Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt
Flachgesichterhöhle kauerte. Der Rücken des Tieres war gekrümmt, sein langer Schwanz steil nach oben gerichtet und sein orangefarbenes Fell gesträubt. Es fauchte sie an und kreischte noch einmal, wobei es eine Reihe von winzigen, scharfen Zähnen zeigte.
Lusa war verdutzt, aber auch belustigt. Das Wesen kam knapp auf ein Viertel ihrer Größe. Wenn sie wollte, konnte sie es ganz einfach niederschlagen. Aber sie bewunderte seinen Mut, also zog sie sich zurück und kletterte über den nächsten Zaun.
Erneut fand sie sich in einer Art Gehege wieder. Hier gab es auch ein Tier, aber ein ganz anderes, mit einem lauten, furchterregenden Bellen. Dieses Tier hatte schon viel eher Lusas Größe als das vorige. Es stürmte auf sie zu, das geifernde Maul weit aufgerissen. Lusa stand wie angewurzelt, gebannt von den schimmernden Zähnen und der heraushängenden, rosafarbenen Zunge. Doch als es nur noch eine Bärenlänge von ihr entfernt war, schien es, als würde es mit einem Ruck zurückgerissen. Jaulend kam es zum Stehen.
Eine lange Kette spannte sich hinter dem Wesen und hielt es zurück, obwohl es mit aller Macht an ihr zog, mit den Tatzen nach Lusa ausschlug und wie wild bellte.
Lusa stellte sich schnaubend auf die Hinterbeine. »Leg dich nicht mit mir an!«, knurrte sie, obwohl sie wusste, dass das Tier sie nicht verstehen konnte.
Zu ihrer Überraschung war das Wesen schlagartig still und ließ sich auf den Boden sinken. Lusa stolzierte an ihm vorbei, achtete aber darauf, dass sie außerhalb der Reichweite der Kette blieb.
Der nächste Zaun führte sie zu einem winzigen See inmitten eines grasbewachsenen Geheges. Lusa tappte darauf zu. Konnte das einer von den Seen sein, die Oka erwähnt hatte? Er war kleiner, als Lusa ihn sich vorgestellt hatte. Beim Näherkommen sah sie, dass keine Erde auf dem Boden des Sees lag, sondern harter, weißer Stein wie in ihrer Höhle im Bärengehege.
Lusa beugte sich vor und schnupperte. Ob man dieses Wasser trinken konnte? Es hatte einen scharfen Geruch, dennoch streckte sie die Zunge heraus und tauchte sie vorsichtig ein.
Igitt! Lusa spuckte aus und wischte sich die Zunge mit den Tatzen ab. Das schmeckte ja überhaupt nicht wie echtes Wasser! Das konnte nicht der See sein, von dem Oka gesprochen hatte. Außerdem fehlten auch die beiden anderen, die daneben liegen sollten.
Nachdem sie über den nächsten Zaun geklettert war, stand sie endlich wieder auf dunklem, offenem Gelände, an dem entlang ein Pfad verlief. Tief durchatmend hielt sie erst einmal inne und blickte hinauf zum Himmel, um nach dem Bärenwächter Ausschau zu halten. Aber da hinten vor dem orangefarbenen Horizont zeichnete sich ein Berg ab! Er sah aus wie eine Bärenschnauze, genau wie Oka es beschrieben hatte. Und er war riesig! Viel, viel größer als die Felsblöcke im Bärengehege! Bestimmt würde sie ziemlich schnell dorthin gelangen. Er war so groß, dass er nicht weit weg sein konnte. Der Bärenwächterstern leuchtete genau über dem Berg, als würde er auf sie warten.
Lusa lief die ganze Nacht hindurch, immer bereit, sofort Schutz zu suchen, sobald Flachgesichter oder Feuerbiester sich näherten. Doch als die Sonne aufging, schien sie dem Berg noch immer nicht näher zu sein als zu Beginn ihrer Wanderung. Sie war zu müde, um noch weiterzugehen, und jetzt bei Tageslicht konnte sie auch allzu leicht von Flachgesichtern entdeckt werden. Sie musste einen geeigneten Platz zum Schlafen finden. Erschöpft ging sie den Pfad entlang, bis sie einen Zaun erblickte, der von weit mehr Grünzeug überragt wurde als all die anderen. Wenn es dort Büsche und Bäume gab, musste dazwischen auch ein gutes Versteck zu finden sein. Sie kletterte über den Zaun und landete auf der anderen Seite inmitten von dichtwachsendem Gestrüpp und Schlingpflanzen.
Die Ohren gespitzt, damit ihr nur ja keine Geräusche von Flachgesichtern entgingen, schob sich Lusa durch das Gewirr der Zweige und Ranken bis zu dem Ende der Umzäunung, das am weitesten von der Flachgesichterhöhle entfernt war. Hier fand sie eine Stelle, wo drei dicht belaubte Büsche so eng zusammenstanden, dass der Hohlraum zwischen ihnen von außen nicht zu sehen war. Sie kroch unter den Zweigen hindurch, schaufelte ein wenig Erde beiseite und machte sich ihren Unterschlupf so bequem wie möglich.
Sobald sie sich in ihrem Versteck eingerichtet hatte, wurde sie von Müdigkeit übermannt. Sie streckte sich aus und war wenig später fest eingeschlafen.
Kurz nach
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