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Seekers 03: Auf dem Rauchberg

Seekers 03: Auf dem Rauchberg

Titel: Seekers 03: Auf dem Rauchberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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um sich dann aber im nächsten Moment in eine andere Richtung zu stürzen.
    Die windgepeitschten Felsen bildeten einen Schattenstreifen, in dem Lusa beim Laufen nicht so leicht entdeckt werden konnte. Ein Stück voraus sah sie die Baumgruppe, auf die Toklo hingewiesen hatte, doch um dorthin zu kommen, musste sie noch einmal einen Abschnitt offenen Geländes überqueren.
    Lusa überlegte nicht lange. Sie schoss hinter den Felsen hervor und rannte, fast besinnungslos vor Angst, einfach drauflos. Sobald sie nur die Zweige der Bäume spüren würde, wäre sie in Sicherheit. Die Baumgeister würden sie nicht sterben lassen. Sie würden sie vor den Flachgesichtern und ihren Feuerstöcken schützen. Schon einmal wäre sie beinahe gestorben und auch da hatten sie es nicht zugelassen. Schließlich musste sie die Wildnis retten!
    Sie hörte einen Ruf von hinten. Ein Flachgesicht hatte sie entdeckt!
    Peng! Peng! Peng!
    Zischende Todeskugeln flogen an ihr vorbei.
    Lusa heulte auf vor Entsetzen. Sie war fast am Ziel! Die Bäume nur noch eine Bärenlänge entfernt!
    Peng!
    Ein rasender Schmerz explodierte in ihrer Schulter. Sie geriet ins Stolpern, hörte aber nicht auf zu laufen. Sie unterdrückte einen Schmerzensschrei und zwang ihre Tatzen, sie weiterzutragen, den Bäumen entgegen. Die Flachgesichter sollten nicht erfahren, dass sie sie getroffen hatten. Wenn sie wussten, dass sie verwundet war, würden sie glauben, sie sei geschwächt. Aber Lusa musste jetzt stark sein.
    Mit einem mächtigen Satz sprang sie auf den ersten Baum. Als die Krallen ihrer Hintertatzen sich in die Rinde gruben, überließ sie sich ganz ihren Instinkten. Sie erklomm den Baum, so, wie ihr Vater King es sie gelehrt hatte, mit schnellen Sprüngen, behände und entschlossen. Ich bin eine Schwarzbärin! Niemand kann so gut klettern wie wir!
    Dadurch, dass sie sich auf den Baum gerettet hatte, war sie aber natürlich noch nicht in Sicherheit. Feuerstöcke konnten sie leicht vom Boden aus töten, während sie oben in den Ästen hockte wie ein benommenes Eichhörnchen. Sie musste weiter. Lusa dachte an Miki und seine Freunde, die sie bei der Versammlung des Längsten Tages kennengelernt hatte. Sie konnte von Baum zu Baum springen, wie diese Jungbären es getan hatten, und das würde es den Flachgesichtern vielleicht schwerer machen, ihr zu folgen.
    Sie vergeudete keine Zeit damit, sich zu fragen, ob sie das eigentlich konnte. Sobald sie den obersten Ast erreicht hatte, hielt sie Ausschau nach einem kräftigen Ast am nächsten Baum, der nicht weit entfernt stand. Die Angst verlieh ihr zusätzliche Kräfte, als sie den Absprung wagte, und sie spürte kaum den Schmerz, der ihr durch die Schulter schoss.
    Peng!, kam es wieder von den Feuerstöcken. Peng! Diesmal klang es weiter entfernt, aber das trug wenig zu ihrer Beruhigung bei. Lusa bebte vor Angst und Wut. Diese Flachgesichter schossen auf ihre Freunde!
    Ihre Tatzen zitterten ein wenig, als sie zum nächsten Baum sprang, und sie musste ihre Vorderbeine fest um den Ast schlingen, um nicht abzustürzen. Sie verfiel in einen stetigen Rhythmus: Ast prüfen, abspringen, landen, Gleichgewicht finden. Im düsteren Schatten des Waldes war es schwer, sich zurechtzufinden. Aber sie hatte das deutliche Gefühl, dass die Bärenseelen sie anfeuerten, sie leiteten und auffingen, wenn sie sprang.
    Auf halber Höhe einer Kiefer hielt sie inne und lauschte. Alles war still. Keine Feuerstöcke mehr, die knallten, keine Flachgesichter, die riefen, keine Hilfeschreie ihrer Freunde. War das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Wie mochte es den Gefährten ergangen sein? Vielleicht sind sie gefangen worden, während du weggelaufen bist, dachte sie und das Fell kribbelte ihr vor Scham. Aber wir sind alle weggelaufen. Was konnten sie denn anderes tun? Sie begann zu klettern, so hoch es ging. Im Wipfel des Baumes angelangt, schloss sie die Tatzen um den Stamm und spähte hinaus ins Tal. Nichts rührte sich dort unten. Nur noch letzte blasse Strahlen des Mondlichts schlüpften durch die Wolken und warfen Schimmer aufs Gras. Keine Bären zu sehen, auch nicht hingestreckt von den Feuerstöcken. Toklo und Kallik war es offenbar gelungen, sich in Sicherheit zu bringen. Vielleicht warteten sie schon unter der Kiefer und machten sich Sorgen um sie.
    Während sie den Baum wieder hinunterkletterte, hörte sie das Feuerbiest in der Ferne brüllen, irgendwo hinter den Bäumen verborgen. Sie erstarrte und spitzte die Ohren. Es klang,

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