Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt
Kieselsteinen bedeckte Flussufer. Toklo gefiel es nicht, wie die anderen Bären ihn ansahen. Irgendwie wirkten sie … hungrig. Einer von ihnen, ein gewaltiges erwachsenes Männchen, stellte sich im Wasser auf die Hinterbeine, um Oka und Toklo entgegenzustarren, während sie sich dem Ufer näherten. Er hatte lange, scharfe Krallen und den größten Schulterbuckel, den Toklo je gesehen hatte. Sein Fell war dunkel vom Wasser und seine Schnauze nass – wahrscheinlich war er nach Fischen getaucht. Er musterte Toklo mit kleinen braunen, unfreundlichen Augen.
Als sie näherkamen, ließ der Bär sich auf die Vordertatzen zurückfallen, sprang ihnen entgegen und versperrte ihnen den Weg zum Fluss.
Oka blieb stehen, und Toklo verkroch sich hinter ihr, wobei er jeden Blickkontakt mit dem großen Bären zu vermeiden suchte.
»Tritt zur Seite«, sagte Oka fest.
»Wie heißt du?«
»Geht dich nichts an«, fauchte sie.
»Ich bin Shoteka«, verkündete er.
»Das interessiert uns nicht«, blaffte Oka. »Geh jetzt aus dem Weg. Dies ist nicht dein Revier – alle Bären dürfen hier jagen. Es sind genug Fische für alle da.«
Shotekas Blick richtete sich auf Toklo. »Es sind nicht die Fische, an denen ich interessiert bin«, sagte er. »Dein Junges ist zu alt, um noch mit dir herumzuziehen.«
»Gar nicht wahr!«, wehrte sich Toklo empört. Er wusste, dass die meisten Jungen mindestens zwei Fischsprungzeiten bei ihrer Mutter blieben. Sosehr er sich auch wünschte, selbstständig zu sein und seine eigenen Entscheidungen zu treffen, war ihm doch klar, dass er noch nicht imstande war, für sich selbst zu sorgen.
Das Grizzlymännchen hob das Kinn und sah Oka herausfordernd an. »Wann wird er sich sein eigenes Revier suchen?«
»Wir sind nur wegen der Fische hergekommen«, erklärte Oka. »Also mach den Weg frei.«
»Es gibt keine Fische in diesem Fluss«, sagte Shoteka grollend.
Oka schnaubte. »Es hat immer Fische in diesem Fluss gegeben! Mit solchen Lügen kannst du uns nicht verscheuchen.«
Unerschrocken setzte sie sich in Bewegung. Der andere Bär machte Platz, zeigte aber deutlich seinen Widerwillen, indem er seine Tatzen wütend über die Kieselsteine sausen ließ. Toklo trottete hinterdrein und hielt sich dicht bei seiner Mutter.
Als sie Shoteka gerade passieren wollten, stürzte er sich auf Toklo. Er hatte die Zähne gefletscht und Toklo spürte einen Schwall heißen, fauligen Atem auf seinem Fell. Er erstarrte.
Schon aber war Oka zur Stelle. Sie erhob sich brüllend auf die Hinterbeine und hieb mit den Krallen auf das Grizzlymännchen ein, während Toklo hinter ihr abtauchte. Shoteka stolperte rückwärts, dann ergriff er die Flucht und stapfte in den Fluss zurück. Einige der anderen Bären sahen sich schnaubend an. Toklo hörte, wie einer von ihnen bemerkte, dass es nicht ratsam sei, sich zwischen eine Mutter und ihr Junges zu stellen, und da ergriff ihn eine Woge des Stolzes und der Erleichterung. Seine Mutter war so stark! Es tröstete ihn zu wissen, dass sie für ihn einstand, auch wenn er nicht Tobi war.
Oka ging ein Stück flussaufwärts, so weit weg von Shoteka wie möglich. Toklo folgte ihr ins seichte Wasser, und fast verschlug es ihm den Atem, als dessen eisige Kälte durch sein Fell drang. Das hier war etwas ganz anderes als die Bäche im Tal. Dieses Wasser hatte viel mehr Kraft. Er konnte sich gut vorstellen, dass alte Bärengeister darin entlangbrausten. Runde, weiche Steine bewegten sich unter seinen Tatzen. Er sah, wie der aufgewühlte Schlamm des Flussbettes aufstieg wie dichter Nebel, während er hindurchwatete.
Toklo drehte sich im Kreis und lief spritzend zu seiner Mutter, begierig, endlich mit dem Fischen anzufangen. Weiter flussabwärts sah er einen Bären mit einem großen, zappelnden Fisch im Maul, der im Sonnenlicht glitzerte. Andere Bären näherten sich ihm, als würden sie überlegen, ob dieser Fang es wert war, einen Kampf zu riskieren.
Aber Oka machte keine Anstalten zu fischen. An der Schlaffheit ihrer Schultern und der Bewegungslosigkeit ihrer Tatzen konnte er erkennen, dass sie nicht auf Fische lauerte, die vorbeigeschwommen kamen. Stattdessen starrte sie ins Wasser und sprach mit sanfter Stimme:
»Sei vorsichtig, mein Kleiner«, hörte Toklo sie sagen. »Du hast eine lange Reise vor dir.« Ihr Kopf senkte sich, bis die Nase fast ins Wasser tauchte. »Ich bitte euch, ihr Wassergeister, passt auf ihn auf. Er ist so klein und müde, und er ist es nicht gewohnt, allein zu
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