Seekers - Die Letzte Große Wildnis: Band 4 (German Edition)
Verletzung fühlte sie sich enger denn je mit ihren Freunden verbunden. Ujurak braucht unsere Hilfe und Lusa braucht mich auch .
Kallik und Lusa trotteten Seite an Seite durch die Dunkelheit. Bis auf das Seufzen des Windes und den gelegentlichen Schrei eines Nachtvogels war alles still. Auf einer Anhöhe machten sie halt.
»Ich hoffe, wir sind richtig«, murmelte Lusa.
»Das war jedenfalls die Richtung, in der der Schwirrvogel geflogen ist«, erwiderte Kallik. »Er muss ja früher oder später landen.«
Lusa stieß einen schwachen Seufzer aus. »Kallik …«, begann sie. »Da ist etwas, das ich dir sagen muss.«
»Ja?«
»Weißt du noch, mein Unfall auf dem Rauchberg? Als das Feuerbiest mich erwischt hat?«
Kallik nickte.
»Hinterher hatte ich einen Traum. Darin ist meine Mutter aufgetaucht und hat etwas gesagt, das ich nicht verstanden habe. Und ich verstehe es immer noch nicht.«
»Was denn?«, fragte Kallik. Sie wunderte sich zwar, dass Lusa ausgerechnet jetzt davon erzählte, doch ihre Neugier war geweckt.
»Sie hat mir gesagt, ich müsse die Wildnis retten.«
Kallik starrte sie an. »Und du weißt nicht, was sie damit gemeint hat?«
»Nein«, antwortete Lusa kopfschüttelnd. »Aber ich weiß, dass es mit Ujurak zu tun hat. Er hatte auch einen Traum, in dem er denselben Auftrag erhalten hat. Und weißt du noch, dass er gesagt hat, unsere Reise sei noch nicht zu Ende? Also, tief in mir habe ich dasselbe Gefühl. Aber ich weiß nicht, was ich tun soll, ohne Ujurak.«
»Wir werden ihn finden«, versicherte ihr Kallik. Anders als ihre Freundin war sie immer davon ausgegangen, dass ihre Wanderung auf dem Eis zu Ende sein würde. Aber sie hätte Lusa nie im Stich gelassen, egal, wie schwierig es war, Ujurak zu finden.
Zusammengekuschelt dösten die beiden Bärinnen auf dem Berg, bis die Sonne über dem Horizont aufgegangen war. Der blasse Himmel färbte sich nach und nach tiefblau, hier und da betupft mit kleinen weißen Wolken.
Als sie weiterwanderten, erwachten Kalliks Lebensgeister. Lusa schien sich sicher zu sein, dass sie Ujurak finden würden, und das gab auch Kallik neue Zuversicht.
»Ich frage mich, was Ujurak wohl ist, wenn wir ihn finden«, überlegte Kallik. »Ob die Flachgesichter es wohl mit der Angst bekämen, wenn er sich vor ihren Augen in einen Grizzlybären verwandelte?«
Lusa stieß ein vergnügtes Schnauben aus. »Oder in eine Gans, die ihnen plötzlich davonfliegt!«
»Das wäre wunderbar«, schwärmte Kallik. »Dann könnte er uns finden!«
»Ich frage mich, was Toklo gerade macht«, murmelte Lusa.
»Oh, der jagt und macht Kratzspuren in die Bäume wie ein richtiger Braunbär«, erwiderte Kallik. »Du weißt doch, dass er das immer gewollt hat.«
»Und sicher verjagt er dabei alle Schwarzbären«, ergänzte Lusa und lachte. »Vielleicht hat er auch endlich ein Karibu erlegt!«
Sie überquerten einen Bach und folgten ihm zu einem Abhang, der mit struppigen Gräsern bewachsen war. Die Strahlen der Sonne, die hoch über ihnen stand, glitzerten im Wasser. Kalliks Magen knurrte. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, seit sie am Vortag Beeren gefressen hatten, zu müde und entmutigt, um noch Beute zu machen. Es war so ungewohnt, nur mit Lusa unterwegs zu sein. Irgendwie herrschte eine Leere, die sich mit der Jagd oder Gesprächen über Ujurak nicht füllen ließ.
»Ich wünschte, Toklo wäre bei uns«, murmelte sie.
»Ich auch«, erwiderte Lusa.
23. Kapitel
Lusa
Dem Bach um eine Felsnase folgend, gelangten Lusa und Kallik an eine Stelle, an der das Gelände steiler abfiel. Der Bach stürzte in mehreren kleinen Wasserfällen in die Tiefe und mündete weiter unten in einen Fluss.
Als sie näher kamen, sah Lusa, dass der Fluss reißend und tief war. Das Wasser strömte schäumend über die Felsblöcke, die aus dem Strom herausragten. Das andere Ufer, das steil und voller Gestrüpp war, kam Lusa endlos weit weg vor.
»Der sieht mir zu gefährlich aus, als dass wir ihn überqueren könnten«, meinte Kallik, als sie am Ufer standen. »In welche Richtung sollen wir gehen?«
Lusa zögerte, schnupperte in die Luft und sah sich unentschlossen zu beiden Seiten um. »Ujurak hat das am besten gekonnt«, murmelte sie dann. »Er wusste immer, wo wir hinmussten.« Sie ging weiter, bis das Wasser direkt an ihren Tatzen vorüberströmte. »Weißt du noch, was er immer gesagt hat?«, fragte sie. »Man muss alle Möglichkeiten prüfen und spüren, was für ein Gefühl man dabei hat.«
Während
Weitere Kostenlose Bücher