Seekers 03: Auf dem Rauchberg
ihnen beistehen? Oder würden die bösen Geister dafür sorgen, dass sie zur Strecke gebracht wurden wie ein elendes Beutetier?
Es wäre zu schön, wenn die Flachgesichter aufgeben würden. Sie hoffte, dass die kühne Überquerung des Wasserfalls ihnen einen Vorsprung verschafft hatte, den die Flachgesichter unmöglich aufholen konnten. Aber sie musste daran denken, wie die Jäger ihre Spuren den Berg hinauf verfolgt hatten. Bestimmt würden sie nicht so leicht aufgeben.
Als die Bären den weiteren Aufstieg in Angriff nahmen, öffneten sich die Schleusen des Himmels und es begann heftig zu regnen.
23. KAPITEL
Kallik
Den ganzen Tag lang strömte der Regen herab. Die Bären mussten durch Matsch und reißendes Wasser stapfen. Immer wieder glitten ihre Tatzen auf den nassen Steinen ab und das Fell klebte an ihren hungrigen Leibern. Kallik konnte sich kaum noch erinnern, wie es war, nicht durchnässt und von Furcht getrieben zu sein. Sie machte sich Sorgen um Lusa, die noch kleiner und zerbrechlicher aussah mit ihrem durchnässten Fell.
Die Bärenjungen machten Rast, um hastig zu fressen, nachdem Toklo eine übel riechende Bisamratte erlegt hatte. Aber obwohl sie furchtbar hungrig war, tat Kallik sich schwer, ihren Anteil zu verschlingen, weil ihre Tatzen danach verlangten, zu laufen, zu laufen und immer weiter zu laufen. Sie würgte das Fleisch herunter, ohne es zu schmecken, dann brachen sie schnell wieder auf.
Ihrer Ansicht nach war es kurz vor Sonnenuntergang, als sie den höchsten Gipfel erreichten, aber bei dem Regen war das schwer zu beurteilen. Zu ihrer großen Enttäuschung gab es hier keinen Schnee, anders als auf einigen der anderen Gipfel ringsum. Aus der Ferne sah er so sauber, weiß und knusprig aus, und sie sehnte sich danach, ihre Tatzen in die eisige Frische zu tauchen. Aber solange sie sich keine Flügel wachsen lassen konnte wie Ujurak, blieben diese Gipfel unerreichbar. Sie steckte hier fest, auf diesem schneelosen, felsigen Berg, mit wunden Tatzen und Krallenlosen, die hinter ihr her waren.
Lusa stieß einen Klagelaut aus, als sie die Bergkämme und Täler in Augenschein nahm, die sich vor ihnen ausbreiteten. »Ich dachte, wir wären schon fast über die Berge rüber«, murrte sie. »Und jetzt scheint es immer noch so weit zu sein.«
»Schwer einzuschätzen von hier aus«, meinte Ujurak, aber seine Stimme klang nicht besonders hoffnungsvoll.
»Lasst uns eine Weile schlafen«, schlug Toklo vor. »Wir kommen nicht mehr weit, wenn wir uns nicht zwischendurch ausruhen.«
Sie waren praktisch ohne Unterbrechung gelaufen, seit sie morgens die Jäger entdeckt hatten. Kallik sank auf der Stelle zu Boden und war im Nu eingeschlafen.
Sie träumte von Krallenlosen mit Feuerstöcken, die näher und immer näher gekrochen kamen, die Gesichter von Rauch und Nebel verschleiert. Ihre Tatzen knirschten auf dem Waldboden. Ihr Geruch kratzte ihr in der Nase, es war ein furchtbarer Geruch, streng und beißend, wie hundert Feuerbiester, die ihr über die Zunge krochen.
Dieser Geruch, der Geruch nach Feuerbiestern. Er war stärker, als er eigentlich sein durfte, hier hoch oben in den Bergen.
Kallik erwachte mit zuckender Nase. Ein blasser Mond hing tief am Himmel, von den dichten Wolken fast verdeckt. Die Freunde neben ihr schliefen fest. Sogar Toklo war zu müde gewesen, um Wache zu halten.
Ihr kribbelte das Fell vor Unruhe. Wie viel Zeit war vergangen? Die Luft fühlte sich grau und kalt an, als würde der Morgen nahen. Und noch immer hatte sie den Feuerbiestergeruch in der Nase.
Kallik drehte sich um.
Da kroch etwas den Berghang hinauf, weit unter ihnen.
»Toklo«, flüsterte sie. Die Dringlichkeit ihrer Stimme weckte ihn auf der Stelle. Er rappelte sich hoch, rieb sich mit den Tatzen über die Augen. Auch Ujurak und Lusa regten sich.
»Da«, zischte Kallik, indem sie auf das kleine, herankriechende Ding deutete. Sie hatte das Gefühl, der Boden unter ihr würde nachgeben, wie Eis, das plötzlich unter den Tatzen wegbricht. Angst und Entsetzen packten sie. »Sie sind es! Sie folgen uns immer noch.« Ein tiefes Knurren stieg in Toklos Brust auf, während er vom Berg herunterstarrte.
»Das ist ein Feuerbiest!« Lusa sprang auf. Alle waren jetzt hellwach. »So eines, wie wir es im Wald gesehen haben. Eines, das den Schwarzpfad verlassen kann!«
»Nur so können sie uns eingeholt haben«, knurrte Toklo wütend.
Von ihrem Standort aus wirkte das Feuerbiest winzig, kaum größer als eine Fliege. Wenn es
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