Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt

Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt

Titel: Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
Vom Netzwerk:
weiter vorne sah sie einige seltsame, hohe Gebilde, größer sogar als ein erwachsener, auf den Hinterbeinen stehender Eisbär. Kallik näherte sich ihnen langsam und vorsichtig, für den Fall, dass sie sich feindselig zeigen würden, aber sie blieben still stehen, selbst als sie ganz dicht herangekommen war. Anscheinend konnten sie sich auch gar nicht bewegen, denn ihre Tatzen waren in der Erde eingegraben. Kallik schnupperte. Sie erkannte den scharfen, frischen Geruch wieder, den sie schon vom Eis aus wahrgenommen hatte.
    Sie stellte sich auf die Hinterbeine und legte die Vordertatzen auf eins der festen, reglosen Gebilde. Es hatte dieselbe Form wie die Vorderbeine ihrer Mutter, war jedoch dicker und reichte bis in den Himmel hinauf. Und es war braun, wie die Erde unter ihren Tatzen. Weiter oben teilte es sich in mehrere Arme, an denen etwas befestigt war, das an Federn erinnerte. Die Federn hatten eine Farbe, die Kallik in dieser Schattierung nicht kannte, aber es schien ihr, als könnte sie ein Bestandteil der Meeresfarbe sein. Sie überlegte, ob dies vielleicht das »Grün« war, von dem ihre Mutter gesprochen hatte.
    Sie ließ sich wieder auf alle viere fallen und schnüffelte um den Fuß des seltsamen Gebildes herum. Grüne Haare drangen aus der Erde rund um dessen Tatzen hervor, und schlagartig wurde Kallik klar, dass dies Gras sein musste. Es war anders, als sie es sich nach der Beschreibung ihrer Mutter vorgestellt hatte. Sie hob den Kopf und musterte noch einmal das hohe Gebilde. Es roch wie das Gras – lebendig, aber nicht wie Fleisch, und es lagen Duftnoten von Erde, Himmel und Regen darin. Ihre Mutter hatte ihr erklärt, dass es »Pflanzen« waren, die so rochen. Und dies war also vielleicht ein »Baum«, wie sie ihn beschrieben hatte.
    Kallik fühlte sich ein bisschen besser, nachdem die Welt um sie herum mit ein paar neuen Namen ausgestattet war. Nisa hatte immer wieder vom Festland gesprochen, daher brauchte Kallik nur die Erzählungen ihrer Mutter mit dem zusammenzubringen, was sie jetzt mit eigenen Augen vor sich sah.
    Auf der anderen Seite des Baumes war ein Loch, wo die Erde zwischen den Wurzeln abgesunken war. Kallik zwängte sich zwischen ihnen hindurch und fand sich unvermittelt in einem kleinen Unterschlupf wieder, umgeben von Erdwänden, die sie an die Schneehöhlen erinnerten, die ihre Mutter mitunter gebaut hatte. Selbst wenn ein ausgewachsener Eisbär sie hier aufstöberte, würde er nicht durch die Wurzeln passen, um an sie heranzukommen. Sie grub ihre Krallen in den Boden und verteilte die Erde so, dass ein bequemer Schlafplatz für sie entstand. Zwar gefiel es ihr gar nicht, wie das bröckelige, braune Zeug an ihren Tatzen klebte und sich in ihrem Fell verfing, aber damit würde sie sich wohl abfinden müssen, bis der Feuerhimmel vorbei war.
    Kallik rollte sich zusammen und legte die Schnauze auf die Tatzen. Draußen funkelten die Sterne am Himmel und genau über ihrem Kopf sah sie den hellsten von allen, den Wegweiserstern. Sein Anblick tröstete sie. Auch wenn sie während des Feuerhimmels keinen Zugang zu den Eisseelen hatte, war doch wenigstens der Wegweiserstern immer für sie da. Sie erinnerte sich an die Erzählung von dem Ort, an dem das Eis immer gefroren war und die Bären tanzten. Wenn der Wegweiserstern Bären dorthin geleiten konnte, konnte er dann nicht auch sie, Kallik, zu Taqqiq führen?
    Es dauerte nicht lange, dann fielen ihr die müden Augen zu, und der Schlaf überkam sie, bevor sie noch weiter darüber nachdenken konnte.
    Im hellen Licht des nächsten Morgens hob sich Kalliks Stimmung, als sie aus der Höhle kletterte. Die Bäume rauschten und flüsterten beinahe wie die Bärenseelen im Eis und all die neuen Farben und Formen ringsum glitzerten im Schein der Sonne. Ihre Mutter wäre bestimmt stolz auf sie gewesen, wenn sie gewusst hätte, wie weit sie schon gekommen war, so ganz auf sich allein gestellt. Wo immer Nisa jetzt sein mochte, sie sollte wissen, dass Kallik nach ihrem Bruder suchte.
    »Ich werde ihn finden, Mutter«, murmelte Kallik. »Wir werden wieder zusammen sein und es wird alles gut.«
    Ihr Magen knurrte lautstark, als wolle er sie darauf aufmerksam machen, dass es erst einmal Dringenderes zu tun gebe.
    »Hast ja recht«, antwortete sie ihm scherzhaft. »Wollen mal sehen, was wir hier finden.« Sie wusste, dass es keine Robben auf dem Festland gab, aber ihre Mutter hatte gesagt, dass man auch Beeren, Gras und andere Pflanzen fressen könnte. Kallik

Weitere Kostenlose Bücher