farbe auf genügend Leinwände spritzt, wird er irgendwann etwas Anständiges produzieren. Aber du darfst seiner Hilflosigkeit nicht so viel Beachtung schenken. Ich bin überzeugt, das ist nur Theater. Auf sich gestellt wäre er genauso lebenstüchtig wie jeder andere. Das ist alles nur dazu da ...«
    Ich fand nie heraus, wozu es da war, denn Lexi und Frances erschienen wieder auf der Bildfläche, und Lawrence wechselte sofort das Thema, »Ich habe keinen Nachtisch bestellt, weil Abigail bereits aus ihrem Rock geplatzt ist und ihr beide nicht da wart, deshalb habe ich nur um Kaffee gebeten«, sagte er, »Alles in Ordnung zu Hause?«
    »Es hat die ganze Zeit geregnet, deshalb konnte Dad seine Gemälde nicht im Spitfire umherfahren«, sagte Frances. »Aber er hat eins seiner Bilder von Mum bei einem nationalen Porträtwettbewerb eingereicht.«
    »Er sagt, er hat es unter dem Namen Lazarus Ohene eingereicht, weil das überzeugender klingt als Michael Radley«, sagte

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