Seekers 03: Auf dem Rauchberg
auf.« Er legte sich auf den Bauch und begann mit den Beinen in der Luft zu rudern.
Als er aufschaute, sah er, dass Kallik und Ujurak sich belustigte Blicke zuwarfen. »Amüsiert euch nur«, brummte er. »Aber es könnte helfen. Komm, Lusa.«
Zögernd streckte Lusa sich aus und machte Toklos Bewegungen nach. »Aua«, brummte sie, »das tut weh.«
»Das lässt nach, wenn du’s nur oft genug machst«, ermunterte sie Toklo.
»Ich kann nicht mehr«, klagte Lusa.
Toklo beschloss, dass es für heute erst einmal genug war. Doch am nächsten Tag versuchte er es noch einmal und auch am übernächsten. Er konnte nicht begreifen, warum die sonst immer so nette, leicht zu begeisternde Lusa sich dermaßen schwertat. Er hob sie auf die Tatzen und half ihr, ein paar Schritte zu gehen, während er sie stützte. Jeden Abend probierten sie ein paar Schritte mehr, bevor Lusa sich wieder hinlegen musste. Er war sich sicher, dass sie langsam kräftiger wurde. Aber sie wurde nicht froher, und das war es, was ihm am meisten Sorge bereitete.
Einige Tage später, kurz nach Sonnenaufgang, kam Ujurak zu Lusa und beschnupperte sie von den Ohren bis zum Schwanz. Toklo sah beklommen zu.
»Alles in Ordnung mit ihr?«, fragte er. Lusa sah Ujurak mit blitzenden Augen an.
»Ja«, verkündete Ujurak. »Ich glaube, die Wunden sind ausgeheilt. Du müsstest weiterziehen können, Lusa.«
»Nein!«, sagte sie mit solchen Nachdruck, dass Toklo nur noch verblüfft blinzeln konnte. »Es ist nicht ausgeheilt, Ujurak, bestimmt nicht. Ich glaube … ich glaube, ihr solltet ohne mich weiterziehen.« Bekümmert blickte sie zu Boden.
»Kommt nicht infrage!«, rief Toklo.
»Ohne dich gehen wir nirgendwohin«, erklärte auch Kallik, die sich soeben von ihrem Schlafplatz erhob.
»Du gehörst zu uns, Lusa«, sagte Ujurak sanft. »Wenn du meinst, dass du noch nicht so weit bist, dann warten wir eben noch.«
Lusa scharrte mit den Vordertatzen über den Höhlenboden, ohne etwas zu sagen.
In der folgenden Nacht erwachte Toklo. Er setzte sich auf, rieb sich das Gesicht und überlegte, was ihn geweckt hatte. Ein kühler Lufthauch wehte in die Höhle hinein, der Regen hatte sich zu einem feinen Nieseln abgeschwächt. Er blickte sich um und bekam einen mächtigen Schreck, als er feststellte, dass Lusas Platz leer war. Sie war weg!
Er sprang auf und eilte nach draußen. Hoffentlich war sie nicht in die Rinne gestürzt! Er schnüffelte über den Boden und nahm ihren Geruch auf, der ihn hügelabwärts leitete.Was mochte sie vorhaben?
Er folgte ihrer Spur über einige Bärenlängen am Bach entlang, doch plötzlich hatte er sie verloren. Hektisch blickte Toklo sich um.
Ein paar Schritte vom Bach entfernt stand ein großer Busch mit breiten grünen Blättern. Als Toklo genauer hinsah, bemerkte er eine kleine Gestalt, die sich darunter zusammenkauerte.
»Lusa?«, fragte er leise und kroch näher.
Sie erschrak, und er sah die Trauer in ihren Augen, als sie sich zu ihm drehte. »Oh nein.« Fast schien ihre Stimme zu versagen. »Ach, Toklo, ich kann ja nicht mal richtig weglaufen.«
»Weglaufen?« Toklo starrte sie ungläubig an. »Warum solltest du das tun?« Er kroch zu ihr unter den Busch und schmiegte sich an sie. Er fühlte die Wärme ihres kleinen Körpers, hatte aber den Eindruck, dass sie vor Angst zitterte. Lusa steckte ihre Nase in sein Fell und für einen kurzen Moment schwiegen sie beide.
»Lusa, was ist los?«, fragte Toklo dann.
»Ich schaff es nicht«, erklärte Lusa mit matter Stimme. »Ich kann die Wildnis nicht retten.«
Toklo legte den Kopf schief. »Die Wildnis retten?«
»Ich hatte so einen komischen Traum, bevor ich nach dem Angriff des Feuerbiests wieder aufgewacht bin«, berichtete Lusa. Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus, als sei sie erleichtert, endlich jemandem alles erzählen zu können. »Da war meine Mutter, Toklo, ja, Ashia habe ich gesehen. Und sie sagte zu mir, ich müsse die Wildnis retten. Ich!«
»Es war doch nur ein Traum«, beruhigte sie Toklo.
Lusa schüttelte den Kopf. »Nein, Ujurak sagt, es war keiner. Er sagt, es ist wahr. Aber er verrät mir nicht, was das zu bedeuten hat! Vielleicht weiß er es selbst nicht. Toklo, ich hab Angst. Ich … tut mir leid … in Wahrheit geht es meinem Bein schon viel besser. Bestimmt könnte ich weiterziehen, aber ich weiß nicht, was ich tun soll. Kallik hat mir von den bösen Geistern erzählt und davon, was passiert ist, als ihr zum Jagen wart, und von den brennenden Steinen.
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