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Seekers - Feuer im Himmel - Band 5

Seekers - Feuer im Himmel - Band 5

Titel: Seekers - Feuer im Himmel - Band 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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zurückkehrt. Kommt mit. Es geht uns bestimmt gleich besser, wenn wir es warm haben.«
    Als sich Toklo auf die Tatzen hievte, zuckte er zusammen. Vorsichtig hob er erst die eine, dann die andere Vordertatze und leckte sie ab. Kallik sah die Schnitte und ihr fiel ihr wieder das Blut auf dem Eis ein, dort, wo Toklo versucht hatte, zu den Robben zu gelangen. Hoffentlich zog es nicht die Aufmerksamkeit anderer Eisbären auf sich. Für sie war das Blut noch Himmelslängen weit weg zu wittern.
    »Kannst du laufen?«, fragte Lusa besorgt.
    »Natürlich!«, entgegnete Toklo gereizt. »Das sind doch nur ein paar kleine Kratzer.« Als Kallik voranging, straffte er sich und folgte ihr.
    Nach einer Weile hörte sie ihn leise zu Lusa sagen: »Nächstes Mal fange ich eine Robbe, ganz bestimmt. Ich habe sie fast gehabt.«
    »Mir ist es egal, wer eine Robbe fängt«, erwiderte Lusa leise, »wenn es nur jemand tut, und zwar bald!«
    Kallik packte wieder das schlechte Gewissen. Was war sie für eine Eisbärin, dass sie nicht einmal eine Robbe fangen konnte? Sie war nicht in der Lage, sich um ihre Freunde zu kümmern. Aber sie war auch wütend auf Toklo und Lusa. Sie mussten ihr nur eine Chance geben! An Land war sie ihnen vertrauensvoll überallhin gefolgt, auch dann, wenn Toklo die Beute, hinter der er her war, nicht fing. Er war schließlich auch nicht vollkommen!
    Sie erinnerte sich gut, wie es ihr anfangs im Wald und im Grasland ergangen war. Sie hatte geschwitzt und war sich schmutzig, erbärmlich und fehl am Platz vorgekommen. So ähnlich musste es ihren Freunden auf dem Eis jetzt gehen. Lusa vermisste bestimmt die Bäume, die Kallik eingeengt hatten wie eine Falle. Hier war sie frei, hier konnte sie in jede Richtung gehen, ohne dass ihr etwas im Weg stand. Lusa und Toklo dagegen mussten sich ausgeliefert vorkommen wie eine Schnecke auf einem Felsen, so ohne jede Deckung. Es war kein Wunder, dass sie sich verloren fühlten.
    Während sie mit den Vordertatzen ein Loch in den Schnee grub, blickte Kallik zum endlosen Horizont. Die Weite spendete ihr Trost. Der Mond ging gerade auf und warf sein Licht aufs Eis. Sein silberner Schein reichte vom höchsten Punkt des Himmels bis zum gefrorenen Ozean und wieder zurück. Toklo und Lusa hatten sich während ihrer Wanderung an Land zu Hause fühlen können. Jetzt war Kallik an der Reihe.
    Zufrieden betrachtete sie die Höhle, als sie fertig war. Wenigstens das konnte sie richtig gut. Toklo krabbelte mit einem Brummen hinein, das sie als Dankeschön verstand.
    »Geh nur hinein und ruh dich aus.« Kallik stupste Lusa in die Höhle. »Du siehst sehr erschöpft aus.«
    »Ich bin auch erschöpft«, brummte Lusa. Kallik musterte sie. Lusa sah so abgekämpft aus, wie Kallik sie noch nie gesehen hatte. Dabei waren sie an diesem Tag gar nicht weit gewandert. Fehlte ihr etwas? War sie krank?
    Lusa bemerkte Kalliks besorgten Blick und gab ihr einen sanften Nasenstüber. »Keine Angst, Kallik, das wird schon wieder. Wir müssen uns nur erst an das Eis gewöhnen, das ist alles.«
    »Klar.« Kallik nickte verständnisvoll.
    »Und schau mal!«, rief Lusa, als sie die funkelnden Sterne am Himmel sah. »Die Bärengeister! Schau nur, Kallik. Sie lachen uns an. Sie wollen, dass wir hier sind.«
    Die beiden Bärinnen lehnten sich aneinander und beobachteten die tanzenden grünen und goldenen Lichter. Doch Kallik juckte der Pelz. Die Lichter waren heute blasser, die Farben schwächer. Hieß das, dass sie weiter weg waren? Verließen die Geister sie etwa?
    Wahrscheinlich schlafen sie nur, sagte sie sich und gähnte. Wenn auch sie erst ein wenig geschlafen hatten, würde die Welt gleich wieder freundlicher aussehen.

7. KAPITEL
    Ujurak
    »Pukak!«, klang blubbernd eine Stimme durchs Wasser. »Pukak! Bist du das?«
    Ujurak drehte sich um. Sein Kopf dröhnte noch von der Begegnung mit dem Feuerbiest. Daher brauchte er einen Augenblick, bis er das Belugaweibchen richtig wahrnahm, das da auf ihn zuschwamm. Sie war ihm zwar gänzlich unbekannt, doch ihre Augen glänzten hoffnungsvoll. Er folgte ihr vom aufgewühlten Pfad des Feuerbiestes in ruhigere Gewässer. Das Surren entfernte sich, doch das Meer stank noch immer nach Öl und war mit einer unnatürlichen Wärme erfüllt.
    »Pukak?«, wiederholte der Wal und schwamm um Ujurak herum.
    »Nein, tut mir leid«, entgegnete Ujurak, als ihm klar wurde, dass das ein Name war. »Ich heiße Ujurak.«
    »Oh«, sagte das Weibchen und ließ sich ein wenig von ihm wegtreiben.

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