Seekers 03: Auf dem Rauchberg
beschloss Toklo. Plötzlich fielen ihm zwei seltsame schwarze Fellbüschel an Ujuraks Ohren auf. »Ujurak«, sagte er. »Irgendwas stimmt mit deinen Ohren nicht.«
Dann bemerkte er, dass Ujuraks Ohren auch länger und spitzer wurden. Das Gesicht flachte sich ab, die Augen verfärbten sich gelb und nahmen einen katzenhaften Ausdruck an.
Toklo seufzte. »Ist es mal wieder so weit?«
» Mrrrrooaar «, antwortete Ujurak nur. Er hob seine pelzige Tatze und betrachtete sie eingehend, während der Rest von ihm sich in eine große graue Wildkatze verwandelte.
»Was ist das?«, fragte Kallik neugierig, während sie Ujurak von oben bis unten musterte.
»Das ist ein Luchs«, erklärte Toklo. »Ich meine, er … er ist jetzt ein Luchs.«
Ujurak blinzelte und nahm eine geduckte Haltung ein. Er starrte die Bären feindselig an, als würde er sie nicht kennen. Dann wirbelte er herum und verschwand auf leisen Pfoten zwischen den höhergelegenen Felsen.
»Na, wie praktisch«, grummelte Toklo missmutig. »Was hat er jetzt wieder vor?«
»Sollten wir auf ihn warten?«, fragte Kallik.
»Nein, lasst uns nach Beute suchen.« Toklo ging zu Lusa. »Ujurak kann unserer Spur folgen. Dürfte ihm ja nicht schwerfallen, es gibt hier sonst kaum etwas zu riechen.«
»Außer Rauch.« Kallik fing an zu husten, als ein Windstoß den beißenden Geruch von den Felsen zu ihnen trug.
»Lusa, kannst du weitergehen?«
Die Schwarzbärin stand auf und streckte sich. »Ja, denn ich habe meine Übungen gemacht«, antwortete sie. »Hier, sieh mal!« Sie schüttelte nacheinander alle Tatzen und entlockte ihm so ein belustigtes Schnauben.
»Ich glaube, die besten Aussichten haben wir, wenn wir ins Tal gehen«, sagte Toklo. »Wo es Gras und Wald gibt, gibt es meistens auch Beute.«
»Da unten sind Bäume.« Lusa deutete mit dem Kopf auf den Hang unter ihnen. Toklo konnte eine kleine Gruppe von dunklen Kiefern ausmachen, die eng beieinander inmitten einer Wiese standen.
»Und in dieser Richtung riecht es auch nicht nach Rauch«, stellte Kallik fest.
»Vielleicht kommt das daher, dass das Feuer im Innern der Felsen brennt«, versuchte sich Toklo an einer Erklärung. »Und deshalb gibt es weniger Rauch in den grasbewachsenen Teilen des Berges.«
Lusa erschauderte. »Brennende Steine, na ja, das ist mir, glaube ich, immer noch lieber als ein riesiges Flachgesicht, das Bären anzündet. Aber unheimlich finde ich es trotzdem.«
Der vom Felshang hinter ihnen heraufziehende Rauch wurde eindeutig stärker. Offenbar erwachten die geheimnisvollen Feuer nach der Regenpause wieder zum Leben.
»Also los«, beschloss Toklo mit Blick auf die Wiese und machte sich an den Abstieg, vorsichtig auftretend, damit er nicht auf dem Geröll ausrutschte. Sobald sie die Felsen und den Rauch hinter sich gelassen hatten, war der Himmel über ihnen strahlend blau. Toklo hatte, nach all den verregneten und verräucherten Tagen, beinahe vergessen, wie blau so ein Himmel sein konnte.
Ein steiniges Flussbett schlängelte sich auf die Bäume zu, und nach dem vielen Regen war es so voll, dass das Wasser fast über die Ufer trat. Während sie dem Bach folgten, hielt Toklo aufmerksam Ausschau nach Fischen. Sein Magen knurrte lautstark. Hin und wieder stürzte er sich, während die anderen weiterwanderten, ins Wasser, doch er fing nichts weiter als flirrende Schatten.
Plötzlich blieb Lusa stehen. Sie erhob sich auf die Hinterbeine, Nase und Ohren zuckten. »Ich rieche Flachgesichternahrung«, sagte sie.
»Krallenlose!«, rief Kallik aus. »Hier?«
»Warum sollten sie ihre Nahrung bis hier nach oben bringen?«, fragte Toklo.
»Manche Flachgesichter fressen und schlafen gerne draußen im Wald«, erklärte Lusa. »Ich habe gesehen, wie sie kleine Höhlen mit Stöcken aufgestellt haben. Sie machen Feuer, brennen ihre Nahrung an und fressen sie. Danach schlafen sie in flauschigen Häuten, die in den kleinen Höhlen liegen, und am nächsten Tag packen sie alles zusammen und verschwinden wieder.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich hab keine Ahnung, was das Ganze soll. Die Flachgesichter sind seltsam.«
»Mit Absicht Feuer machen«, bemerkte Kallik schaudernd. »Ich werde die Krallenlosen nie begreifen.«
Die drei Bären verharrten eine Weile neben dem Bach und ließen den fremdartigen Geruch von verbrannter Nahrung um ihre Nasen streichen. Toklo stellte fest, dass er von der Baumgruppe herwehte, genau von dort also, wo sie nach Beute hatten suchen wollen.
»Wir müssen etwas
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