Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt
versuchte, darauf zu stehen, fuhr ihr der Schmerz erneut durch alle Glieder. Sie würde sich ein sicheres Versteck suchen müssen, damit die Tatze heilen konnte.
Der feuchte Dunst haftete an ihrem Fell, als sie aus dem Gebüsch humpelte, um eine offene Grasfläche unweit des Feuerbiestpfads anzusteuern. Dort war es nicht so geschützt wie in einigen der Umzäunungen, die sie schon als Ruheplatz genutzt hatte, doch das Gras war sehr hoch – fast so hoch wie sie selbst – und am hinteren Ende, nahe eines Zaunes, standen drei Bäume eng beisammen. Lusa verkroch sich zwischen ihren ausladenden Wurzeln und leckte weiter an ihrer Tatze.
Sie blieb dort drei Tage lang, bis sie wieder laufen konnte. Tagsüber hörte sie das Brüllen der vorbeirasenden Feuerbiester. Waren sie zornig, weil sie Nahrung aus ihrem Revier gestohlen hatte? Lusa konnte nur hoffen, dass sie den Pfad nicht verließen, um nach ihr zu suchen.
Zum Glück schien es nicht viele Flachgesichter in dieser Gegend zu geben. Zwar sah sie mehrere der kreischenden Pelztiere durch das Gras schleichen, aber die konnten sie wittern und hüteten sich, in ihre Nähe zu kommen. Sie fühlte sich ganz flau vor Hunger und Schmerzen. Alles lief falsch! Wie sollte sie je den Bärenschnauzenberg erreichen, geschweige denn Toklo finden, wenn sie dorthin gelangt war? Wenigstens konnte sie noch den Bärenwächter von ihrem Versteck aus sehen. Es war ein Trost zu wissen, dass der Stern sie immer noch beschützte.
Als die Nacht anbrach, in der Lusa ihre Wanderung wieder aufnehmen wollte, war der Himmel wolkenbedeckt, sodass keinerlei Sterne zu sehen waren. Sie setzte sich auf und richtete ihre Nase auf den Punkt am Himmel, wo ihrer Überzeugung nach der Bärenwächter stehen musste. Sie konnte ihn nicht sehen, aber aus irgendeinem Grunde wusste sie, dass sie in die richtige Richtung blickte. Es war wie ein Zupfen am Fell, als würde sie von einer unsichtbaren Kraft in diese Richtung gezogen. Genau in diesem Moment trieben die Wolken etwas auseinander und für einen kurzen Augenblick leuchtete der Bärenwächter am nachtblauen Himmel. Gleich darauf war er schon wieder verschwunden, aber Lusa hatte genug gesehen. Solange sie wusste, wo der Stern stand, konnte sie sich nicht verlaufen!
Sie stand auf und tastete behutsam ihre wunde Tatze ab. Sie tat noch weh, aber nach ein paar Schritten entschied sie, dass sie gehen konnte, wenigstens ein Stück weit. Nachdem sie eine Weile gelaufen war, setzte leichter Regen ein, der die Luft mit einem frischen, reinen Duft erfüllte.
Es gab deutlich weniger Flachgesichterhöhlen in dieser Gegend. Die wenigen, die sie sah, waren von großen Grasflächen umgeben und zwischen ihnen befanden sich kleine Waldgebiete. Das grummelnde Geräusch der Feuerbiester wurde leiser, je weiter sie wanderte. Die Stille gefiel ihr, machte sie aber auch ein wenig nervös. Sie wusste nicht recht, wie sie etwas zu fressen finden sollte, wenn sie die Höhlen der Flachgesichter hinter sich gelassen hatte.
Gegen Morgen ließ der Regen nach. Ringsum roch alles grün und lebendig und endlich einmal gab es jede Menge Versteckmöglichkeiten. Zunächst aber wollte sie etwas zu fressen finden. Ihre letzte Mahlzeit waren die Kartoffelstäbchen aus dem Revier der Feuerbiester gewesen und allmählich konnte sie sich kaum noch auf den Tatzen halten vor Hunger und Erschöpfung.
Vorsichtig trottete sie auf die nächstgelegene Flachgesichterhöhle zu. Im rosafarbenen Licht des frühen Morgens wirkte sie still und abweisend. Kein Geräusch drang aus dem Innern und kein Licht fiel durch die Fenster. Ein hoher Holzzaun zog sich um die Grasfläche und knapp dahinter standen hohe Bäume.
Lusa begab sich schnuppernd zur Rückseite der Höhle, wo sie einen der großen Behälter fand. Dieser hier hatte einen Deckel, der ziemlich festsaß. Sie grub ihre Krallen unter den Rand und zog mit den Vordertatzen. Der Behälter kippte um und dabei löste sich der Deckel. Das Scheppern war recht laut, doch im Innern der Höhle regte sich dennoch nichts. Vielleicht waren die Flachgesichter unterwegs, um nach Beute zu jagen. Sie schob ihre Schnauze in den Behälter und zog eine kleine, mit allerlei Dingen prall gefüllte Haut heraus. Nachdem sie diese aufgerissen hatte, breitete sie den Inhalt vor sich aus und beschnupperte jeden einzelnen Gegenstand.
Etwas klapperte hinter ihr und Lusa wirbelte herum. Auf den hinteren Stufen zur Höhle stand ein männliches Flachgesichterjunges. Er sah genau
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