Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt
Mutter, und sie hatte überhaupt keine Kontrolle darüber, in welche Richtung sie schwamm.
»Ihr Seelen der Eisbären!«, japste sie atemlos, während Wasser ihr in Maul und Nase schwappte. »Falls ihr noch nicht in den Himmel hinaufgeschmolzen seid, falls noch einige von euch im Wasser zurückgeblieben sind, bitte helft mir, bevor ihr aufsteigt.« Große Eisstücke, die auf dem Wasser trieben, rammten sie von allen Seiten, während sie immer näher auf die felsige Küste zuschwamm. Sie war fast am Ziel, als sie von einer Welle gepackt und gegen einen großen Felsen geschleudert wurde. Ein gleißender Schmerz schoss durch ihren Körper, sie versuchte ihre Krallen in den Stein zu schlagen und Halt zu finden, doch die Brandung zerrte sie zurück ins Meer, tauchte sie unter. Salziges Wasser schlug über ihr zusammen, verzweifelt kämpfte sie sich wieder an den Felsen heran, versuchte sich mit den Tatzen daran festzukrallen.
Ich darf jetzt nicht sterben! , dachte sie. Taqqiq könnte an Land auf mich warten – vielleicht ist er nur ein paar Bärenlängen entfernt.
Sie musste alle Kraft aufbieten, um sich auf den Felsblock hinaufzuziehen, doch schließlich gelang es ihr, sich aus dem Griff des Meeres zu befreien. Keuchend stand sie auf dem flachen, harten Felsen. Von dort aus konnte sie auf den nächsten Felsblock springen und anschließend über einige kleinere hinwegklettern, bis sie endlich das Land erreicht hatte und ihre Tatzen in den kiesigen, braunen Untergrund einsanken, bei dem es sich wohl um jene Erde handeln musste, von der ihre Mutter ihnen erzählt hatte.
Sie schüttelte sich das Wasser aus dem Fell und atmete tief durch.
Sie hatte es geschafft. Endlich war sie auf dem Festland!
8. KAPITEL
Lusa
Über Nacht hatte es geschneit, der Boden war feucht und machte schmatzende Geräusche zwischen Lusas Krallen. Jedes Mal, wenn sie sich beim Spielen mit Yogi herumwälzte, blieb Erde an ihrem Fell kleben, und wenn sie losrannten, um ihr Fressen in Empfang zu nehmen, zogen sie eine lange Spur des aufgewühlten Morasts hinter sich her.
Lusa schüttelte sich, um einen Teil des Schlamms aus dem Fell zu bekommen. Sie trottete auf ihre Mutter zu, die träge unter dem höchsten Baum lag. Ashia hatte in den letzten Tagen immer weniger gefressen und wirkte allmählich etwas ausgezehrt. Lusa drückte ihre Nase in den Pelz ihrer Mutter, der nicht mehr glatt und glänzend war, sondern fleckig wirkte.
»Mutter?«, flüsterte Lusa. »Geht’s dir gut?«
»Ich erinnere mich an einen Wassertümpel«, sagte Ashia blinzelnd. »Wo ist er? Der war doch genau hier … und da waren noch andere Bären … ein Junges, das Ben hieß, glaube ich …«
»Wie meinst du das?«, fragte Lusa ängstlich. »Hier gibt es keinen Tümpel. Was für ein Junges? Mutter, was ist denn los?«
»Sie denkt an den ersten Zoo, in dem sie gelebt hat«, sagte Stella, die in diesem Moment an Lusas Seite trat.
»Aber warum?«, fragte Lusa. »Gefällt es ihr hier nicht mehr?«
Ashia drückte beide Tatzen an ihre Schnauze und starrte zu Lusa hinauf. »Wer bist du?«, fragte sie. »Du siehst aus wie ich. Wo sind die anderen?«
»Ich bin dein Junges. Erinnerst du dich nicht?«, fragte Lusa flehentlich.
»Sie ist einfach verwirrt«, sagte Stella. »Vielleicht ist sie müde. Wir sollten sie schlafen lassen.«
»Willst du nicht mit in die Höhle kommen?«, bat Lusa ihre Mutter. Die Nacht brach an und innerhalb der Felswände war es viel wärmer als hier draußen. Sie stupste Ashia sanft. »Es ist Schlafenszeit. Lass uns reingehen.«
Ashia bedeckte ihr Gesicht mit den Tatzen, murmelte etwas und rollte sich von Lusa weg.
»Sieht so aus, als möchte sie heute Nacht im Freien schlafen«, stellte Stella fest und machte sich auf den Weg zur Höhle. »Lassen wir sie in Frieden.«
»Was ist mit ihr?«, fragte Lusa.
»Bestimmt nichts Schlimmes«, beruhigte sie Stella. »Wenn sie ernsthaft krank wäre, würden die Flachgesichter kommen und sie mitnehmen, um sie wieder gesund zu machen.«
»Tatsächlich?« Lusa hob den Kopf. »So was können sie?«
»Es sei denn, sie nehmen sie mit und bringen sie nicht wieder zurück«, meinte Stella nachdenklich. »Was dann passiert, weiß ich nicht so genau.«
Lusa scharrte mit den Vordertatzen auf dem Boden. »Ist das bei anderen Bären schon mal vorgekommen?«
»Seit ich hier bin, ein einziges Mal«, erklärte Stella. »Aber das war bei einem Bären, der sehr krank war, und wir waren alle der Meinung, dass seine Seele
Weitere Kostenlose Bücher