Seekers 03: Auf dem Rauchberg
Was in aller Welt soll ich denn da ausrichten? Und was ist, wenn wir gar nicht weiter durch die Berge ziehen sollen? Qopuk hat doch gesagt, es sei gefährlich! Ich hab einfach Angst, dass wir die falschen Entscheidungen treffen. Und ich hab Angst, dass ich scheitern werde, egal, was ich tue. Und am meisten Angst hab ich davor, dass etwas passiert … also, dass euch was passiert, meine ich.« Erschöpft brach sie ab.
Toklo schnäuzelte sie kurz. »Hör mal, du weißt, dass ich nicht an diese Geschichten über böse Geister glaube. Aber falls da wirklich böse Geister waren, die mir und Kallik etwas zuleide tun wollten, nun, dann haben sie’s nicht geschafft. Die guten Geister haben uns geholfen, zur Höhle zurückzufinden. Wenn du an die bösen Geister glaubst, musst du auch an die guten glauben, oder?«
»Ich bin doch nur eine kleine Bärin«, sagte Lusa leise. »Eine nutzlose kleine Schwarzbärin. Ich kann die Wildnis nicht retten.«
»Du bist nicht nutzlos«, widersprach Toklo. »Du hast den ganzen Weg in die Wildnis auf dich genommen, um mich zu finden, obwohl du vorher nie aus dem Bärengehege rausgekommen bist und keine Ahnung hattest, wo du überhaupt hinmusst. Und du bist nicht allein. Wir sind alle bei dir auf dieser Reise. Wenn du tatsächlich die Wildnis retten musst, dann sind wir da und helfen dir. Ist das nicht besser, als wegzulaufen und es auf eigene Faust zu versuchen?«
Lusa legte ihren Kopf auf seine Tatzen. »Na ja, wahrscheinlich hast du recht«, meinte sie.
»Komm zurück, Lusa«, bat Toklo. »Komm mit uns.«
Einen kurzen Moment zögerte die kleine Schwarzbärin. »In Ordnung, ich komme mit«, sagte sie dann. Sie drängte sich näher an ihn, und der warme Honiggeruch, der von ihr ausging, obwohl sie seit Monden keinen Honig mehr gesehen hatten, stieg ihm in die Nase. »Danke, Toklo. Ich weiß auch gar nicht, ob ich tatsächlich weggelaufen wäre. Ich hab hier gelegen und überlegt, ob ich das wirklich will. Ich bin froh, dass du mir nachgegangen bist.«
Sie krochen unter dem Busch hervor und trotteten durch den Regen zur Höhle zurück. Ujurak und Kallik waren ebenfalls wach geworden, standen am Eingang und spähten besorgt in die Nacht hinaus.
»Wir sind plötzlich aufgewacht und ihr wart nicht mehr da!«, rief Kallik und trat zur Seite, um die beiden ins Trockene zu lassen.
»Tut mir leid«, entschuldigte sich Lusa. »Ich konnte nicht schlafen und dachte, ich geh mal ein bisschen raus, um mein Bein zu testen.« Nervös blickte sie Toklo an. Er schüttelte kaum merklich den Kopf, um ihr zu sagen, dass er niemandem verraten würde, was wirklich geschehen war. »Toklo ist mir nachgegangen, das war alles. Aber wisst ihr was? Mein Bein fühlt sich wirklich besser an.« Sie wandte sich an Ujurak. »Das hab ich dir zu verdanken, Ujurak. Ich glaube, du hast recht. Ich bin jetzt bereit, weiterzuziehen.«
Ujuraks Augen glitzerten. »Dann brechen wir morgen früh auf«, verkündete er und ging wieder zurück in die Höhle.
Als Toklo sich zum Schlafen neben Lusa legte, wusste er nicht richtig, was er von der Sache halten sollte. Er war überaus erleichtert, dass Lusa sie nicht verlassen hatte. Aber dass sie so viel Aufhebens um Träume und dergleichen machte, bereitete ihm Sorge. Sie redete schon beinahe wie Ujurak. Und ein Ujurak war nun wirklich genug, wenn man sich auf solch einer Reise befand. Mehr als genug. Es musste der Rauch sein, dachte er, der sie auf seltsame Gedanken brachte. Je schneller sie diese Berge hinter sich ließen, desto besser für alle.
Er schlief schlecht in dieser Nacht. Auch Kallik hatte offenbar schlimme Träume, denn jedes Mal wenn er aufwachte, zuckten ihre Krallen und sie knurrte im Schlaf. Ein anderes Mal, als er aus dem Schlaf aufschreckte, sah er Ujurak am Eingang der Höhle sitzen und zu den Rauchwolken hinaufblicken, die den Mond verdeckten.
Die Berge schienen nachts noch höher aufzuragen. Er dachte an die vor ihnen liegende Wanderung und ihm liefen kalte Schauer über den Rücken. Er schüttelte den Kopf, dann rollte er sich auf die Seite. Anscheinend hatte der Rauch auch ihm die Sinne vernebelt.
Riesige Flachgesichter, die Bären fressen, dachte er. Das ist doch nur eine alberne Gruselgeschichte .
17. KAPITEL
Toklo
Als Toklo am nächsten Morgen erwachte, spürte er Lusas Körper nicht mehr neben sich. Erschrocken setzte er sich auf und blickte in die Runde. War sie doch wieder weggelaufen?
Dann aber hörte er ihre Stimme draußen beim Bach, wo sie
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