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Seekers 03: Auf dem Rauchberg

Seekers 03: Auf dem Rauchberg

Titel: Seekers 03: Auf dem Rauchberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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ständig sagen, was wir tun sollen, und dich aufführen, als hätten wir keine Ahnung. Du glaubst, du kannst alle herumkommandieren, als wärst du der König der Bären – wer hat dich dazu ernannt? Du bist ja nicht mal ein Eisbär, sondern nur ein dummer Braunbär!«
    Schuldgefühle nagten an Toklo, dass ihm die Haut kribbelte. Er sah das tote Eichhörnchen auf der Erde liegen. Es war gar nicht Ujurak gewesen!
    Aber auch der Zorn erwachte wieder in ihm. Wie war er denn überhaupt in diesen Schlamassel geraten? Garantiert musste kein anderer Bär ständig aufpassen, dass er nicht aus Versehen seinen besten Freund auffraß.
    »Ich dachte, es wäre Ujurak, okay?«, fauchte er. »Ich dachte, du hättest Ujurak getötet.«
    Taqqiq starrte ihn an, seine Flanken bebten. Dann sagte er, ganz langsam, als hielte er Toklo tatsächlich für komplett verrückt: »Was … redest … du … da?«
    Toklo deutete auf das Eichhörnchen. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, wie er die Sache erklären sollte.
    »Das ist ein Eichhörnchen«, brummte Taqqiq wütend. »Kein Bär. Eich-hörn-chen. Klein, flink, fressbar, alles klar? Ganz anders als Ujurak.«
    »Das weiß ich!«, erwiderte Toklo missmutig.
    »Taqqiq«, sagte Kallik sanft, »es gibt da etwas, das wir dir noch nicht erzählt haben über Ujurak.«
    Ihr Bruder drehte den Kopf zu ihr. »Was denn?«, knurrte er verächtlich. »Dass er manchmal wie ein Eichhörnchen aussieht?«Ein verlegenes Schweigen trat ein.
    »Nun, äh … ja«, ließ sich Lusa von oben vernehmen.
    »Nicht oft«, versicherte Ujurak hilfreich.
    »Manchmal ist er ein Vogel. Oder eine andere Sorte Bär. Oder ein Flachgesicht«, erklärte Toklo. Fast genoss er den verdutzten Ausdruck in Taqqiqs Augen. »Einmal war er ein Moskito. Das war, glaube ich, die Variante, die mir am wenigsten gefallen hat.«
    »Mir auch«, stimmte Ujurak zu.
    Taqqiqs Nackenfell sträubte sich. »Ihr seid alle übergeschnappt«, erklärte er voller Verachtung. »Bären verwandeln sich nicht in andere Tiere.«
    Kallik sah Ujurak und Toklo flehend an. »Das kann man nicht wissen, oder?«, fragte sie. »So viele Bären haben wir noch nicht kennengelernt. Vielleicht gibt es noch viele andere, die so sind wie Ujurak.«
    »Das bezweifle ich«, murmelte Toklo.
    »Aber warum?«, wollte Taqqiq wissen. »Wozu sich in etwas anderes verwandeln? Warum sollte man irgendetwas anderes sein wollen als ein Bär?« Er fuhr sich mit der Tatze über die Nase. »Und wenn du schon sein kannst, was du willst, warum bist du dann kein Eisbär?«
    »Hey«, knurrte Toklo.
    »Ich weiß nicht, warum«, erklärte Ujurak. »Irgendwann hat es einfach damit angefangen. Zuerst war es gar keine Absicht … Inzwischen versuche ich, mich nur dann zu verwandeln, wenn es nützlich ist.«
    »War’s das, was du vorhin gemacht hast?«, fragte Toklo.
    »Nein, ich war die ganze Zeit ein Bär. Ich bin dem Bach gefolgt, um zu sehen, ob wir mit ihm unter dem Schwarzpfad durchkriechen können.« Ujurak deutete mit der Schnauze auf die Stelle, wo der Bach unter dem Schwarzpfad verschwand. »Aber leider ist dort nur noch ein kleines Rinnsal, voll mit Dornbüschen. Kein Platz, sich da hindurchzuzwängen. Wir müssen den Schwarzpfad obenrum überqueren.«
    »Und das sollten wir recht bald tun, solange es noch dunkel ist«, erklärte Toklo. »Bei Tag sind die Feuerbiester aktiver.«
    »Moment mal«, knurrte Taqqiq. »Das ergibt alles überhaupt keinen Sinn. Diese Sache mit Ujurak. Ich glaube, ihr wollt mich nur verkohlen.«
    »Taqqiq, das würden wir nie tun«, widersprach Kallik.
    »Zeig’s ihm doch einfach, Ujurak.« Lusa kletterte langsam wieder vom Baum herunter. »Das geht schneller, als wenn man lange redet.«
    Das stimmte zwar, aber es gefiel Toklo nicht. Jedesmal, wenn Ujurak sich verwandelte, hatte Toklo Angst, er würde vergessen, dass er eigentlich ein Bär war, und sich nicht wieder zurückverwandeln. Ein Bär zu sein konnte ganz schön hart sein. Sie waren alle müde, hungrig und schmutzig. Wenn Ujurak feststellte, dass es leichter war, etwas anderes zu sein, was dann?
    Ujurak hob den Kopf, um nachzudenken. Und plötzlich begann sein Fell sich zu kräuseln, dann erschienen fleckige Muster, während das Fell in ein Federkleid überging. Er hob seine Tatzen und schon sprossen Flügel entlang den Vorderbeinen. Sein Hals streckte sich, wurde länger und länger, während der Körper schrumpfte. Wo die Nase gewesen war, bildete sich ein Schnabel und plötzlich war Ujurak nicht mehr

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