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Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt

Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt

Titel: Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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Einbruch der Dunkelheit erwachte Lusa vom Knurren ihres Magens. Noch nie im Leben hatte sie einen solchen Hunger verspürt. Es war, als hätte jemand ihr Inneres mit einer riesigen Tatze leergeschaufelt. Lusa rappelte sich hoch und steckte die Nase nach draußen, ob die Luft rein war. Soweit sie erkennen konnte, waren keine Flachgesichter oder fremden Tiere in der Nähe. Allerdings roch sie etwas anderes … etwas sehr Verlockendes!
    Sie folgte ihrer Nase durch das Rankengewirr bis zur Seite der Flachgesichterhöhle. Der Geruch kam aus zwei großen Behältern, die an der Wand standen. Sie sahen ein bisschen aus wie die Eimer, in denen die Fütterer das Essen brachten. Auf leisen Sohlen schlich sich Lusa heran.
    Sie legte die Vordertatzen auf den Rand des einen Behälters und steckte ihre Nase hinein. Eine Woge von köstlichen, seltsamen, verwirrenden Gerüchen schlug ihr entgegen. Lusa wühlte sich durch zerknitterte, scharfkantige und flauschige Dinge, bis sie auf einen Happen Fleisch stieß. Er schmeckte ein bisschen sauer, war aber besser als nichts. Weiter unten fand sie außerdem noch ein paar vergammelte Bananenstücke und Brotreste, an die sie allerdings nur heranlangte, wenn sie sich weit in den Behälter hineinbeugte. Plötzlich kippte er mit lautem Getöse um und der Inhalt ergoss sich auf den Boden. Lusa blickte auf und sah Licht vor der Höhle angehen. Ein Flachgesichterbrüllen ertönte von drinnen. Es klang nicht sehr freundlich, nicht wie der aufmunternde Ruf von jemandem, der sich darüber freute, dass Lusa sich aus seinem Vorrat etwas zu fressen holte.
    Lusa rannte zum Zaun, schwang sich hinüber und lief die Straße entlang. Sie hörte nicht auf zu laufen, bis sie den überwucherten Ort weit hinter sich gelassen hatte.
    Als sie endlich in einen langsameren Schritt verfiel, bemerkte sie, dass fast vor jeder Flachgesichterhöhle entlang des Pfads dieselben Behälter standen. Schnuppernd ging sie an ihnen vorbei, bis sie zu einer Höhle kam, neben der keine Feuerbiester kauerten. Vorsichtig schlich sie sich an die Behälter heran, stellte sich auf die Hinterbeine und steckte die Nase hinein. Eine dünne, weiße Haut umschloss den Inhalt, aber die konnte sie leicht mit den Krallen aufschlitzen, sodass sich weitere zerknitterte, glänzende und knautschige Dinge in den Behälter ergossen. Um sich weiter hineinlehnen zu können, stützte sie sich auf den Rand auf, doch daraufhin kippte der Behälter um und rollte laut scheppernd auf den Pfad.
    Bestürzt sprang Lusa zurück. In der Nähe stand ein kleiner Baum, der zwar längst nicht so hoch war wie die Bäume im Bärengehege, aber trotzdem als Versteck dienen konnte. Sie kletterte hinauf und klammerte sich an den obersten Ast, um erst einmal abzuwarten.
    Nichts geschah. Keine Flachgesichter kamen herausgerannt, um sie anzuschreien. Nach langem Warten schlich Lusa sich wieder von dem Baum herunter und begann in dem Durcheinander der Dinge zu stöbern, die aus dem Behälter herausgefallen waren. Einiges von dem, was sie für fressbar hielt, schmeckte entsetzlich. Sie biss auf einen schwarzen Klumpen, spuckte ihn sofort wieder aus und wischte sich angewidert die Zunge ab. Doch dann erregte ein anderer Geruch ihre Aufmerksamkeit, und sie wühlte weiter, bis sie einige kurze Kartoffelstäbe fand, die ziemlich fettig schmeckten. Sie verschlang sie und leckte sich anschließend die Tatzen sauber. Möglicherweise war das das Köstlichste, was sie seit langem gegessen hatte.
    Am nächsten Morgen versteckte sie sich in einem kleinen, waldartigen Gelände, wo dichte Büsche sie vor den Blicken der Flachgesichterjungen verbargen, die tagsüber dort herumliefen und spielten. Als sie in der folgenden Nacht weiterzog, behielt sie den Bärenschnauzenberg im Blick und bewegte sich, soweit es ihr möglich war, in seine Richtung. Oft musste sie jedoch größere Bögen um Flachgesichterhöhlen schlagen, um hellen Lichtern oder dem Bellen und Kreischen von Tieren auszuweichen. Wenn so das Leben in der Wildnis aussah, dann konnte sie nicht begreifen, warum King es immer in so düsteren Farben geschildert hatte, soweit er überhaupt bereit gewesen war, darüber zu reden. Es war doch kinderleicht! Sie hatte zu fressen, fand immer einen Unterschlupf und wusste, in welche Richtung sie gehen musste.
    Als sie in der dritten Nacht erwachte, hingen die Wolken tief und hüllten die Welt in Nebel ein. Sie konnte weder die Sterne noch den Berg sehen, sie konnte kaum die Tatzen vor ihren

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