Seekers 03: Auf dem Rauchberg
mitten unter uns haben.«
So ungern Toklo ihm zustimmte, aber auch er wollte nicht erleben müssen, wie sich Ujurak in ein Feuerbiest verwandelte.
»Ich glaube, das würde sowieso nicht gehen«, meinte Ujurak nachdenklich. »Es ist irgendwie … als wären sie gar nicht richtig lebendig. Ich spüre überhaupt kein Leben bei ihnen.«
»Nicht lebendig?«, fragte Taqqiq höhnisch. »Also, das ist ja nun wirklich Schwachsinn. Es ist doch offensichtlich, dass sie lebendig sind! Sie rennen, sie brüllen, sie greifen an, genau wie Bären.«
»Eben nicht ganz so wie Bären«, widersprach Ujurak. »Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll.«
»Na ja, ich hab trotzdem keine Angst vor ihnen!«, verkündete Taqqiq. Er sprang auf den Schwarzpfad und trottete zur anderen Seite.
»Kommt«, sagte Toklo zum Rest der Gruppe. Er beschnupperte den Schwarzpfad sorgfältig und hielt ein Ohr dicht an den Boden. Er konnte kein Rumpeln hören.
»Lusa, du zuerst«, bestimmte er.
Lusa setzte eine Tatze auf den Schwarzpfad, dann holte sie tief Luft und lief los, so schnell sie konnte. Drüben angelangt, purzelte sie ins Gras und blieb keuchend liegen. Sie hielt sich die Nase mit beiden Tatzen zu. »Ich hasse diese Schwarzpfade«, murmelte sie. »Sie riechen einfach furchtbar! Und irgendwie merkt man immer, dass die Feuerbiester hier andere Tiere getötet haben. Es sind Pfade des Todes. Ich wünschte, die Geister könnten dafür sorgen, dass sie verschwinden.«
Taqqiq schnaubte verächtlich. »Als würden irgendwelche Geister so viel Macht haben.«
»Wartet mal«, wandte sich Toklo warnend an Ujurak und Kallik. »Ich glaube, da kommt ein Feuerbiest.« Er fühlte die Erde unter seinen Tatzen zittern. Die Bärenjungen verkrochen sich schnell im Gebüsch. Toklo sah Kalliks Augen im Licht des vorbeirasenden Feuerbiests funkeln.
»Okay, kommt jetzt!«, rief er, als es außer Sicht war.
Ujurak, Kallik und Toklo stürmten aus dem Gebüsch heraus. Ujurak war der Erste, der es auf die andere Seite schaffte, und er wurde von Lusa mit einem erfreuten Knuff in die Seite empfangen.
Toklo behielt Kallik im Auge, da er nicht wusste, wie viele Schwarzpfade sie während ihrer einsamen Wanderung schon überquert hatte und ob dieser hier ihr vielleicht Angst machte. Mit Genugtuung stellte er aber fest, dass sie entschlossen neben ihm herlief und auch nicht in Panik geriet, als ein weiteres Feuerbiest in der Ferne aufheulte.
Mit leichtem Stolpern landeten sie schließlich im Gras bei den anderen.
»Gut gemacht«, sagte Toklo zu Kallik. »Du bist ganz ruhig geblieben. Jetzt bist du wohl wirklich eine von uns.«
Kallik freute sich über dieses Lob. Sie wünschte sich, er würde eines Tages dasselbe zu Taqqiq sagen.
Toklo starrte an Kallik vorbei und blinzelte erschrocken. Vor ihnen, eine halbe Himmelslänge entfernt, lag eine ganze Ansammlung von Flachgesichterhöhlen, alle mit ähnlich hellen gelben Lichtern, wie sie aus den Augen der Feuerbiester kamen. Bisher waren die Höhlen verborgen geblieben, weil sie in einer Senke lagen, doch jetzt konnte er erkennen, dass der Weg zum Großen Fluss über Flachgesichtergebiet führte.
Er hatte geglaubt, die großen Feuerbiester mitsamt ihren geräuschvollen Höhlen und ihren Hunden seien die größte Gefahr gewesen, die vor dem Fluss auf sie lauerte, doch in Wirklichkeit war das erst der Anfang gewesen.
8. KAPITEL
Kallik
Die Nacht war jetzt endgültig hereingebrochen, auch wenn der Himmel noch von den Lichtern der Krallenlosenhöhlen schimmerte. Kallik kniff die Augen zusammen, um in der Ferne jenseits der Höhlen etwas zu erkennen. Der Rauchberg war nur ein schwarzer Fleck, der den halben Himmel verdunkelte.
Toklo führte die Gruppe am Bach entlang bis zu einer Stelle, wo einige Bäume und mehrere struppige Büsche standen. Kallik knurrte der Magen. Sie sah, wie Lusa einen Zweig von einem der Büsche abbrach und versuchte, darauf zu kauen.
»Igitt.« Lusa spuckte kleine Holzstückchen aus.
»Lasst uns hier die Nacht verbringen«, schlug Toklo vor. »Wir sollten uns ausruhen. Morgen früh können wir dann in Richtung der Flachgesichterhöhlen aufbrechen.« An der Art, wie er dort stand, auf drei Beinen, das vierte angewinkelt, erkannte Kallik, dass er Schmerzen hatte. Sie bekam ein schlechtes Gewissen, weil sie wusste, dass ihr Bruder daran schuld war. Einerseits widerstrebte es ihr, sich den Krallenlosenhöhlen bei Tag zu nähern, andererseits aber wollte sie Toklo auch nicht widersprechen, da er
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